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Emotional unreife Eltern

Was sind emotional unreife Eltern und wie gehe ich mit ihnen um, auch als Christ? Wie ist das, wenn mein Lebensstil unter emotionaler Vernachlässigung geprägt wurde.

Emotional unreife Eltern

Inhalt



Das soll kein Text zur Verdammung von Eltern sein. Es gibt sehr viele ganz grossartige Eltern. Doch auch Eltern sind "nur" Menschen und machen Fehler. Sie haben einen sehr wichtigen und einflussreichen Stellenwert in unserem Leben.


Die Geschichte der Psychologie ist noch nicht sehr alt und das sprechen über Gefühle ist eine Errungenschaft der modernen Zeit. Entsprechend gibt es noch viele Menschen, die sich noch nie mit dem Umgang von verletzten Gefühlen und Emotionen befasst haben. Da verletze Menschen bzw. Eltern durchaus ihre Kinder, gewollt oder ungewollt, ebenfalls verletzen können, werden Vernachlässigung und Schmerzen über Generationen auf tragische Weise weitergegeben. Denn das Verhalten die Lebenseistellung der Eltern, kann den Lebensstil der Kinder massgeblich prägen. Es ist notwendig das anzusprechen, denn der Teufel hasst die Familie, gesunde Kinder und starke Eltern.


"Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen Mächte und Gewalten des Bösen, die über diese gottlose Welt herrschen und im Unsichtbaren ihr unheilvolles Wesen treiben."



1. Kinder von emotional unreifen Eltern

„In der Kindheit hat man kein grösseres Bedürfnis als das Gefühl, von den Eltern beschützt zu werden.”

Sigmund Freud


Niemand kann sich seine Eltern aussuchen, das wissen wir. Während wir als Erwachsene irgendwann die Möglichkeit haben, zu entscheiden, wie wir mit unseren eigenen Kindern umgehen wollen, gilt das umgekehrt nicht. Geboren zu werden ist fast wie ein Sprung ins Ungewisse: Einige haben das Glück, in die Arme wunderbarer, liebevoller und kompetenter Eltern zu fallen, die ihnen eine Umgebung voller Sicherheit, Reife und Würde bieten. Andere hingegen haben das Pech, in die Obhut unreifer Eltern zu gelangen, was ihre Persönlichkeit nachhaltig beeinflusst.


Eltern sind die prägende Kraft im Leben ihrer Kinder. Sie sind die Vorbilder, an denen sich Kinder orientieren, wenn sie die Welt zu verstehen versuchen. Von ihnen lernen sie normalerweise, was es bedeutet, ein gesunder und guter Mensch zu sein. Emotional unreife Eltern besitzen jedoch Eigenschaften, die dies erschweren, wie mangelndes Einfühlungsvermögen und Selbstbezogenheit.


Solche Eltern können zwar ein sicheres Zuhause, eine gute Ausbildung sowie finanzielle und materielle Sicherheit bieten, jedoch bleibt das, was emotional wirklich gebraucht wird, oft aus. Emotional unreife Eltern sind nicht in der Lage, eine tiefgehende emotionale Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. Das hinterlässt tiefe Spuren: Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, erleben fast immer Gefühle von Verlassenheit, Einsamkeit, Frustration und Wut.

Emotionale Unreife bei Eltern äussert sich häufig in Kontrollsucht, Engstirnigkeit, Unzuverlässigkeit und überzogenen Forderungen. Sie neigen dazu, ihre Kinder, bewusst oder unbewusst, durch Scham- und Schuldgefühle zu manipulieren, damit diese ihren Willen erfüllen, ohne Rücksicht auf deren eigene Wünsche.


Experten für Kinderpsychologie und Familiendynamik beobachten bei Kindern emotional unreifer Eltern zwei gegensätzliche Verhaltensmuster:


  • Deutlich unreife und inkompetente Eltern können tyrannische und ebenso unreife Kinder hervorbringen.

