Hier schreibe ich kritisch über Selbstliebe und meine Entstehungsgedanken von Selbstcourage, aus der Verzweiflung heraus, weil das Konzept der Selbstliebe bei mir nicht funktionierte.
Teil 1/2 zum Thema Selbstliebe
Inhalt:
1. Selbstliebe – etwas gegen das man doch nichts einwenden kann
1.1. Deinen Nächsten lieben wie dich selbst
2. Humanistische Selbstliebe sehe ich kritisch
5. Fazit
Dieser Text ist nochmals ausdrücklich unter Persönlicher Meinung gekennzeichnet, wie natürlich mein ganzer Blog. Weil ich aber doch viel von meinen eigenen Gedanken und meiner persönlichen Lebensgeschichte äussere, erwähne ich dies hier sicherheitshalber nochmals explizit.
In all den ambulanten und stationären Psychotherapien, die ich aufgrund meiner jahrelangen Essstörung machen musste, wurde mir immer wieder Selbstliebe und Selbstannahme ans Herz gelegt, ja schon beinahe gepredigt. Man liest es auch so schön in vielen Ratgebern. Und ich gebe zu, es sprach mich auch an. Besonders, weil "zu sich selber Ja sagen", "sich selbst Gutes tun", so schön einfach klingt und Selbst und Liebe ja positive Wörter sind.
Alles logisch und schön auf den ersten Blick. Doch das absolute JA zu sich, mit all dem Scheiss den man mit sich mitbringt? «Ja» zu meiner Selbstzerstörung? Ich litt unter meiner Sucht, ich litt unter meinem Verhalten und unter meiner Selbstwahrnehmung und trotzdem, sollte ich alles liebevoll Be-ja-en; wie zynisch. Natürlich ist ein positives Selbstbild gut, doch ich denke, entmutigte Menschen können vieles, nur nicht «Ja» zu sich und ihre Situation sagen (wollen). Sie leiden, darum schreit es laut «Nein» in ihnen! Ich fühlte mich über jede Form von Selbstliebe im ersten Moment vielleicht beruhigt, doch in meinem Leid zu tiefst unverstanden und nie ernst genommen. Sich einfach selber lieben sei ein Schlüssel zur Zufriedenheit. Also für mich damals unerreichbar weit entfernt.
Ich litt 8 Jahre an der Ess-Brechsucht. Ich hatte also, mit und ohne Betreuung, intensive «Selbstliebe» praktiziert und es half kein bisschen. Zudem ist bei Sucht, Lust und Verwöhnen, sich etwas gönnen, Selbsttröstung ein grosser Aspekt des selbstzerstörerischen Kreislaufs. Und das, was allgemein unter Selbstliebe verstanden wird, fördert leider diesen Teil erheblich.
Du bist aber nicht krank, denkst Du? Nein vielleicht nicht, aber wenn Du Dir Kuchen oder Alkohol, einen langen, faulen Filmabend, sündhaft teure Klamotten, Leasing, Sonstiges etc. zur «Belohnung» genehmigst, «weil man sich auch mal selbst lieben muss», tust Du Dir nicht wirklich einen Gefallen. Verstehe mich nicht falsch, diese Dinge sind Dir nicht verboten, aber es ist falsch, diese mit Selbstliebe zu rechtfertigen. Gut, vielleicht definierst Du Selbstliebe anders als ich. Vielleicht ist Selbstliebe für Dich das, was ich unter Selbstachtung verstehe, dann wären wir uns einig. Unsere allg. verstandene «Selbstliebe» ist aber meistens eher Verwöhnen, Ersatzliebe und somit sehr heuchlerisch, dass ist meine Meinung. Wir gönnen uns etwas, von dem wir eigentlich wissen, dass es uns unter dem Strich nicht guttut oder nichts bringt. Darum verbietet wir es uns ja auch für gewöhnlich. Aber am Freitagabend, nach dieser harten Woche, haben wir es uns verdient, oder? Wer wären wir, dass wir uns das auch noch verbieten würden. Unter dem Selbstliebeaspekt dürfen wir es uns ja trotzdem mal gönnen. Das mag bei einem Feierabendbier ja noch harmlos sein, aber hast Du ein Laster bereits entwickelt, wird es meist nicht bei diesem "einen" Bier bleiben.
Oder wir haben eine gescheiterte Beziehung hinter uns und der andere muss ja ein Idiot sein, wenn er uns nicht will bzw. so schlecht behandelt (nicht weil wir zulassen, dass der andere uns so behandelt). Wir haben sowieso etwas besseres verdient, weil wir sind ja besser. Mit genügend Selbstliebe überwinden wir das schon. Entschuldige mein Zynismus.
Selbstliebe, ...weil wir es uns wert sind (Werbeslogan von L'Oréal Paris).
Ganz ehrlich, erst als ich zu Jesus Christus fand und endlich Entscheidendes für mein Leben verstand, habe ich angefangen «Selbstliebe» in Gottes Sinne zu praktizieren und wurde so wieder gesund! Ich nenne es aber nicht Selbstliebe, sondern Selbstcourage. Es hat viel mehr mit Selbstachtung und Selbstachtsamkeit zu tun.
Wenn ich sage, dass mir Gott geholfen hat, dann spreche nicht von dem Gott, den man sich mit ein bisschen Yoga und Esoterik zurechtbastelt und auch nicht vom «verstaubten», oder dem ungnädige Gott. Ich meine auch nicht den von der katholischen Lehre, denn ich verehre keine Engel, nicht mal Schutzengel, ich glaube auch nicht an die «heiligen Maria». Sondern, ich glaube alleine an Gott den Allmächtigen aus der Bibel, an den Heiligen Geist und an Jesus Christus von Nazareth, der am Kreuz für uns alle starb und wieder auferstand. Es ist wichtig, dass ich das so genau sage. Ich glaube an das Alte und Neue Testament, an beide, nicht nur an eines von beiden.
Für mich bedeutet «Selbstliebe» in Gottes Sinne, Selbstcourage, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, weil ich mich gegenüber demjenigen verantworten möchte, der mich bedingungslos liebt. D. h. die Bedürfnisse meines Geistes, meiner Seele und meines Körpers ernst zu nehmen und zwar als Christ unter dem Aspekt, dass ich nicht nur mir nicht selbst gehöre, sondern auch Gott.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, der in euch lebt und euch von Gott geschenkt wurde? Ihr gehört nicht euch selbst, denn Gott hat einen hohen Preis für euch bezahlt. Deshalb ehrt Gott mit eurem Leib! Bibel, 1. Kor. 6, 19-20
Ich möchte auch zu Ehren Gottes leben, weil dafür mein ganzes Sein im Letzten geschaffen wurde. Das glaube ich. Das gelingt mir natürlich nicht immer und oft vergesse ich das sogar. Aber es ändert nichts an der Lebensrichtung, die ich eingeschlagen habe. Ich beziehe mich auf IHN. Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Wir beziehen uns immer auf etwas oder jemanden. Und das macht etwas mit uns, beeinflusst uns, ob wir wollen oder nicht. Sogar der höchste Selbst-verliebte, der Narzisst, bezieht sich auf sich selbst.
