Bei Achtsamkeit für Gesunde Bewegung meine ich hier nicht Achtsamkeitsübungen, sondern mehr das Bewusstsein, wie wichtig körperliches Training für unser Leben ist. Zudem hat Sport sehr viel mit Mentaler Gesundheit und nicht nur mit Fitness oder Work-Life-Balance zu tun. Bleib fit fürs Leben!
Teil 2/3 der Serie des Buches Eat - Move - Sleep von Tom Rath
Inhalt:
1. Achtsamkeit für Gesunde Bewegung: Wie oft, wann und wo am besten?
Die Grundvoraussetzung fürs Gesund sein: Die Entscheidung gegen das Nichtstun. Ich bin doch so sportlich. Ich gehe 3x in der Woche ins Fitnessstudio! Das genügt um gesund zu sein.
Leider nein, das genügt leider nicht! In einer Studie des National Institute of Health wurden während 10 Jahren 240’00 Erwachsene beobachtet die regelmässig ihre Fitness trainierten. Heraus kam, dass dies für die Gesundheit nicht reichte. Eine Stunde mässige bis schwungvolle Tätigkeit am Tag genügt nicht aus, sogar wenn man 7 h pro Woche trainiert! Es zeigte sich, dass vor allem diejenigen, welche am meisten sitzen eine um 50% höhere Wahrscheinlichkeit haben früher zu sterben! Betrachtet man insbesondere die tödlich endenden Herzkrankheiten, war das Risiko doppelt so hoch.
Wir sollten am Tag also so aktiv wie möglich sein. Am besten immer ein bisschen. Fitnesstraining ist super, viel besser als gar nichts, keine Frage. Wir müssen nicht pausenlos rennen, aber uns vermehrt bewegen. Unser Körper ist nicht für stundenlanges Herumhocken gebaut.
Bei Kinder und Teenager kann man sehr genau sehen wieviel Energie diese haben, stundenlang Herumtollen können und der Körper sich wunderbar anpasst. Sobald wir in den Kreislauf der sitzenden Vollzeitbeschäftigung kommen, ist es praktisch unmöglich unserem gesunden Bewegungsdrang gerecht zu werden. Durch das viele Sitzen werden wir träge. Darum ist es wichtig, dass wir vor allem die Sitz-Stunden reduzieren, anstatt die Fitnessstunden zu erhöhen.
Achten Sie mal darauf! Beim Schlafen liegen wir, beim Essen, in der ÖV, am Arbeitsplatz, vor dem TV überall sitzen wir mit einem Körper, der für Bewegung gemacht ist. Kein Wunder bekommen wir früher oder später Probleme. Bei einem Hund redet man von Tierquälerei, wenn er nicht regelmässigen Auslauf hat. Warum ist es bei uns nicht Kinder- oder Menschenquälerei, wenn wir zum Stillsitzen verdonnert werden?
Es ist wichtig, dass Bewegung und Sport nicht als etwas Lästiges gesehen wird. Sie verbrennen nicht nur während dem Sport eine gewisse Zahl an Kalorien, sondern bringen den ganzen Organismus auch nachher noch für Stunden in Schwung! Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Gesamtwirkung eines Trainings sich im Laufe des Tages noch einmal um ca. 50% steigern kann! Die Testpersonen mussten für 45Min unter hoher Belastung Fahrrad fahren, dabei verbrannten sie 420kcal. In den nächsten 14h verbrannten sie jedoch noch zusätzliche 190kcal. Ihr Körper hatte also noch Stunden nach dem Training einen Nutzen davon.
Ein weiter Punkt ist die Tageszeit für Sport. Es wurde festgestellt, dass sich die Stimmung von Personen, welche 20 Min Bewegung von einer mittleren Intensität ausführten, für die nachfolgenden 12 h nachweislich verbessert! Das war mehr als bisher angenommen. Um das optimal nutzen zu können, wäre es nun sinnvoll den Sport, vor allem Ausdauer- kein Kraftsport, vor das Frühstück zu verlegen. Dadurch trainiert man zusätzlich den Blutzuckerhaushalt und da der Stoffwechsel nach dem Schlafen noch im Fettverbrennungsmodus ist, kann man diesen Effekt durch Bewegung am Morgen noch hinauszögern, sprich leichter Abnehmen.