  • Diese Kinder können aber auch gezwungen sein, die Erwachsenenrolle zu übernehmen, die ihre Eltern nie ausfüllten. Dies kann so weit gehen, dass sie Verantwortung für jüngere Geschwister übernehmen, den Haushalt managen oder Entscheidungen treffen, die für ihr Alter unangebracht sind. Dabei gewinnen sie jedoch kein gesundes Selbstwertgefühl oder Verantwortungsbewusstsein, sondern verlieren in erster Linie ihre Kindheit.


Im letzteren Fall wird das Kind emotional vermutlich reifer als die eigenen Eltern. Möglicherweise hatte es oft das Gefühl, sich um die Eltern kümmern zu müssen, anstatt umgekehrt. Diese verdrehte Eltern-Kind-Beziehung hinterlässt dieses Gefühl von Verlassenheit und Unsicherheit.


Bei narzisstischen Eltern wird auch die Beziehung unter den Kindern durch das elterliche Einwirken gespalten. Da gibt es meist ein Goldenes Kind, das nichts falsch machen kann, ev. sogar seine Eltern anhimmelt, oder als Repräsentant ihrer erfolgreichen elterlichen Leistung dient. Dann gibt es den Sündenbock, der für alles Negative verantwortlich gemacht wird, sowie das Verlorene Kind, dass grundsätzlich ignoriert wird.


Die Psychologin Dr. Lindsay C. Gibson erklärt, wie man emotional unreife Eltern erkennt, was nicht immer einfach ist. Wenn man jemals das Gefühl hatte, von einem Elternteil schlecht behandelt worden zu sein, ohne jedoch körperlich missbraucht oder unter extremer Unberechenbarkeit gelitten hat, kann es schwer sein, die eigenen Gefühle zu verstehen.


Emotionale Vernachlässigung in der Kindheit ist eine schmerzhafte und einsame Erfahrung. Auch als Erwachsener kann eine unglückliche Kindheit weiter belasten und emotionale Wunden das Glück blockieren. Obwohl es unmöglich ist, eine schmerzhafte Kindheit nachträglich zu ändern, kann das Verständnis für die emotionale Unreife der eigenen Eltern ein Schritt in Richtung Heilung sein und die Zukunft verbessern.



Emotional unreife Eltern - reife und und unreife Früchte

2. Was sind emotional unreife bzw. reife Eltern?

Was bedeutet es, unreif zu sein? Unreife bedeutet, sich nicht so weit zu entwickeln, wie es notwendig wäre, sei es körperlich, emotional, geistig oder psychisch.


Emotional unreife Eltern haben keine effektiven Mechanismen, um ihre Emotionen gesund zu bewältigen und in stressigen Situationen kompetent zu bleiben. Sie können ihre Emotionen nicht kontrollieren und sind oft zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen.


Emotionale Reife hingegen bedeutet, die Fähigkeit zu besitzen, eigene Emotionen zu erkennen, auszudrücken und zu kontrollieren, während man sich in die Gefühle anderer einfühlen und darauf reagieren kann. Emotional gesunde Mütter und Väter sind für ihre Kinder da und erleichtern den Aufbau einer bereichernden und starken Bindung. Diese Bindung ist entscheidend, um das Herz des Kindes vor unnötigen Schmerz zu bewahren, Ängste und Leere zu vermeiden und das Selbstwertgefühl zu entwickeln.


Jedes Kind braucht neben Nahrung und Kleidung vor allem emotionale Reife und Sicherheit von den Eltern, um sich mit anderen Menschen verbunden zu fühlen und die Welt, sowie sich selbst, zu verstehen. Wenn dies fehlt, leidet die Entwicklung des Kindes.