Ich habe für mich verstanden, klassisch propagierte Selbstliebe, ist im Grunde eine Liebe, die sich auf sich selbst bezieht, sie verschenkt sich an sich selbst. Wie grosszügig! Sie hat keinen anderen Bezugspunkt, auch keinen liebevoll korrigierenden, ausser das eigene Selbst. Ich konnte da nicht raus, denn mein Leben drehte sich als Atheistin ehrlicherweise meistens nur um mich. Da war kein höherer Wert, ein höheres Du, dass mich wirklich tief und nachhaltig hätte in Frage stellen können, was Liebe eben manchmal auch tut. Selbsttranszendenz nennt das Raphael Bonelli, Neurowissenschaftler und Psychiater.
Da ich mich mit meinem Problem grundsätzlich arrangiert habe und unter dem Strich gut damit klar kam, ausser dass ich natürlich darunter litt und nicht aufhören konnte, hatte ich keine entscheidende Motivation, keine Kraft und keinen Willen aus dem Teufelskreis auszusteigen. Wozu auch? Da war nur Lebensmüdigkeit. Meine Sucht, war ja auch eine Not- bzw. Lebenshilfe für ein Grundproblem, dass die Welt nicht lösen konnte. Die Sucht hat die Lücke in meinem Leben, für die Gott vorgesehen war, ausgefüllt. Darum habe ich sie wirklich gebraucht.
Wenn Du nun bisher ohne Gott unterwegs bist, stellt sich die Frage, was in Deinem Leben Gottes Position einnimmt? Vielleicht bist Du sogar mit Gott unterwegs und an irgend einer Stelle in deinem Leben kannst Du ihm seine Position (noch) nicht geben. Das wird dann stellvertretend von etwas anderem ausgefüllt, das wohl aber nicht ganz befriedigen kann. Mit seiner Position meine ich, dass ich mich nach dem richte, was er mir rät, nicht was ich für gut befinde, in Beziehungen, in der Sexualität, im Beruflichen, Finanziellen, Work-Life-Balance, etc. Mit Gott änderte sich, zumindest für mich, alles. Ich bekam neue Orientierungspunkte für ein gutes Leben.
Jesus machte mir klar, dass ich einen freien Willen habe, den Gott hoch achtet! Jede Entscheidung die wir treffen, respektiert er, selbst wenn es bedeutet, dass wir uns damit schaden und nichts von ihm wissen wollen. Er traut uns jedoch zu diese Verantwortung des freien Willens zu tragen, sonst hätte er uns einfach einen Instinkt, wie den Tieren gegeben! Aber dann wäre eine freiwillige Liebe, auch zu Gott, nicht möglich.
Diese Verantwortung des freien Willens, unsere Entscheidungsmacht, ist eine Lebensaufgabe. Jesus war der erste, der mich nicht für meine Umstände bedauerte, sondern mir mein Leben zutraute! Er war der erste, der mich und meine Entscheidungen ernst nahm, ohne zu werten. Ich brauchte Gottes aufrichtiges "Ja" zu mir als seine Schöpfung, seine aufrichtige Liebe und seine aufrichtige Gerechtigkeit, die mein falsches Verhalten mit klaren Konsequenzen zuliess, ohne mich zu verwöhnen, zu beschönigen und ohne mir in meinem Fehlverhalten was zu gönnen. Dieses "Ja" konnte ich mir nicht selbst geben. Diese Akzeptanz des Schöpfers beinhaltet Würde, die ich nicht hatte. Gott konnte mich aufrichten, weil er höher und grösser ist als ich. Er gab mir Werte, die mir Orientierung gaben. Jesus begegnete mir aufrichtig und so ehrlich, wie Menschen das vermutlich gar nicht können. Du brauchst Gott, weil du wahrhaftige Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit brauchst, meiner Meinung nach.
Wir alle wollen Wahrheit, doch aufrichtige Ehrlichkeit macht uns allen Angst.
1.1. Deinen Nächsten lieben wie dich selbst
Ich könnte dieses Kapitel auch nennen: Das wichtigste Gebot. Es gibt diesen berühmten Satz in der Bibel auf den sich Christen in Bezug zur Selbstliebe gerne berufen, weil in keinem anderen Vers die Rede von Selbstliebe ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst." Er wird, meiner Meinung nach, aber oft falsch ausgelegt. Die Bibel spricht viel vom Egoismus des Menschen, aber nie von fehlender Selbstliebe, das sagt schon einiges aus!
Die Frage nach dem höchsten Gebot
Da aber die Pharisäer hörten, wie er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach: Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: "Du sollst lieben Gott, deinen HERRN, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte." Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. (Bibel, Matth. 22, 34-40)
Eine weitere Stelle zur Verdeutlichung:
Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes
Seid niemand nichts schuldig, als dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; dich soll nichts gelüsten", und so ein anderes Gebot mehr ist, das wird in diesen Worten zusammengefasst: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Denn Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. (Bibel, Röm. 13,8-10)
Im Bibeltext von Matthäus ist der Satz: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst", grammatikalisch kein Befehl, sondern ein Vergleich. Die Art von Liebe, die hier erwähnt wird, wird mit «agape» (die göttliche, uneigennützige, sich aufopfernde Liebe) bezeichnet. Diese Art von Liebe ist nie auf sich selbst bezogen. Im Prinzip heisst es: "Du sollst Dich für Deinen Nächsten aufopfern, uneigennützig hingeben, so wie Du Dich für Dich selbst aufopferst."
Zudem wird im Matthäustext von zwei Geboten gesprochen, die sich gleich stehen. Erstens sollst Du Deinen Herrn Gott lieben und zweitens deinen Nächsten. Sonst würde es ja drei Gebote heissen, also Gott, Deinen Nächsten lieben und Dich selbst, das tut es aber nicht.