Zugegeben, es kann ein Weilchen dauern seinen Schweinehund zu überlisten. Es kann auch sein, dass Sie das Gefühl haben es würde ihnen anfangs mehr Energie rauben, als das es für den Tag etwas bringt. Doch bald würden Sie bemerken, dass Sie wirklich mehr Energie bekommen. Sie werden besser aussehen und sich besser fühlen, versprochen! Zudem dürfen Sie laut der Wissenschaftler mit mehr Durchhaltevermögen des Gehirns und grösserer Kreativität rechnen.
Es gibt ein 4 Gewohnheiten die Menschen bei einer Befragung von 6’000 Personen gemeinsam haben, die ihr Gewicht dauerhaft reduzieren und halten konnten:
92% hatten zu Hause ein Fitnessgerät wie Laufband/Crosstrainer, nutzten die Umgebung zum Joggen oder machten mit hilfreichen Videos Aerobic-Übungen
78% hatten jeden Morgen gefrühstückt
75% stiegen nur einmal in der Woche auf die Waage
zwei Drittel hatten weniger als 10h in der Woche vor dem TV verbracht
Alle vier Punkte betreffen das heimische Umfeld. Wenn sie also etwas neues Einführen möchten was ihren Lebensstil betrifft, fangen sie am besten bei sich zu Hause an. Dort kann es dann zur Gewohnheit werden.
Bewegung an der frischen Luft
Eine Studie besagt, dass bereits 5min an der frischen Luft ausreichen um unsere Stimmung zu heben und dabei ist egal ob sie nur laufen, oder etwas anderes tun. Es lohnt sich daher auch an kalten Tagen einmal um den Block zu gehen. Andere Forschungen zeigen, dass Training im Freien darum von grösserem Nutzen ist, als in geschlossenen Räumen. Draussen fühlt man sich im Vergleich zu drinnen zusätzlich erfrischt, aufgeladen, es soll mehr Spass machen und Spannungen, Rastlosigkeit, Ärger abbauen, sowie Depressionen verbessern sich. Wobei ich persönlich sehr gerne drinnen trainiere.
2. Langes Sitzen – Moderner Mist
Ich muss nochmals aufs Sitzen eingehen, weil es wirklich ein modernes Problem darstellt. Sobald Sie sitzen wird die neurologisch elektrische Aktivität in ihren Beinen unterbrochen und die Enzymproduktion geht bis zu 90% zurück. Somit stoppt der Fettabbau und sie verbrennen kaum noch Kalorien.
Nach 2h sitzen senkt sich das HDL (gutes Cholesterin, es gibt «gutes» HDL und «schlechtes» LDL) um 20%. Das hat zur Folge, dass Menschen in Schreibtischberufen doppelt so häufig von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen sind. Es kann sogar sein das vieles Sitzen den Po breiter werden lässt! Forscher haben herausgefunden, dass anhaltender Druck auf Gewebezellen den Körper veranlasst an diesen Stellen mehr Fett einzulagern. Wenn wir also den ganzen Tag auf einem Stuhl, mit oder ohne Polster, sitzen, möchte unser Körper diesen Druck am Gesäss für die Zellen auspolstern. Eigentlich sehr nett, wie ich finde. 2h Sport gleichen 22h Sitzen oder Liegen deshalb leider nicht aus.
1951 begann im Hafen von San Francisco eine 18-Jährige Studie zur «Erkrankung der Herzkranzgefässe mit tödlichem Ausgang». Als Ursache konnten Zigaretten, Übergewicht und hoher Blutdruck gefunden werden, was nicht überraschte. Interessant jedoch war, dass die Hafenarbeiter, welche hin und wieder körperlich stark anpacken mussten, davon weniger häufig betroffen waren.
Heute macht diese Arbeit (leider) noch 20% aus. Die Effizienz ist gestiegen und mit ihr die Ruhigstellung des Körpers und deren gesundheitlichen Folgen. Derzeitige Forschung lässt erkennen, dass Firmen die ihren Mitarbeitern körperliche Bewegung einräumen, keine Verluste machen. Im Gegenteil, jene Mitarbeiter machen sogar mehr Umsatz, obwohl ihre Wochenarbeitszeit kleiner ist! Da wir durch Technik Bewegung weitgehend aus unserem Leben verbannt haben, ist es jetzt umso wichtiger, ihr wieder einen Platz im Alltag zu geben.