Oft haben emotional unreife Eltern selbst unreife Eltern gehabt. Daher ist es für Betroffene wichtig, ihre eigene Geschichte aufzuarbeiten und diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Verschiedene Risikofaktoren können zur emotionalen Unreife bei Eltern beitragen. Möglicherweise hat man in der Kindheit Traumata erlebt und konnte diese nicht gesund verarbeiten. Negative Erfahrungen wie körperlicher oder emotionaler Missbrauch sowie Vernachlässigung beeinträchtigen die Fähigkeit eines Kindes, emotionale Regulation zu entwickeln. Besonders emotionaler Missbrauch ist ein starker Vorhersagefaktor für emotionale Unreife. Diese Muster wiederholen sich oft, auch über Generationen, da unverarbeiteter Schmerz unwissentlich an die eigenen Kinder weitergegeben wird, ohne das Ausmass des Schadens zu erkennen.


Um von den eigenen Eltern akzeptiert zu werden, mussten jene Kinder und heutige Eltern möglicherweise viele ihrer tiefsten Gefühle in der Kindheit unterdrücken. Es wurde ihnen nicht erlaubt, ihre Gedanken und Gefühle zu erforschen oder auszudrücken, was ihre Fähigkeit zur Selbstregulation und emotionalen Verbindung im Erwachsenenleben einschränkte.

 

Einige Ursachen für emotionale Unreife sind u. a.:

  • Unverarbeitetes Kindheitstrauma

  • Unverarbeitete psychologische Probleme und Differenzen

  • Emotionale Vernachlässigung als Kind

  • Dysfunktionale Erziehung

  • Narzisstische Persönlichkeitsstörung

  • Unbehandelte Sucht

 

2.1. 4 Typen von emotional unreifen Eltern

Diese Art der Familiendynamik ist komplizierter, als sie auf den ersten Blick scheint. Emotionale Unreife bei Eltern muss nicht mit Gewalt oder kompletter Vernachlässigung einhergehen.


Dr. Lindsay C. Gibson betont, dass emotionale Unreife oft nicht mit offiziellen Diagnosen wie Narzissmus oder Borderline-Persönlichkeitsstörung übereinstimmt, da diese die Persönlichkeit pauschal beschreiben können. Stattdessen beschreibt sie Kernmerkmale emotional unreifer Eltern.


Obwohl diese vier Typen unterschiedliche Erziehungsstile haben und auf verschiedene Weise Unsicherheit bei ihren Kindern erzeugen, teilen alle emotional unreifen Eltern bestimmte Gemeinsamkeiten:


  • Begrenztes Einfühlungsvermögen

  • Unzuverlässige emotionale Unterstützung

  • Mangelnde Sensibilität

  • Ihr inkonsistentes Verhalten schafft kein Vertrauen oder Sicherheit bei ihren Kindern

 

Typ 1: Ehrgeizige, getriebene, impulsive Eltern

Von aussen wirken ehrgeizige Eltern wie normale, engagierte Eltern, die stark am Leben und den Aktivitäten ihrer Kinder interessiert sind. Obwohl sie tatsächlich engagiert sind, mangelt es ihnen an Empathie für ihre Kinder. Sie sind äusserst kontrollierend, mischen sich stark ein und lassen ihren Kindern keinen Freiraum für eigene Interessen. Sie setzen hohe Standards und sind sehr kritisch und fordernd.


Ihre Impulsivität führt dazu, dass sie oft ohne Nachdenken handeln und Pläne schmieden, ohne die Konsequenzen abzuwägen. Emotional unreif, passen sie sich nie den Bedürfnissen ihrer Kinder an und stellen keine emotionale Verbindung her. Stattdessen zwingen sie ihre Kinder, sich ihren Vorstellungen anzupassen.

 

Diese Eltern sind häufig selbst sehr beschäftigt und darauf fokussiert, erfolgreiche Kinder zu haben, um ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Dadurch sind sie oft abgelenkt und sowohl physisch als auch emotional nicht verfügbar.

 

Typ 2: Ablehnende Eltern

Ablehnende Eltern sind sehr dominant und kontrollierend, regieren ihre Familie mit strenger Hand und vermitteln ihren Kindern, dass sie unerwünscht sind. Da ihnen die Erziehung über den Kopf wächst, wollen sie eigentlich gar nicht daran beteiligt sein. Ihre Interaktionen bestehen hauptsächlich aus Anweisungen, Ausbrüchen oder Isolation von der Familie. Sie zeigen wenig Toleranz oder Empathie für die Bedürfnisse anderer und sind gefürchtet, da jeder versucht, sie nicht zu verärgern.