Es ist auch verwirrend, weil wir für Liebe nur eine Bezeichnung kennen, die Bibel aber u. a. drei verschiedene Liebesarten: agape, philia und eros. Selbstliebe lässt sich hier wohl maximal mit philia, der freundschaftlichen Liebe rechtfertigen, also sich selber ein liebender Freund sein. Aber ich weiss nicht, ob wir uns wirklich freundschaftlich helfen können, wenn wir uns ja selbst ins Schlamassel gebracht haben. agape und eros, der leidenschaftlich begehrende und gewährende Liebe, sind definitiv keine Optionen.
Selbstliebe und Würde
Selbstliebe wird ja gerne damit in Verbindung gebracht, dass wir dadurch einen besseren Selbstwert erlagen können. Individualpsychologisch können wir Selbstvertrauen tanken, wenn wir Beitragende sein können, also auch im Sinne der Nächstenliebe, in der Gemeinschaft mitwirken. Doch ich denke nicht, dass wir, von uns aus, uns selber einen Wert zusprechen können, weder durch eigene Leistung, noch durch eigene Liebe.
Das wäre auch ganz schlecht mit dem Konzept der Würde vereinbar. Aristoteles drückt es wie folgt aus: "Würde besteht nicht darin, dass man Ehre besitzt, sondern in dem Bewusstsein, dass man sie verdient." Würde ist der Achtung gebietende Wert, der einem Menschen innewohnt. Entweder wir verhalten uns würdig oder eben nicht.
Aspekte der Würde sind:
Selbstachtung
Unantastbarkeit
Gleichheit
Selbstbestimmung
Ich glaube, in der Anmut wohnt der Mut zur dieser Würdeorientierten Haltung. Dort können wir sie erkennen. Anmutig sind für mich die Menschen, die sich ihrer Würde bewusst sind, weil sie erkannt haben, dass dieser Wert der Würde ihnen unantastbar zugesprochen wurde und nicht in Frage gestellt werden kann. Sie achten sich darum selbst. Sie wissen, dass der Mensch mit seinem freien Willen grundsätzlich selbstbestimmt lebt, dass dies auf jeden von uns zutrifft und wir darum alle gleichwertig sind. Wieder in diese Würde kommen zu wollen ist für mich Selbstcourage nicht Selbstliebe. Ich brauche dazu Demut, Courage und keine verklärte Liebe.
Da hat jemand uns zuerst geliebt, sich zuerst an uns verschenkt und Wert zugesprochen. Jemand der grösser und höher ist als wir, jemand der würdigen kann.
"Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns: Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat."
1.Joh. 4,19
Es gäbe nichts was wir tun könnten, um uns wertvoller zu machen, auch nicht in den Augen Gottes. Wir erhalten unseren Wert, weil wir Gottes Schöpfung sind. Gott ist wie der berühmte Mahler und wir sein Kunstwerk. Ohne den Künstler, wären wir bloss ein schönes Bild, doch der Künstler gibt uns den Wert. Das zu erkennen ist die Basis um die «Selbstliebe» in Gottes Sinn zu entwickeln, die "Liebe" zu seinem Werk, ein Respekt gegenüber dem eigenen Sein, das uns so selbstverständlich erscheint.
2. Humanistische Selbstliebe sehe ich kritisch
Unsere allgemein verstandene Selbstliebe findet ihre Wurzeln wohl in der Lehre des Humanismus und der Wissenschaft der Psychologie. Ich will gar nicht sagen, dass diese Lehren kompletter Mist sind. Ich bin ein bekennender Fan von Wissenschaft, gerade auch von Psychologie und Philosophie, doch darin fehlt ja oft Gott im Zentrum. Und weil die Theorien im Letzten nicht von Gott her gedacht werden, denke ich, funktionieren sie auch nicht bis ins letzte. Wir müssen unseren Hersteller fragen, was gut für uns ist, nicht selbst irgendwelche Annahmen machen. Das ist natürlich meine Meinung als Christ.
In der Wissenschaft wird sehr vieles beobachtet, gemessen und aufgrund von dessen, Theorien, Hypothesen und Erklärungen abgegeben, was wirklich faszinierend ist. Aber schlussendlich sind es Beobachtungen, die von uns Menschen als Fakten Interpretiert werden, bis neue Erkenntnisse dazu kommen und sich die vermeintlichen "Fakten" wieder ändern. Interpretation von Fakten ist in etwa so wie Christen die Bibel auch auslegen. Sie interpretieren Verse, die auch als biblische Fakten gelten. Daraus können Lehren entstehen, wie z. B. die Psychologie und der Humanismus - Theologie. Wenn man einer Lehre glauben schenkt und sie als etwas Absolutes annimmt, entwickelt sich daraus das eigene Weltbild oder Lebensansicht. Es wird ein Lebensfundament auf dem man steht und alles aufbaut. Wenn dem Menschen Gott im Zentrum fehlt, rückt meistens sein Ego oder der Mensch an sich z. B. mit seiner Wissenschaft ins Zentrum und das ist nicht so gut für uns. So bezieht sich die Liebe dann im Letzten auch auf dieses Zentrum und wir können nur bei der Menschen(möglichen)liebe bzw. "Selbstliebe" landen.
Aber auch wenn ein Mensch mit Gott unterwegs ist, muss er immer auf etwas bedacht sein: Wir sollten uns um Gott kreisen und nicht er um uns. Letzteres ist bei "toxischer Religiosität" der Fall, jedoch nicht bei echtem Glauben. Wir werden dann ein bisschen grössenwahnsinnig, hochmütig, leiden unter einer Über-Bedeutung und glauben dann Dinge können und erreichen zu müssen, die uns nicht oder nur sehr schwer möglich sind.
Sich zuerst selber lieben
Erich Fromm war der Begründer der Neo-Psychologie und ein Schüler Siegmund Freuds. Er verfasste 1956 das Werk "Die Kunst des Liebens" (The Art of Loving) und verfasste die Theorie, dass Menschen zuerst sich selbst lieben müssten, um andere lieben zu können. Selflove first! Die Bibel geht aber davon aus, dass wir uns sowieso lieben und fordert uns daher wohl direkt auf unseren Nächsten zu lieben. Man muss dazu erwähnen, dass Fromm Gott als grausamen Diktator wahrnahm, weil er überzeugt war, dass Gott Kain dazu getrieben haben soll Abel zu erschlagen. Dass dieses Gottesbild seine Gottesbeziehung erschwerte, liegt auf der Hand.
Dieses Bild des grausamen Gottes aus dem Alten Testament haben viele Leute und ich nehme es ihnen nicht übel, weil man Gott kennenlernen muss um ihn zu verstehen, zu erkennen, dass es auch der selbe Gott ist wie im Neuen Testament.