Doch was können Büromenschen denn tun? Zwischendurch immer wieder aufstehen und sich strecken und jede Chance für Bewegung nutzen. Gerade ununterbrochenes Sitzen führt zu immer höhersteigende Blutzucker- und Insulinspiegel. Denn unser Körper ist ja vor allem für Bewegung gemacht. Bei Experimenten konnte bewiesen werden, dass der Blutzucker konstant bleibt, wenn wir auf 20 Min sitzen für 2 Min gemütlich herumspazieren. Also kommen Sie ca. 2–3x in der Stunde in die Gänge: Zum Drucker laufen, etwas zu trinken holen, auf die Toilette gehen, selber Ordner holen gehen, zum Arbeitskollegen laufen statt anzurufen, spazieren in der Mittagspause, oder einfach nur stehen ist schon viel besser als sitzen! Treppensteigen bewirkt noch eine viel stärkere Mobilisierung ihrer Energie.
Stellen Sie sich doch einen Timer als Erinnerungshilfe. Wenn Sie Bedenken haben, dass ihre Konzentration darunter leidet, werden sie merken, dass es zwar manchmal ungewünschte Unterbrechungen sind, jedoch helfen die kurzen Pausen längerfristig der Produktivität und der Kreativität. Konzentration ist wie ein geistiger Muskel. Wenn man ihm keine Pause gönnt, wird Daueranspannung durch Stress und Müdigkeit bemerkbar. Die kurzen Unterbrechungen sind also unterm Strich besser.
Bürojobs oder Berufe in denen man oft sitzt, führen u. a. zu Rückenschmerzen. Im Buch "Eat, Move, Sleep" von Tom Rath beschreibt der Autor, dass er sich ein selbstgebastelter Bewegungsarbeitsarbeitsplatz zugelegt hat. So kann er sich 8 bis 16 km am Tag zusätzlich bewegen. Mit einer Spracherkennungssoftware schafft er sogar noch mehr. Es gibt auch andere Alternativen für viel Geld zu kaufen. Ich finde das eine super Idee, wenn man wirklich konsequent sein möchte, doch man kann das natürlich nicht überall umsetzten. Aber wenn man so eine Konstruktion z. B. vor dem TV hat, kann man es sich vielleicht doch mal überlegen sich zu bewegen.
Wenn wir zur Arbeit fahren oder sonst wo hin, sitzen wir in der Regel, im Auto oder in der ÖV. Eine 30-Jährigen Studienanalyse ergab, dass es eine 98% Korrelation zwischen Autobesitz und Übergewicht gibt. Was zugegeben nicht überrascht.
Man hat noch etwas anderes interessantes entdeckt. Es wurden gesunde Männer gebeten an Krücken zu gehen und ein Bein als so verletzt zu behandeln, dass sie es nicht mehr bewegen durften. Bereits nach 48h zeigte sich beim ruhiggestellten Bein Oxidationsstress im Muskel, dass die DNA-Reparatur nicht mehr so gut funktionierte und sich die Insulinreaktion, sowie der Stoffwechsel verlangsamten! Nach zwei Tagen! Versuchen sie also bei längerem Sitzen immer wieder zu pausieren und aufzustehen.
Aber es gibt auch noch andere unschöne Nebeneffekte vom Pendeln. Eine schwedische Studie ergab, dass wenn eine Pendelzeit eines Ehepartners mehr als 45min dauert, die Scheidungswahrscheinlichkeit um 40% steigt. Eine andere skandinavische Studie fand heraus, dass uns kein grösseres Haus oder mehr Geld für 1h Fahrzeit entschädigen kann. Man müsste für jede zusätzliche Stunde Pendelzeit 40% mehr verdienen, dass es sich für unser Gefühl lohnen würde. Wenn es ihnen also irgendwie möglich ist, reduzieren sie ihren Arbeitsweg oder bauen sie eine Lauf- oder Fahrradstrecke mit ein.