Es gibt keine Nähe oder Bindung zu ihren Kindern, ausser Befehle, Schimpfen und Schreien, und die wenigen Interaktionen sind förmlich und unpersönlich. Versuche, Nähe und emotionale Bindung zu initiieren, machen sie extrem unwohl, sie werden wütend und ziehen sich zurück. Sie möchten alleine gelassen werden und verbringen wenig Zeit mit der Familie, wodurch ihre Kinder sich sehr unwohl und bedeutungslos fühlen.

 

Typ 3: Emotionale, launenhafte oder gleichgültige Eltern

Emotionale Eltern sind in jedem Aspekt extrem in ihrem Verhalten und finden keinen Mittelweg. Sie sind emotional instabil, geben heute Versprechen und brechen sie morgen. Heute sind sie präsent, morgen fühlen sich ihre Kinder als Last. Sie sind fragil, neigen zu Überreaktionen und ihre Stimmung schwankt schnell von fürsorglich zu abweisend. Diese Unberechenbarkeit schafft ein stressiges Zuhause, da man nie weiss, was zu erwarten ist.


Kleine Rückschläge lassen sie ausflippen, als würde die Welt untergehen. Sie sind entweder übermässig am Leben ihrer Kinder beteiligt oder extrem distanziert. Bei Problemen suchen sie äussere Mittel wie Alkohol oder Trost von anderen, da sie ihre Gefühle nicht selbst regulieren können. Oft sind sie auf die Stabilisierung durch andere angewiesen, und ihre Kinder übernehmen die Rolle der emotionalen Unterstützung. Es ist schwierig, einen ständig unberechenbaren Elternteil zu haben, der nie die Fassung bewahrt.

 

Typ 4: Passive Eltern

Passive Eltern sind ein klares Beispiel für Unreife. Sie sind physisch anwesend, aber mental abwesend und praktizieren eine Laissez-faire-Erziehung. Sie vermeiden Konflikte und Stress, greifen selten konstruktiv ein und meiden negative Situationen. Oft sind sie der "Lieblingselternteil" oder der "Gute", weil sie ihre Kinder nicht einschränken und keine Massnahmen durchsetzen wollen.


Diese Eltern bieten keine Führung oder Anleitung, um in der komplexen Welt zurechtzukommen. Sie setzen keine gesunden Grenzen, führen keine ehrlichen Gespräche und verteidigen weder sich selbst noch ihre Kinder, wenn es nötig ist. Schlimme Taten des anderen Elternteils, wie Missbrauch oder Vernachlässigung, werden von ihnen bewusst ignoriert. Ihnen fehlt das Selbstvertrauen und Interesse, ihre Kinder auf förderliche Weise zu erziehen. Kinder passiver Eltern können sich daher nicht auf sie verlassen.

 


3. Anzeichen von emotional unreifen Eltern

Neben den 4 Typen gibt es auch einige spezifische Anzeichen, dass man mit emotional unreifen Eltern aufgewachsen ist. Hier sind neben geringem Einfühlungsvermögen und Selbstbezogenheit drei typische Anzeichen:


  1. Sie sind haben Schwierigkeit im Umgang mit den negativen oder unerwünschten Emotionen ihres Kindes.

  2. Sie nehmen alles persönlich

  3. Sie haben einen Mangel an emotionalem Vokabular

 

1. Sie sind haben Schwierigkeit im Umgang mit den negativen oder unerwünschten Emotionen ihres Kindes.

Sie neigen dazu, diese Emotionen zu vermeiden, zu leugnen oder herabzusetzen, anstatt konstruktiv damit umzugehen. Dies liegt oft daran, dass sie sich mit emotionalen Ausdrucksweisen unwohl fühlen und ihnen die Werkzeuge fehlen, um gesund über Emotionen zu sprechen. Dieses Verhalten vermittelt dem Kind unabsichtlich, dass seine Gefühle ungültig sind oder unterdrückt werden sollten, was langfristig die emotionale Entwicklung und Selbstexpression beeinträchtigen kann.