Nun, so sprangen auch andere Psychologen wie Carl Rogers und Abraham Maslow auf diesen Zug von Erich Fromm auf und so verbreitete sich immer mehr diese Gotteswahrnehmung und die Lehre der Selbstliebe in Kirche und Christliche Events hinein, wo das Thema Selbstliebe hochgejubelt wird. Es ist sehr ansprechend keine Frage, aber ich denke, es ist nicht ganz richtig.
Ich bin überzeugt, Gott will schon, dass wir positiv über uns denken, sehr sogar! Wiedergeboren zu werden bedeutet u. a. auch der Wandel des negativen zum positiven Selbstbild des Gottgeschaffenen und Gottgewollten Menschen. Wir sind Gottes Schöpfung und deshalb an sich grossartig! Unser Körper ist ein Meisterwerk, dass kannst Du Dir nicht ausdenken!
Was wir nun aus unserem Dasein daraus machen, ist etwas anderes. Das verrückte ist ja, dass wir uns selbst total ablehnen und trotzdem wunderbar Selbstliebe praktizieren können! Wir können uns selbst, in Sinne der agape-Liebe, an uns selbst verschenken und dieses Geschenk in die Tonne werfen.
Die Lehrer der Selbstliebe irren sich, wenn sie nicht Gott, sondern den Menschen selbst ins Zentrum des Menschen setzten, davon bin ich überzeugt. Dafür wurden wir nicht erschaffen. Das Hauptproblem des Menschen ist nicht, dass er sich selbst zu wenig Liebe schenken würde, dass er Gott und seine Gedanken über uns zu kurz kommen lässt, schon eher. Ziemlich oft glauben wir ja Gott gar nicht zu brauchen. Wir als Christen müssen aufpassen, dass unser heutiges Evangelium nicht in der Selbstbestätigung und letztlich in einer christlichen Selbstgerechtigkeit endet. Unsere persönlichen Gefühle sind nicht der Kompass für Wahrheit und ein Massstab für diese Welt.
Die Sinnfrage hat viel mit unserem Glauben zu tun, mit diesem Zentrum oder Fundament, wo wir unser Weltbild oder Gottesbild aufbauen, von dem wo wir in dieser Welt überzeugt sind, auch von dem, was Liebe ist. Die klassischen Humanisten sind für mich im Grunde Atheisten und umgekehrt. Eigentlich ist man ja als Atheist im heutigen Zeitgeist Humanist, ausser man schustert sich irgendwas anderes zusammen. Doch glauben müssen wir Menschen an irgendetwas, Gesellschaftliche Werte prägen uns und eine Gesellschaft besteht nun mal aus "Humanoiden", also Menschen. Selbst wenn wir an nichts glauben wollen, glauben wir an dieses Konzept des Nichts.
Die Lehre des Humanismus kann unterschiedlicher nicht sein, zu dem was die Bibel über uns sagt.
Humanismus:
der Mensch ist das reine Produkt der Evolution, souvivor of the fittest!
er hat einen guten Kern in sich
die Umwelt formt ihn und macht ihn schlecht, wenn er schlecht geraten ist (Erziehung, Religion, Gesellschaft)
doch mittels Selbstverwirklichung oder Selbstentwicklung ist es ihm möglich sein Gutes zu entfalten
Bibel:
Gott war Schöpfer des Menschen: "Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen." Gen 2, 7
In der Bibel steht zuerst, als Gott den Menschen schuf, „und siehe, es war sehr gut“. Danach kam die Sünde (Zielverfehlung) hinzu und wir lesen u. a.: „Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an.“ 1. Mo 8,21
Im Epheserbrief 4, 22-23 heisst es „Legt von euch ab den alten Menschen (Sünder) mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn.“
Erneuerung des Geistes, also Charakterentwicklung, geschieht durch Busse und Umkehr (Zielkorrektur). Das Ziel ist die Jesus-Nachfolge, Gottesbeziehung, die Gebote und Weisheit der Bibel, «So wird auch im Himmel Freude herrschen über einen Sünder, der zu Gott umkehrt – mehr als über neunundneunzig andere, die nach Gottes Willen leben und es deshalb gar nicht nötig haben, zu ihm umzukehren.» Luk 15,7
Das ist eine sehr stark verkürzte Fassung. Humanismus ist aber tatsächlich eine Lehre unabhängig von einem Schöpfer, ohne einen Wegweisenden Gott. Alles liegt in des Menschen Hand und doch ist sein Da-sein ohne konkreten Verantwortungsauftrag. Denn wenn er schlecht geraten ist, war die Umwelt schuld und wenn kein konkreter Anlass zur Selbstentwicklung da ist, passiert auch nichts, ausser der Evolutionszufall macht was es zufällig will. Weil, jeder kann ja machen was er will, solange es die Gesellschaft zulässt. Doch auch dann passiert nichts, wenn der Mensch in der Gruppe, die Masse, nicht will.
Der Mensch muss sich nicht ändern, wenn er nicht will, das respektiert sogar Gott. «Leben und leben lassen», so das Motto. Man kann auch sagen «es ist mir egal, was mit dir ist, solange du mich nicht störst». Das ist Scheinfrieden und überhaupt nicht liebevoll. Das Da-sein wird jedem selbst überlassen.
Interessant wird es ja jetzt mit Feminismus, der Klimabewegung, Veganismus und der Woke-Kultur, wo ja nicht gesagt wird, es ist mir egal wie Du lebst. Im Gegenteil, hier wird Dir gerne auch mal moralisch-aggressiv gesagt, wie Du zu leben hast! Aber da geht es ja dann auch nicht wirklich um den anderen, sondern darum, dem anderen die eigene Weltsicht aufzudrücken. Da ist ein neues intolerantes Desinteresse am andern. Der Klerus im neuen Zeitgeist-Gewand.
Ja, man kann auch sagen, wer Desinteresse als Gesellschaftsform praktiziert, kennt denn Menschen nicht. Dem Menschen ist es nicht möglich so zu leben, denn unsere einzelnen Interessen interagieren miteinander. Es ist unmöglich, dass es für jeden passt, wenn jeder machen und mitreden kann wie er will, mit seinen Vorstellungen über gut und schlecht. So entstehen Streit und Kriege. Wo endet Toleranz und wo beginnt das Desinteresse am anderen? Desinteresse, ob tolerant oder nicht, ist keine Liebe. Wir Menschen werden krank in der Einsamkeit, brauchen die Gemeinschaft miteinander, ein Gegenüber, darum kann des Menschen Lösung nicht im einzelnen Individuum gefunden werden.