Nach wissenschaftlichen Daten zufolge weiss man, dass mehr als 4h TV schauen pro Tag das Herzinfarktrisiko mehr als verdoppelt, im Vergleich zu 2h TV-Zeit. Es erhöht die generelle Sterbewahrscheinlichkeit um 48%. Das gilt auch für die, welche sich ansonsten trotzdem mal bewegen.
Eine australische Studie mit 12’000 Erwachsenen hat ergeben, dass 1h TV schauen theoretisch 22 Min unserer Lebenszeit kostet. Zum Vergleich: eine Zigarette rauchen kostet 11 Min Lebenszeit. Das erklärt sich die Wissenschaft so, dass wir glauben uns zu entspannen, jedoch unser Hirn beim «glotzen» sich nicht erholen kann und wir in der Regel halt dazu sitzend fernsehen. Würden wir uns also zum TV schauen bewegen, z. B. auf einem Laufband, wäre es nicht ganz so schlimm, da das böse Sitzen wegfällt. Also versuchen Sie doch hin und wieder aufzustehen oder ein paar Gymnastikübungen zu ihrer Lieblingssendung zu machen. Es ist nur ungewohnt bis sie es gar nicht mehr merken.
3. Motivation für Bewegung
Wir alle wissen, dass wir uns mehr bewegen sollten und tun es trotzdem nicht. Um Motivation zu finden, dürfen wir uns fragen, wozu wir die Anstrengung auf uns nehmen sollen? Oft reicht nicht zu wissen, dass wissenschaftlich belegt ist, dass zwei Drittel aller Krebsarten durch die sitzende Lebensweise bedingt sind und Bewegung lebensverlängernd wirkt. Auch sich schöner zu fühlen, weniger schnell zu altern, hilft manchmal am Anfang, doch wenn nicht gleich Erfolge sichtbar sind, lassen wir bald nach.
Für das Dauerhafte hilft manchmal der Blick von sich selbst weg zu den anderen oder etwas anderes. Wenn ich weiss, dass meine Übellaunigkeit auf mein Beziehungsleben schlägt, auf meine Ehe oder Berufsleben, kann ich mit ein wenig Sport ein anderer Mensch werden. Ich werde mehr Energie bekommen, mehr leisten können und durch den Stressabbau friedfertiger werden. Oder wenn ich weiss, dass ich noch länger ein aktiver Vater/Mutter sein möchte, muss ich längerfristig was dafür tun um mit meinen Kindern mithalten zu können. Wenn der Wunsch der Liebsten hinter dem Vorhaben steht, also wenn ich etwas für andere tue, haben Menschen manchmal die höchsten Erfolgsgeschichten vorzuweisen! Kleben Sie ein Foto ihrer Lieben oder ihres Zieles über die Sporttasche, dann erinnert es Sie wofür sie kämpfen.
Wer den Nutzen von Bewegung kennt hat mehr davon
Eine interessante Studie der Harvard Universität fand heraus, dass es eine Art Placeboeffekt gibt, wenn wir wissen, dass unsere Alltagsbewegung sich zu einem Mini-Training kumuliert und sich auf unsere Gesundheit positiv auswirkt. Personen eines Reinigungsteams wurden über einen Monat beobachtet und bestimmte Parameter aus ihrem Blut gemessen. Einer der beide Gruppen wurde ausführlich erklärt wieviel Kalorien sie während ihrer Tätigkeiten verbrauchten, wie und wann die Bewegungen bei ihrer Arbeit welchen gesundheitlichen Nutzen brachten. Der anderen sagten sie nichts.
Erstaunlicherweise hatte sich nach dem Beobachtungsmonat bei der «instruierten» Gruppe einiges verändert im Vergleich zur anderen, obwohl beide Gruppen genau die gleichen Umstände hatten! Bei ihnen ging das Gewicht, der Blutdruck, das Körperfett, der BMI und der Quotient aus Taille-Hüftumfang (Waist to hip raitio) runter! Werden Sie sich also bewusst, welche Bewegung Sie den Tag hindurch verrichtet haben und denken Sie sich schlank!