2. Sie nehmen alles persönlich

Sie sehen die Welt durch einen emotionalen Filter und nehmen alles persönlich, weil sie nie gelernt haben, Verantwortung für ihre eigenen subjektiven Sichtweisen und Handlungen zu übernehmen. Sie verhalten sich selbst wie Kinder, wodurch ihre tatsächlichen Kinder sich oft schuldig und beschämt fühlen, wenn sie es nicht schaffen, ihre Eltern „glücklich“ zu machen.


3. Sie haben einen Mangel an emotionalem Vokabular

Alle emotional unreifen Eltern vernachlässigen ihre Kinder emotional bis zu einem gewissen Grad. Sie sind oft nicht in der Lage, ihre eigenen Gefühle zu erkennen oder auszudrücken, und lassen ihren Ärger direkt oder indirekt heraus, weil ihnen die Fähigkeiten fehlen, ihre Emotionen zu verarbeiten. Der Umgang mit emotional unreifen Eltern ist besonders schwierig, da Eltern eigentlich diejenigen sein sollten, die ihre Kinder ermutigen, trösten und emotional unterstützen. Sie können die Kinder in ihrer Emotion nicht abholen, ihre Gefühle nicht spiegeln oder benennen, weil sie selber keine Worte sondern nur Bewertungen und Urteile haben.


Selbst als Erwachsene erwarten wir, dass unsere Eltern weiser sind als wir. Doch viele Menschen haben lebenslang Schwierigkeiten, ihre komplexen Emotionen reif zu bewältigen. Wenn man mit einem emotional unreifen Elternteil zu kämpfen hat, sollte man bedenken, dass es nicht die eigene Verantwortung ist, sie zu reparieren. Wenn man selbst Schwierigkeiten hat, Verantwortung für sein Gefühlsleben zu übernehmen, sollte man Hilfe bei einem Berater oder Therapeuten suchen.

 

3.1. Weitere und ausführlichere Anzeichen

  • Sie lenken die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich selbst und sind extrem egozentrisch

  • Sie werden völlig von ihrem Ego beherrscht

  • Mangelnde Fremdwahrnehmung: Sie interessieren sich nicht für eine andere Sicht der Dinge. Sie haben null Respekt für die Grenzen und Entscheidungen anderer und unterstützen nur dann, wenn es für sie gerade passt

  • Sie entschuldigen sich nie, sind unflexibel, engstirnig, starr und immer im Recht, unverbesserlich und haben toxischen Abwehrmechanismen

  • Sie kommen bei anderen Menschen sehr gut an, verhalten sich aber den Kinder gegenüber zurückhaltend. Sie zeigen sich ihnen gegenüber nie emotional verletzlich, denn sie fürchten Emotionen

 

Sie lenken die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich selbst und sind extrem egozentrisch

Ein deutliches Zeichen für emotionale Unreife ist Egozentrik und Selbstverliebtheit.

Emotionale unreife Eltern neigen dazu, Sich in den Mittelpunkt zu drängen, Gespräche auf sich selbst zu lenken und behandeln andere als Erweiterung ihrer selbst, anstatt sie als eigenständige Personen zu sehen. Diese Eltern kümmern sich hauptsächlich um ihre eigenen Bedürfnisse und glauben fälschlicherweise, dass sie die besten Eltern sind, ohne ihre Kinder wirklich zu berücksichtigen.


Sie drängen ihre eigenen Meinungen und Entscheidungen auf, unabhängig davon, wie unglücklich diese ihre Kinder machen. Diese Eltern leben in einer Illusion, dass sie perfekt sind und nie Fehler machen. Während reife Erwachsene die Auswirkungen ihrer Handlungen auf andere bedenken, bleiben emotional unreife Eltern in ihrer kindlichen Selbstzentriertheit und setzen ihre eigenen Bedürfnisse über die ihrer Kinder.