Im Humanismus hat der Menschen, meiner Meinung nach, kein konkreter Sinn, kein Auftrag. Er erklärt der Menschliche Ursprung als evolutionsbedingt zufällig, seine Umwelt ebenso. Solche Menschen erkennen ihr moralisch-ethisches Gut-Empfinden oft in «gut für mich und mein Denken» und Schlecht-Empfinden in «schlecht für mich und mein Denken» und nehmen dies gerne als gegebene Tatsache hin. Es gibt keine andere Moralische Instanz ausser den Menschen. Gerne wird auch vermischt, dass in jedem Guten etwas Böses steckt und in jedem Bösen etwas Gutes (Yin-Yang-Prinzip).
Da das Ego, das Selbst des Menschen, im Zentrum seines Seins steht, was logische Folge ist, wenn es nichts anderes relevantes gibt, kommt die Frage: Für was lebe ich den, wenn nicht für mich und meine moralischen Vorstellungen? Es ist logisch nachzuvollziehen, dass eigene Träume, Wünsche und Vorstellungen Sinnerfüllung und Selbstwert geben müssen. Selbstverwirklichung und Gefühle werden zum einzigen Kompass im Leben. Das ist ja grundsätzlich nicht schlecht oder verwerflich. Ich weiss nur nicht wie zufrieden es einen macht. Wehe das Schicksal greift da dazwischen! Was wird dann aus dem Menschen, wenn er nicht mehr nach Selbstverwirklichung streben kann? Wo bleibt dann seine Würde, sein Sinn?
Liebe und Gerechtigkeit
Nun oft erst, wenn das bekannte "Schicksal" im Leben des Atheisten zuschlägt und der Mensch merkt, dass er nicht immer und überall Herr der Lage ist, kommt die Frage nach Gott und vor allem nach realer Gerechtigkeit. Da in der Selbstliebens-Gesellschaft die Frage nach echter Liebe unbeantwortet bleibt, da zu viel Desinteresse herrscht, wird diese auch gerne mit irgendeiner Halbgottheit beantwortet. «Gott ist Liebe, nur reine Liebe zu mir». Agape, diese Gottesliebe, ist ja auch bedingungslose, einseitige, befreiende und auf andere zentrierte Liebe. Das ist auch so schön, denn das verlangt überhaupt nichts von uns, ausser sich von Gott lieben zu lassen und zwar nur dort, wo wir es gerade wollen. Da findest Du keine Ehrfurcht. Daher führt dies meistens nicht zu einer echten, fruchtenden Gottesbeziehung, geschweige Heilung.
Der Mensch ist, selbst unter Gottesliebe, immer noch sehr selbstgerecht und moralisch. Wir sind es uns heute in modernen Zeiten überhaupt nicht gewohnt vor etwas Grösserem echte Demut zu zeigen! Das behaupte ich jetzt einfach, weil das meine allgemeine Beobachtung im heutigen Zeitgeist ist. Nur bei Naturkatastrophen, werden wir wieder etwas demütig und ehrfürchtig. Doch selbst da glaubt der Mensch das Klima retten zu können. Kommt unsere Seele dann doch auf den Gedanken, dass es Dinge ausserhalb unseres Handlungsspektrum gibt, werden wir offener für den Gott, der nicht nur Liebe ist, sondern auch Gerechtigkeit.
Unser Leben braucht nicht nur Gottes Liebe, sondern auch seine Gerechtigkeit. Es ist diese Mischung aus Gnade und Barmherzigkeit, die ihn ausmacht und nach der unsere Herzen sich sehnen, diese Orientierung, die sie brauchen. Denn was ist schon Liebe ohne Gerechtigkeit? Doch es fordert uns auch ganz schön heraus, denn Gott sieht uns als fähige, rechtschaffende Geschöpfe, die mit ihrem freien Willen Verantwortung übernehmen können. Wir müssen sogar, denn wir sind würdige Wesen. Freiheit verlangt Verantwortung. Ganz schön unbequem.
In Gerechtigkeit steckt das Wort Recht drin. In der Liebe Gottes steckt also sein Recht, das uns in der Bibel offenbart und erklärt wird. Aus der biblischen Sicht ist der Mensch für Gott tod in Sünde und Übertretung (Bibel, Eph. 2,1). Sünde bedeutet Zielverfehlung. Wir sind für Gott in der Sünde wie tod, weil wir Gottes Vorgaben im Ziel verfehlt oder übertreten haben. Und jeder wird so geboren. Adam und Eva haben sich und die ganze Menschheit gegen Gott versündigt, darum können wir nicht mehr direkt bei Gott sein. Diese Blutsünde gilt für alle, das ist Gottes Recht. Der Mensch musste im Paradies wählen können, ob er sich für oder gegen Gottes Gebot entscheidet, sonst wäre seine Liebe zu Gott gar nie freiwillig gewesen, wenn es keine andere Möglichkeit gegeben hätte.
Du kannst jetzt Deine Argument hervor holen, die gegen die biblische Erzählung sprechen oder Du versuchst Dich Mal darauf einzulassen. Wenn es nicht stimmt, hast Du ja nichts verloren und kannst dann allen erzählen, dass Du recht hattest. Du siehst, wenn es Gott wirklich gibt, wird er Dir immer die Möglichkeit offen lassen gegen oder für ihn zu sein, weil ihn Deine Meinung interessiert.
Wenn wir nun zu Lebzeiten keine Beziehung zu ihm aufnehmen, uns nicht zu ihm bekennen und im Geist wiedergeboren werden, bleiben wir für Gott halt wie tot, so als ob er für uns nicht existiert. Das bedeutet für uns als Konsequenz der Sünde, dass wir nach dem körperlichen Tod unser Dasein im Feuersee verbringen werden. Das sage nicht ich, davon erzählt die Bibel. «Das ist ja furchtbar und grausam von Gott! Unmöglich, dass der mich lieben kann!» denkst Du vielleicht empört. Ja, es ist grausam und unverständlich für uns Menschen. Das ist auch furchtbar für Gott, denn er liebt jeden Menschen, aber es ist eben auch gerecht! Wenn alles toll ist, selbst das Böse, weil alles nur mit Liebe beantwortet werden kann, dann gibt es keine Gerechtigkeit. Der Mensch hat sich gegen Gott versündigt und weil Gott so heilig ist, kann er keine Sünde bei sich zulassen. Deshalb muss dann auch ein von ihm geliebtes Kind von ihm gehen. Er verwöhnt nicht, er ist gerecht. Lieben, Barmherzigkeit heisst nicht inkonsequent (nicht gerecht) zu sein.