Man hat festgestellt, dass wenn wir ans Trainieren denken, oft als dominierenden Gedanken den Beginn des Trainings im Kopf haben und der ist bekanntlich der Schwierigste. Der bekannte Schweinehund-Moment: Sich aufzuraffen und in Schwung kommen. Doch hat man einmal angefangen, ist man drin und man erlebt tatsächlich den Genussfaktor von Bewegung!
Das Gefühl einen Energieschub zu bekommen, sich leichtfüssig fühlen, wenn die Muskeln einmal warm sind, dass die Bewegungen leichter fallen, und, und, und… Grossartig! Besonders, wenn wir dann fertig sind, haben die meisten ein sehr dankbares und befriedigendes Gefühl, dass sie sich überwunden haben. Auch diese Momente können wir sehr gut im Gedächtnis behalten, sie fallen uns nur nicht als erstes ein. Gestalten Sie deshalb besonders der Anfang reizvoll. Kaufen Sie sich doch tolle Klamotten, die sie bereits anlachen, wenn sie aufstehen. Machen Sie die tollen Übungen am Anfang, joggen Sie zuerst die schönere Strecke ab, egal was, machen Sie es sich so einfach und spassvoll wie möglich und Sie sind auf der Gewinnerseite
3.1. Sich gesund laufen: Der Schrittzähler
Hier mache ich ein wenig Werbung für Schrittzählgeräte, also halten Sie sich fest!
Ein kleines Geheimnis der Medizin und Sozialwissenschaft: Das blosse Messen einer Veränderung sorgt bereits für Verbesserung! Also wenn wir anfangen etwas zu zählen, z. B. Zeit messen beim Rundenlaufen oder eben Schritte zählen, spornt uns das bereits an, besser zu werden! Es wurde immer wieder erwiesen, dass Leute mit Schrittzähler mind. 1km mehr als sonst am Tag laufen, ihre Gesamtaktivität rund ein Viertel zunimmt, der Blutdruck und der Body-Mass-Index abnimmt. Nutzen Sie doch so ein kleines Gerät oder App auf dem Smartphone für ihre Motivation. Schaden wird es nicht und sich selbst länger etwas vorgaukeln wie ach so sportlich man ist, geht dann auch nicht mehr, wenn man mal so eine Zahl vor sich hat.
Mit solch einem Messinstrument lassen sich Ziele auch einfacher vornehmen, denn ich kann diese ja direkt überprüfen, ob ich sie eingehalten habe. Alles andere ist ja nur Vermutung. Nach der neusten Forschung sind 10’000 Schritte am Tag ein gutes Aktivitätsziel. Jemand der eine sitzende Tätigkeit hat kommt im Durchschnitt vielleicht auf weniger als 5’500 Schritte. Wenn Sie sich nun vornehmen z. B. in der Mittagspause noch eine kleine Runde zu gehen, können Sie mit zusätzlichen 3000 Schritten punkten. Eine Trainingsstunde entspricht womöglich 8’000-10’000 Schritte.
Auch wenn Sie unter der Woche am Tag nicht ihre 10’000 Schritte hinbekommen, schaffen Sie es vielleicht mit einem aktiven Wochenende auf den Durchschnitt mit 70 000 Schritten in der Woche (7x10 000 Schritte). Fangen Sie am besten mit kleinen Ritualen langsam an, wie der Mittags- oder Abendspaziergang. Ihr Körper dankt es Ihnen!
Unsere Biologie gibt uns sogar eine Art Sucht nach Bewegung mit, auch Runner’s High genannt. Dieser Zustand tritt in der Nähe der «ventilatorischen Schwelle» auf, also dann, wenn die Steifigkeit des Anfangs verschwindet, Atem und Puls sich gut eingependelt haben und man sich kaum noch unterhalten kann. Dabei werden Endocannabinoide im Gehirn freigesetzt, die intensive Lustgefühle bescheren. Wenn sie ein paar Mal pro Woche Joggen gehen kann das ihr Leben 5-6 Jahre verlängern und durchaus lustvoller machen.