 

Sie werden völlig von ihrem Ego beherrscht. 

Emotional unreife Eltern handeln stark egozentrisch, wobei ihr Verhalten und ihre Entscheidungen oft von ihrem eigenen Ego und Bauchgefühlen bestimmt werden. Sie können sehr fordernd, narzisstisch und aggressiv sein, was u. a. normale und höfliche Gespräche schwierig macht. Ihre Selbstbezogenheit führt dazu, dass sie wenig Rücksicht auf die Gefühle und Bedürfnisse ihrer Kinder nehmen und es ihnen egal ist, wie sehr sie ihre Kinder verletzen könnten.


Gleichzeitig sind sie geschickt darin, sich selbst als Opfer darzustellen und passiv-aggressiv zu reagieren, wenn sie nicht die gewünschte Anerkennung und Aufmerksamkeit erhalten. Solange ihre Wünsche erfüllt werden, zeigen sie sich zufrieden, doch bei Widerstand treten ihre egoistischen und oft verletzenden Verhaltensweisen zutage.


Emotional unreife Eltern sind sehr sensibel und haben Schwierigkeiten, mit Stress umzugehen.

Schon kleine Ereignisse können sie aus der Fassung bringen, und sie reagieren oft übertrieben, eingeschnappt oder beleidigt. Ihre Unfähigkeit zur Selbstregulation führt dazu, dass sie von anderen verlangen, ihre Emotionen zu beruhigen und ihren Wünschen nachzukommen.


Diese mangelnde emotionale Selbstregulation kann auch zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen (z. B. narzisstische oder Borderline-Persönlichkeitsstörung) führen. Zudem neigen sie aufgrund ihrer emotionalen Instabilität zum Substanzmissbrauch, da dieser oft als Bewältigungsmechanismus dient.

 

Mangelnde Fremdwahrnehmung: Sie interessieren sich nicht für eine andere Sicht der Dinge. Sie haben null Respekt für die Grenzen und Entscheidungen anderer und unterstützen nur dann, wenn es für sie gerade passt

Ein weiteres Merkmal emotional unreifer Eltern ist ein Mangel an Empathie. Sie bestehen immer auf ihren Standpunkt, selbst wenn sie im Unrecht sind, und ändern ihre Wahrnehmung der Realität, um sich selbst zu schützen. Sie akzeptieren keine andere Sichtweise und nutzen oft Gaslighting*, um ihre eigene Version der Ereignisse zu verteidigen. Diese Eltern respektieren keine Privatsphäre, persönliche Grenzen und zwingen ihren Kindern ständig ihre Entscheidungen auf, während sie deren Wünsche ignorieren. Sie nehmen es persönlich, wenn sie um Raum gebeten werden, und sind nur dann zufrieden, wenn sie Kontrolle über das Leben ihrer Kinder haben.

*Der manipulative Versuch, einen anderen Menschen in seinem Realitäts- und Selbstbewusstsein gezielt zu verunsichern. (Wikipedia/Gaslighting)


Obwohl sie möglicherweise materielle Unterstützung leisten, wie z. B. für Studiengebühren oder in Krankheitssituationen, bleibt dies auf die Erfüllung körperlicher Bedürfnisse beschränkt. Laut Dr. Gibson ist emotionale Bindung und Empathie entscheidend, und diese werden von emotional unreifen Eltern oft nicht ausreichend vermittelt.


Sie entschuldigen sich nie, sind unflexibel, engstirnig, starr und immer im Recht, unverbesserlich und haben toxischen Abwehrmechanismen

Ein deutliches Zeichen für emotional unreife Eltern ist ihre Unfähigkeit, zuzuhören oder die Gefühle ihrer Kinder zu verstehen. Diese Eltern leben in ihrer eigenen Welt, in der sie immer im Recht sind und erwarten, dass alles nach ihren Vorstellungen abläuft. Sie können sich nicht vorstellen, dass ihre Kinder andere Meinungen, Träume oder Entscheidungen haben könnten. Ihre starre Denkweise verhindert, dass sie erkennen, dass die Welt sich nicht nur um ihre eigenen Wünsche dreht.