Der Teufel war ein sehr hoher, wunderschöner Lichtengel und hatte sich noch vor dem Menschen gegen Gott versündigt. Er wollte wie Gott sein. Und so musste auch Gott ihn von sich schicken. Jetzt hat aber Gott für die Menschen eine Lösung gefunden, die er für den Teufel nicht wollte. Da Jesus (Gottes Sohn) als Mensch für unsere Sünden durch seinen Tod am Kreuz stellvertretend bezahlte, können wir nach dem Tod wieder zu Gott in Himmel und bereits zu Lebzeiten eine Beziehung zu ihm pflegen. Er will das Gute, was vorher durch die Sünde tod war und nun wieder lebendig ist, neu in Dir wachsen lassen, dass wir damit anderen dienen können. Die Bibel nennt das die Früchte des Heiligen Geistes (Gal 5,22-26 Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung). Die Liebe kommt von Gott.
Das Jesus uns Menschen erlöst hat, passt dem Teufel nicht, denn er ist und bleibt verloren. Darum hasst er uns Menschen, weil Gott uns so liebt. Dem Teufel geht es nie um uns. Man nennt Satan deshalb auch den Ankläger, weil er unentwegt bei Gott auf unsere Sünden hinweist. Haben wir nicht Jesus im Leben, der für alles bezahlt hat, muss Gott ihm Recht geben. Doch Gott hat für uns Menschen wieder Gerechtigkeit hergestellt, vorausgesetzt wir nehmen Jesus an, denn es heisst: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Bibel, Joh. 14, 6). Das ist ganz wichtig und macht den Christlichen Glauben auch so schwierig für die Toleranz-verherrlichende Gesellschaft. Jesus schliesst alles andere aus und beansprucht den alleinigen Weg zu Gott. Das passt nicht so zu Diversity. Sehr herausfordernd!
Der Mensch ist nicht gut
Der Mensch ohne Gott ist unfähig Gott zu suchen und Gutes zu tun (Bibel, Röm. 3, 11-12). Deshalb zeigt sich Gott uns erst, wenn wir offen für ihn werden. Er respektiert unser Desinteresse und unsere Selbstliebe(-sucht), selbst wenn er mit uns mitleidet. Der ungläubige Mensch ist ein Rebell und Feind Gottes (Bibel, Röm. 5,10). Weil der Humanismus so anders über den Menschen spricht, als die Bibel, sieht sich der Selbstliebende Mensch mit sich im Lebenszentrum logischerweise bedroht, wenn an seiner Stelle Gott stehen könnte und er sich nach ihm richten müsste. «Wie gross bist du um klein sein zu können?» , fragte mich mal Gott als junge Christin, weil ich sehr damit zu kämpfen hatte, nicht mehr in meinem Leben an erster Stelle zu stehen. Ich kann diese inneren Kämpfe oder Diskussionen mit Gott sehr gut nachvollziehen. Trotzdem wollte ich seinen Segen, so wie Jakob, der mit dem Engel um Gottes Segen kämpfte! (Gen 32,23–33)
Der Mensch ist böse, verhasst und andere hassend (Bibel, Titus 3,3).
Er ist durch und durch egoistisch: Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, schändlich, haltlos, zuchtlos, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Ausschweifungen mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide! (Bibel, 2.Timo. 3,2-5)
Zugegeben, es ist ein wenig krass formuliert. Ich habe mir auch gedacht, ich bin aber nicht nur so! Ich kann aber nicht sagen, dass ich das gar nicht wäre. Ich behaupte jeder von uns kennt Missgunst, Neid und Eifersucht und was noch alles aufgezählt ist. Der Mensch kann auch offensichtlich gut sein, das stimmt, doch Gott prüft unsere Herzen und kommt zu einem anderen Schluss. Du kannst die Motive von Dir und anderen Menschen hinterfragen, z. B. wozu tut er, was er tut? Meistens damit er es selbst gut hat, z. B. damit andere auch nett zu ihm sind und es für ihn einfacher ist. Er will gefallen und anerkannt sein - für sich selbst. Du denkst das ist doch normal und Du hast recht, für uns ist es normal und nicht verwerflich! Aber erinnere Dich an das Gebot von Gott. Er wünscht sich nicht Gutes aus dem Motiv heraus, dass Du Dir damit selber dienst, sondern Agape, dass Du es aus aufopfernder, uneigennütziger Hingabe tust! Du sollst nett sein, auch wenn Du dabei keinen Gewinn hast. Ich (Jesus) aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen (Bibel, Matt. 5,44) D. h. konkret du solltest nett zu deinen Feinden sein. Aufopfernd nett. Unmöglich! Ja ohne Gott im Leben, der einem dazu die Kraft gibt, schon.
Es gibt zu viele Narzissten, da sind wir uns einig und wir sind ganz bestimmt keiner. Der Mensch, heute so wie er ist, ist im Kern nicht gut, da finden wir zu viel Ego. Da hilft es auch nicht tagelang in Selbstmeditation das Gute in Dir selbst zu finden. Man muss den Kindern nicht beibringen, wie man sich schlecht verhält, dass tun sie von alleine. Man muss sie zum Guten hin erziehen, weil sie das nicht von sich aus tun, gerade in einer gefallenen Welt mit tausend Verlockungen. Der Mensch ist nicht gut, das ist wohl eher die wahrere Lehre. Aber sie wird oft mit finsterer Miene und vorwurfsvollem Blick gepredigt und das finde ich schade. Diese Tatsache will unsere Ego-Seele meist nicht hören, kommt sie doch vorwurfsvoll daher, so gehen Ohren und Augen zu.
Du darfst wirklich verstehen, Gott geht es mit diesen Aussagen nicht darum dich anzuklagen! Im Gegenteil, er will uns bewusst machen wer wir nach dem Sündenfall sind und dass wir ihn brauchen um wieder so werden zu können, wie er sich das für uns gedacht hat! Gott ist Liebe und Gerechtigkeit, so sehr wie er liebt, so gerecht ist er auch und umgekehrt!
Der Mensch darf also wieder von Gott geliebt werden können, damit er andere so lieben kann, wie Gott es für uns vorgesehen hat. Somit kann der Mensch in liebevoller und gerechter Haltung, mit dem Wissen, dass er sich selbst nicht gehört, sich um sich selbst und andere kümmern.
Da sprach er zu allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's erhalten. Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel. Ich sage euch aber wahrlich: Einige von denen, die hier stehen, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes sehen. (Bibel, Lukas 9,23-27)
Sich selbst verleugnen hört sich erst mal furchtbar an! Es ist aber nicht gemeint Dein Sein oder Deine Persönlichkeit zu verleugnen. Vielmehr dürfen wir unsere Wünsche, Interesse und Lebensvorstellungen in erster Linie Gottes Willen unterordnen.