Engagierte Antreiber
Wenn wir uns ein Ziel vorgenommen haben kann es hilfreich sein sich mit Gleichgesinnten zu umgeben oder jemandem davon zu erzählen. Einmal ausgesprochen und verkündet, steigt der Druck oder Ansporn das Vorhaben auch umzusetzten. Im Team, so zeigt eine Studie, steigen die Erfolgschancen um 20%! Es liess sich mittels funktioneller Magnetresonanztomografie nachweisen, dass das Gehirn in sozialen Zusammenhänge mehr auf Sieg und Erfolg setzt. Also: Zusammen sind wir stark!
Weiter fand man heraus, dass es uns zusätzlich motiviert mit jemandem zusammen zu trainieren, der fortgeschrittener ist als wir, uns jedoch nicht von sich aus anfeuert oder Verbesserungsvorschläge erteilt (es sei denn wir fragen wahrscheinlich explizit danach). Es reicht, wenn wir lediglich mit ihm zusammen als Gleichgesinnter trainieren. Lauftreffs mit verschiedenen Leuten mit unterschiedlichem Niveaus wäre z. B. eine solche Gelegenheit um sich so konditionell zu verbessern.
Bei einer anderen Studie von 218 Teilnehmer wurden drei Gruppen gemacht. Alle hatten zu Ziel so oft wie möglich 30 Min am Tag zu spazieren. Die erste Gruppe diente als Kontrollgruppe und bekam keine weiteren Instruktionen. Die zweite Gruppe bekam alle drei Wochen eine automatische Abfrage, wo sie über ihre Bewegung Auskunft geben mussten. Die dritte Gruppe erhielt währen des ganzen Jahres regelmässige Anrufe von Betreuern, die sie motivierten und nach ihrem aktuellen Stand fragten. Nach einem Jahr zeigte die erste Gruppe in einer Woche im Schnitt 2h Bewegung, die zweite Gruppe 2.5h und die dritte Gruppe konnte sich von 1.5h auf 3h steigern!
Bei einem Experiment mit zwei Studentengruppen konnte gezeigt werden, dass die Gedächtnisleistung nach einem 30 Min intensiven Training steigt. Sie mussten Fotos mit Gesichtern und deren Namen lernen. Dann ging eine Gruppe körperlich trainieren, die andere sass die Zeit einfach ab. Danach schnitten die körperlich Aktiven beim wiederholten Test besser ab als die anderen. Durch anschliessenden Bluttest fand man heraus, dass bei jenen, die besser waren, der Wachstumsfaktor BDNF (brain-derived neurotropic factor, also der vom gehirn-stammenden neurotropher Faktor) erhöht war. Dieser Faktor ist für die Grunderhaltung der Nervenzellen zuständig. Also erst lernen, dann bewegen!
Man hat auch bei einer 20-Jährigen Langzeitstudie mit 400 Teilnehmern herausgefunden, dass wenn man min. 6 Tage die Woche 1-2km (ideal wären1.5km) geht, die Schrumpfung des Gehirns verhindert werden kann. Es wurde das Bewegungsverhalten, die geistigen Fähigkeiten, sowie die Gehirnbeschaffenheit mittels MRT dokumentiert. Es zeigte sich ganz klar, dass das Gehirn bei körperlich aktiven Menschen grösser war und ihre geistige Fähigkeit weniger nachliess. Ebenso zeigte es, dass ein Risiko eines vorzeitigen Todes um 20% sank.
Medikamente sollten für unsere Gesundheit nie erste Wahl sein und wenn sie dennoch gebraucht werden, keine längerfristige Lösung bieten, falls dies möglich ist. Regelmässige Bewegung hilft nachweisslich gegen Depressionen und lässt Entzündungen abklingen, was bei chronischen Schmerzen wirklich hilft.
In Forschungen hat man herausgefunden, dass unsere DNA nach 30 Min Training angeregt wird Muskelproteine zu produzieren, die den Stoffwechsel beschleunigen. Möglicherweise brauchen Sie ein Medikament weniger dosiert oder gar nicht mehr, wenn sie täglich trainieren würden? Fragen sie doch ihren Hausarzt, ob es bei ihnen möglich wäre und probieren Sie es aus!