Emotionale unreife Eltern sind oft extrem in ihrem Verhalten: Entweder sind sie sehr kontrollierend und autoritär, indem sie strenge Regeln aufstellen und jeden Aspekt des Lebens ihrer Kinder überwachen, oder sie sind völlig unengagiert und zeigen wenig Interesse an ihren Kindern. Diese Eltern setzen keine klaren Grenzen und kümmern sich kaum um die Bedürfnisse ihrer Kinder.


Solche Eltern haben Schwierigkeiten, Verantwortung für ihre Fehler zu übernehmen oder sich zu entschuldigen. Sie nutzen destruktive Abwehrmechanismen wie Verleugnung und Projektion, um ihre Schwächen zu verbergen. Sie weigern sich, ihre Fehler anzuerkennen, und geben stattdessen ihren Kindern die Schuld für ihre eigenen Unsicherheiten und emotionalen Probleme.


Zusätzlich machen emotionale unreife Eltern ihre Kinder oft für ihr eigenes emotionales Wohl verantwortlich. Ihr emotionaler Zustand hängt stark davon ab, wie sich ihre Kinder verhalten oder fühlen. Wenn die Kinder nicht den Erwartungen der Eltern entsprechen, können diese schnell in Depressionen oder Traurigkeit verfallen und den Kindern die Schuld dafür geben. In diesen Familien übernehmen die Kinder oft die Rolle des „Elternteils“, da die Eltern so selbstbezogen sind, dass ihre eigenen Gefühle immer im Vordergrund stehen, selbst auf Kosten der Gefühle ihrer Kinder.

 

Sie kommen bei anderen Menschen sehr gut an, verhalten sich aber ihren Kinder gegenüber zurückhaltend. Sie zeigen sich ihnen gegenüber nie emotional verletzlich, denn sie fürchten Emotionen

Emotional unreife Eltern können sich nach aussen hin sehr gut verhalten und wirken oft gesellig, sozial kompetent und beliebt. Sie zeigen jedoch wenig echte emotionale Nähe, da sie sich zurückziehen, wenn es um tiefere Gefühle geht. Diese Eltern fühlen sich oft unwohl, wenn sie mit eigenen Emotionen oder die ihrer Kinder konfrontiert werden und vermeiden es, verletzlich zu sein.

In dem Moment, in dem das Kind seine Gefühle zum Ausdruck bringt, ziehen sie sich zurück und verstärken den Eindruck, dass die Verletzlichkeit des Kindes zu viel für sie ist. Sie halten emotionale Distanz, weil sie fürchten, dass Offenheit ihre Autorität beeinträchtigen könnte. Stattdessen drücken sie ihre Kontrolle aus und ignorieren oder unterdrücken die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder.

 


Emotional unreife Eltern - Versöhnung mit unseren Wurzeln

4. Umgang und Heilung unserer Wurzeln

„Eine Rose bezieht ihren Duft aus ihren Wurzeln, und der Erwachsene bezieht seine Kraft aus seiner Kindheit.”

Austin O’Mally


Ein Kind, das früh Verantwortung übernimmt, etwa für jüngere Geschwister oder für elterliche Entscheidungen, trägt oft eine grosse Emotionale Last. Dies kann zu tiefgreifenden psychologischen Problemen führen, wie emotionaler Einsamkeit, Schuldgefühlen, Unterdrückung von Wut und Schwierigkeiten in langfristigen Beziehungen.


Die Heilung von diesen Wunden ist herausfordernd, aber möglich. Zunächst ist es wichtig, die Existenz dieser Verletzungen anzuerkennen. Kognitive Verhaltenstherapie und Seelsorge, die Arbeit mit dem "Inneren Kind", kann dabei helfen, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und die verlorene Kindheit zu verarbeiten. Auch wenn man zum Schluss kommt, dass man eine Kindheit verloren hat, steht das Leben voller neuer Möglichkeiten offen, und es ist wichtig, dass die emotionale Unreife der Eltern einen nicht daran hindert, Glück in der Gegenwart und Zukunft zu finden.