Für mich hiess das damals, dass ich mein Leben radikal ändern musste. «Lebensstiländerung» nennt sich das individualpsychologisch, «Gesinnungsänderung» biblisch. Ich wollte Gottes Werte in mein Leben übernehmen. Vorher hatte ich mir irgendwelche, bzw. keine Vorstellungen gemacht, was meine Werte sein sollen. Jetzt hatte ich ganz neu einen Kompass in der Hand, der auf Gott geeicht ist, auf Liebe und Gerechtigkeit. Nun musste ich mich neu in allen Dingen fragen: Wie stellt sich Gott das in meinem Leben vor? Was sagt die Bibel über das und über jenes? Wie soll ich mit meiner On-Off-Beziehung umgehen? Wie kein Sex vor der Ehe, wie soll das gehen? Keine Hiphop-Musik mehr? mein Umgang mit Mitmenschen musste sich ändern, jegliche Körperschädigende Mittel sollen weg? Dafür kamen Sport, gesunde Ernährung, Gebete, ein sehr intimes Beziehungs-Tagebuch mit Gott hinzu, wo ich diesen Prozess verarbeitete, Gottesdienste, etc. Ich fing sogar an zu Schwimmen, was ich wirklich gerne mache, aber es ist ein Sport, wo man ausser ein bisschen enganliegender Stoff, seinen Körper zeigen muss. Doch ich habe es geschafft, trotz schrecklichem Selbstbild mich zu überwinden und meinen Gottgegeben Körper anzunehmen und dankbar für ihn zu werden, seine Gesundheit und Stärke zu sehen und die Bulimie verschwand nach und nach, was für ein Wunder, eine Befreiung!
Das Ganze war wirklich krass für mich, ein holpriger Weg mit täglichen kämpfen und Umentscheidungen, denn unser Kern, mein Ego, ist rebellisch gegenüber Gott. Doch das ist die Bedingung und die Kennzeichnung der Nachfolge Jesu, «Umkehr». Doch glaube mir, es ist es wert. Mein Leben fühlt sich jetzt richtig an! Du gibst Dein altes Leben wirklich auf. 100% Einsatz! Du muss von vielem loslassen, das ist nicht immer einfach. Du verlierst Dich selbst im Kern trotzdem nicht. Das habe ich nie. Du schleppst Dich immer mit, keine Angst. Du bleibst immer Du, doch Du änderst Dein Fundament und damit Dein grundlegendes Weltbild, deine Wahrnehmung auf die Dinge des Lebens, selbst auf Dich. Du wirst seelisch ruhiger und stabiler werden, gelassener, wenn Du Gottes Wahrheiten in Deine Lebensbereiche übernehmen kannst, weil Du jetzt echte Würde empfängst. Gott steht nun im Zentrum, er ist das Fundament, das alles überdauert und nicht mehr mein selbstgerechtes ICH mit seinen falschen und wackeligen Wahrheiten und Überzeugungen, denn - „errare humanum est“, „Irren ist menschlich“.
Darum Gott, «…nicht wie ich will, sondern wie du willst.» (Bibel, Matt. 26,39).
Mein Zeugnis - ein Beispiel aus meiner Nachfolge
Wozu denn mein Konzept mit seinem eintauschen? Das fragst Du Dich vielleicht. Dazu möchte ich Dir noch etwas persönliches erzählen.
Seit meinem Teenageralter, als sich meine Eltern trennten und sich scheiden liessen, hatte ich mich in eine reiche Fantasiewelt zurückgezogen. Ich hatte mir eine Drachenfigur ausgedacht, die in meinen Vorstellungen wie ein Freund und steter Begleiter wurde. Als junger Teenager kann man das sehr gut. Das steigerte sich jedoch enorm, je schwieriger mein Leben wurde. Ich entwickelte eine Geschichte mit viele Details und Personen in meiner Fantasie, es grenzte stark an Verehrung und Anbetung. Ich idealisierte diese Figuren. Ich begann diese Geschichte aufzuschreiben und klammerte mich an die Vorstellung, dass ich wenigstens in meinem Leben vielleicht ein Buch veröffentlichen konnte, das die Menschen im Herzen begeisterte, so wie es mich begeisterte. Die Geschichte verfolgte mich auch, sie liess mich nicht los und je mehr ich schrieb, desto erleichterter war ich. Doch ich wurde auch wie besessen. Diese Geschichte wurde unglaublich wertvoll für mich, weil ich so viel Liebe und Zeit hineinsteckte. Als ich Gott in mein Leben liess, war er so weise, dass er mir das Schreiben nicht sofort verbot. Aber er machte mir ziemlich klar, dass er an erster Stelle in meinem Leben stehen wollte und nichts neben oder über sich duldet. Ich schrieb trotzdem immer an dem Roman weiter und wuchs in der Zwischenzeit stark im Glauben. Ich hatte begonnen regelmässig Hörendes Gebet zu praktizieren, worin mir Gott immer öfters zu verstehen gab, dass ich mich von dieser Drachenfigur und der Geschichte verabschieden musste. Doch das war für mich ausgeschlossen! Mein Leben lief weiter und Gott vollbrachte immer mehr Wunder in meinem Leben. Ich traf meinen zukünftigen Ehemann und veränderte mein Lebensumfeld. Ich wusste jedoch immer, dass dieser Roman zwischen mir und Gott stand, denn die Geschichte gab mir Sinn und Gott konnte nicht diese Stelle in mir ausfüllen. Ich betete auch immer öfter dafür, dass er mir deutlich machen soll, wie ich damit umgehen soll. Ich ging auch in die Seelsorge, wo Gott mir stets das gleiche ans Herz legte, dieses Buch endlich loszulassen. Eines Tages rief mich meine Mutter an, weil ihr Seelsorger, den ich nicht kannte und er mich auch nicht, von Gott in der Nacht geweckt wurde, weil er ein dringendes Anliegen für mich, also die Tochter seiner Klientin, hätte! Er war mit seiner Frau da, als ich ihn traf und beide hatten viel gebetet und wussten sich auch nicht so recht was sie mir sagen sollten. Aber sie hatten das grosse Bedürfnis mir mitzuteilen, dass ich etwas in meinem Leben loslassen musste! Gott hätte für mich einen neuen Tisch gedeckt und ein neues Haus gebaut, ich müsse nur das Alte loslassen! Das war krass! Gott sprach zu mir durch Menschen, die ich nicht kannte und sie mich auch nicht! Aber es verdeutlichte mir die Wichtigkeit seines Anliegens, dieses komplexe, bereits 400-Seitige Buch, diese so fesselnde Geschichte, diese Drachenfigur endgültig loszulassen!