Wissenschaftler haben auch Grund zur Annahme, dass Sport hilft Abfallstoffen aus Zellen, wie «Schlackenstoffe» aus Gehirn und Überreste von bekämpften Bakterien und Viren, abzutransportieren. Zudem lassen Studien die Vermutung zu, dass Bewegung die Bildung von Gehirnsubstanzen anregt, welche Plaques von der Alzheimer-Krankheit abbauen können. Experten empfehlen auch gerne Sport bei Darmträgheit und Verstopfung, da Bewegung allgemein verlangsamte Körpervorgänge wieder in Schwung bringt.
Ungesunde Kleidung
«Kleider machen Leute», heisst es, und gelegentlich machen Kleider Leute sogar krank. Trends mit sehr engen Gürteln oder Jeans können Nerven abklemmen, Durchblutungsstörungen, Missempfindungen und Taubheitsgefühle verursachen. Schlips und Kragen schränken die Bewegungsfreiheit ein und können zu Kopfschmerzen, Nacken- sowie zu Rückenschmerzen führen. Hohe Schuhe oder allgemein unpassende Bekleidung können neben Unbehagen chronische Entzündungen nach sich ziehen.
Manchmal unterliegen wir den gesellschaftlichen oder arbeitsbedingten Kleidervorschriften wie Krawatte oder hohe Schuhe und können nicht viel ändern. Tun Sie sich dafür in der übrigen Zeit einen gefallen und befreien Sie sich von beengendem Stoff oder Leder!
Kennen Sie es wenn ein Fahrzeug einen Rechts oder Links-Drall hat? Wenn es einen, obwohl man gerade aus steuert, nach rechts oder links zieht? Das passiert wenn die Achse leicht verbogen ist oder die Räder nicht richtig in der Spur stehen. Dadurch nutzen sich die Reifen einseitig ab. Ähnlich ist es auch bei unserem Körper. Bei alten Schuhen sehen Sie vielleicht am besten wo die grössten Abnutzungen an den Sohlen sind. Vorne? Hinten? Nur a an einem Schuh? Was sagt ihnen das über ihren aufrechten Gang?
Heute merken wir womöglich noch nichts, aber irgendwann könnten wir Rückenprobleme bekommen. Orthopäden empfehlen, dass man nichts bei gebeugter oder gedrehter Wirbelsäule heben soll. Gehen sie doch in die Knie beim Hochheben, so gibt es keine Verletzungen. Achten sie auf einen geraden Rücken beim Sitzen, beim Autofahren, Niesen, Strecken. Tragen sie Schweres lieber in Rucksäcken statt Schultertaschen, wechseln sie die Seiten wenn sie ein Kind tragen, nehmen sie den Einkauf lieber in zwei leichte Tüten statt einer schweren. Als Büromensch verschieben Sie doch mal Tastatur und Maus, versuchen Sie es mal mit links, wenn Sie Rechtshänder sind, probieren Sie Touchscreens, Trackpads oder Trackballs aus, halten Sie das Telefon auch mal in der anderen Hand. So manche chronische Schmerzen in Schulter und Handgelenke könnten so auf einmal verschwunden sein.
Dazu gehört auch die Smartphone-Haltung erwähnt. Die Smartphone-Haltung ist nicht nur beim Gehen eine sehr ungesunde Körperverrenkung, sie schadet auch Handgelenk, Halswirbelsäule, Rücken und vermindert die Wahrnehmung der Umgebung, was in recht lustigen oder sogar gefährlichen Unfällen enden kann.
Versuchen sie sich anzugewöhnen, wie zu Omas Zeiten, ohne etwas in der Hand von A nach B zu kommen. Schreiten sie in voller Grösse voran, Brust raus und festem Stand. Ohren, Schultern und Becken bilden eine Linie. So atmen sie leichter, es vermindert Schmerzen und ihr Muskeltonus verbessert sich. Sie werden lachen müssen ab all den Handy-starrenden Menschen um Sie herum, oder ja, vielleicht macht es Sie sogar ein wenig traurig. Studien belegen, dass Menschen sich in gesunder, aufrechter Haltung Anforderungen besser gewachsen fühlen und mit Stress einfacher zurechtkommen. Also los!
Quelle: Rath, Tom. EAT MOVE SLEEP, Was uns wirklich gesund macht. München: Wilhelm Goldmann Verlag, 2015.
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