Ich weiss noch, dass ich wie betäubt war, als ich am nächsten Tag nach Hause ging und wie in einem vor meinen Emotionen schützenden Gottesnebel, zuliess wie meine Hand die ellenlangen Dateien auf meinem PC löschte. Aus vorbei. In den Tagen danach, als mir bewusst wurde, dass alles weg war, weinte ich Rotz und Wasserfälle. Es war etwas gestorben in meinem Leben, in meinem Herzen, etwas an dem ich mich wirklich zutiefst geklammert hatte! Jetzt hatte ich nichts mehr vorzuweisen, keine Selbstverwirklichung, nichts was mir Anerkennung geben könnte, einfach gar nichts mehr. Jetzt war da nur noch ich, mein Leben und Gott. Ich sah keinen gedeckten Tisch und kein fertiges Haus. Ich war rastlos, getrieben, flehte Gott an mir endlich etwas zu geben, wo ich mich hineingeben kann. Ich hörte einmal im Gebet ganz leise einen Namen: Esra oder Ezra. Als ich nachschaute was dieser Name bedeutete, schenkte mir Gott neue Hoffnung: Esra war nach der biblischen Erzählung des Alten Testaments ein Priester und Nachkomme des ersten Hohepriesters Aaron. Sein Name bedeutet „JHWH hilft“ bzw. „Gott ist Hilfe“. Und Esra war ein Schriftgelehrter. Dadurch hatte mir Gott gesagt, dass er meine Freude am Schreiben zurückgeben möchte, was mich wirklich im Herzen berührte. Darum kann ich Dir sagen, dass Gott Deine Wünsche kennt und sie berücksichtigt. Er will nur von Dir, dass Du sie niemals über ihn stellst!
Danach kam jedoch nicht direkt eine neue Geschichte oder Buch-Idee und ich betete wieder zu Gott, weil ich ihn nicht verstand. Irgendwann kam der Gedanke einer Zweitausbildung in mir auf. Ich dachte an Ernährungsberatung aufgrund meiner Biomedizinischen Ausbildung und weil mir das Thema Gesundheit im Laufe meiner göttlichen Heilung sehr Spass machte. Doch im Gebet legte mir Gott mehrmals Seelsorge ans Herz, worüber ich anfänglich nicht sehr begeistert war. Doch für mich war klar, dass wenn ich erneut ein Projekt starten würde, unbedingt Gottes Segen und seine Begleitung dafür wollte. Sowas wie mit dem Roman wollte ich nie mehr erleben! So begann ich meine Ausbildung zu Individualpsychologischen Beraterin und Seelsorgerin, was eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war. Und wie du hier ja lesen kannst, darf ich in diesem Bereich schreiben und meine Gedanken teilen, so viel ich will! Gott ist grossartig!
Gott liebt den Menschen, er liebt Dich wirklich und wenn Du diese Liebe annehmen und ihn lieben kannst, wirst du auch fähig andere Menschen von Herzen, mit Agape, zu lieben. (Joh. 13,34 und Röm. 5,5)
6. Fazit
Ich möchte festhalten, dass es Selbstliebe in der Bibel so nicht gibt. Dieses aus heutiger zeitgeistlicher Sicht, das uneingeschränkte »Ja» zu sich selbst, dieses «Ja» zum sündigen Menschen, ist wohl nicht im Sinne von Gottes Gerechtigkeit. Nur genug Selbstliebe praktizieren hilft uns nicht! Selbst nur durch Jesus Opfertod kann Gott wieder uneingeschränkt «Ja» zu uns sagen. Doch ich darf «Ja» sagen zu meinem Gottgewollten Leben, zu meinem Gottgewollten Körper, Aussehen, Geschlecht, Sexualität, Familie, Gaben, Talenten, Grenzen, meinem Lebensalter, meinem Gottgegebenen Leid, das mich geformt hat. Deutlich «Nein» sollte ich zu meiner sündhaften, fehlerhaften, sich menschlich irrenden Natur sagen. Die Bibel sprich dabei oft von sündigem Fleisch und meint damit unser gefallenes Menschsein, dass sich durch alles Böse zeigt, wie negative Gedanken, Worten, Taten und Unterlassungen.
Beten wir mit dem Apostel Paulus: «…und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.» (Bibel, Gal. 2,20) Amen.
Gott ist Liebe
Zum Abschluss möchte ich Dir noch ein paar Worte von C. S. Lewis mitgeben, ein wirklich grossartiger Schriftsteller, den Gott mit ganz viel Weisheit und Erkenntnis gesegnet hat. Er beschreibt Gott ganz eindrücklich als lebendiges Beziehung- und Liebesswesen. Gott ist Liebe – Ein entscheidender Unterschied, aus «Pardon ich bin Christ», von C.S. Lewis:
«Alle möglichen Leute gefallen sich in der ständigen Wiederholung der christlichen Aussage: «Gott ist Liebe.» Aber sie übersehen dabei, dass die Worte «Gott ist Liebe» keinen Sinn haben, wenn Gott nicht mindestens aus zwei Personen besteht.
Liebe ist ein Gefühl, das ein Mensch für einen anderen empfindet. Wäre Gott eine Person, dass wäre «Gott ist Liebe» vor der Erschaffung der Welt sinnlos gewesen. Natürlich verstehen jene Leute dieses Wort ganz anders. Sie meinen im Grunde: «Die Liebe ist Gott.» Sie meinen, unsere Liebesgefühle, gleich welcher Art, welchen Ursprungs und mit welchen Auswirkungen auch immer, müssten stets mit grossem Respekt behandelt werden. Vielleicht müssen sie das auch, aber was die Christen meinen, wenn sie sagen: «Gott ist Liebe», ist etwas völlig anderes. Sie glauben, dass die lebendige, dynamische Kraft der Liebe von Anbeginn in Gott war und alles andere erschaffen hat. Übrigens ist dies der wichtigste Unterschied zwischen dem Christentum und allen anderen Religionen. Der Gott des Christentums ist nichts Statisches, nicht einmal eine Person, sondern eine dynamisch pulsierende Kraft; ein Leben, fast so etwas wie ein Theaterstück oder, wenn man es nicht für Blasphemie hält, fast so etwas wie ein Tanz.»
Weiter geht es mit Teil 2 Gesund Selbstliebe - Sich selber etwas gönnen
Literatur: Nach dem Newsletter 91 (Mai 2011) vom Bibelbunde. V. Berlin, Biblisch Glauben, Denken, Leben; Beitrag von Wilfried Plock, https://bibelbund.de/wp-content/uploads/2014/06/bgdl91.pdf
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