 

Heilungsprozess und Aufbau von gesunden Beziehungen

Vier Punkte, die wichtig sind um Ablösung, Ablösung und Aufbau von einer gesunden Beziehung mit unreifen Eltern zu ermöglichen.


  1. Problem und Verantwortlichkeiten erkennen: Erkennen, dass die emotionale Unreife der Eltern nicht die eigene Schuld war, sondern ihre eigene Verantwortung und Entscheidung. Verstehen, dass die negativen Gefühle nicht die eigenen Unzulänglichkeiten widerspiegeln. Aber auch nicht in der Anklage an die Eltern verharren.


    Oft führt der Kontakt mit jenen Eltern zu einer emotionalen Erschöpfung, da man sich zwischen der Pflicht, den Kontakt zu pflegen, und dem Wunsch nach Abstand hin- und hergerissen fühlt. Wenn emotional unreife Eltern über ihre Lebensumstände klagen, erwarten sie, dass ihre Kinder sie emotional unterstützten und sogar praktische Aufgaben für sie übernehmen. Obwohl man als Sohn oder Tochter erkennt, dass die eigene Mutter oder Vater auch Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen könnten, fühlen sie sich durch die familiäre Verpflichtung gefangen. Wiederkehrenden Besuche und die daraus resultierenden emotionalen Lasten führen dazu, dass sie sich erschöpft und hilflos fühlen.


    Doch, es ist nicht die Aufgabe der Tochter, des Sohnes, die Eltern und ihre Baustellen zu "reparieren", auch nicht als Erwachsene. Es ist besser stattdessen an der eigenen Heilung, Loslösung und Entwicklung zu arbeiten, auch wenn man seinen Eltern eine Therapie vorschlagen kann. Man sollte aber keine Begeisterung erwarten.


  2. Verbindung zu den eigenen Emotionen: Lernen, sich mit seinen unterdrückten Gefühlen auseinanderzusetzen, auch wenn es schwierig ist. Die Chance ist hoch, dass man keinen gesunden Umgang und Ausdruck für die eigenen Gefühle, ev. sogar mangelnde Beziehungsfähigkeit, entwickelt hat. Emotionale Unterstützung von vertrauten Personen oder Therapeuten kann dabei helfen. Annahme und Vergebung kann hier einen längeren Prozess bedeuten, der aber befreienden ist.


  3. Heilung durch Beziehungen: Die bewusste Suche nach gesunden, tiefen Beziehungen, auch die Auseinandersetzung damit, um alte Wunden zu heilen, ist sehr hilfreich.


    Natürlich ist hier die persönliche Gottesbeziehung eine sehr heilende Basis. Die Aufnahme in die Gottesfamilie, Gott als der Vater, der Väter, ganz persönlich erleben zu dürfen, kann tiefe Wunden wie ein Wunder heilen. Ewige Biblische Wahrheiten können falsche Lebenslügen ausmerzen. Sich auf diese Vertrauensbeziehung zum eigenen Schöpfer einzulassen und erleben, dass Jesus einen wichtig und ernst nimmt, einen nicht im Stich lässt und so persönlich begegnet, schafft die emotionale Abnabelung von den irdischen Eltern auf eine gesunde Weise. Gottvertrauen schafft neues Selbstvertrauen. Er kann uns ein neues Herz und einen neuen Geist schenken (Hesk 36,26). Er ist gekommen um zerbrochene Herzen zu heilen (Ps 147,3). Jesus schenkt einen Frieden der unseren Verstand übersteigt und die Welt nicht geben kann (Phil 4,7; Joh 14,27).


  4. Achtsamkeitspraktiken: Seelenpflege durch Achtsamkeit. Diese hilft, bewusster mit seinen Emotionen umzugehen. Ein Therapeut kann unterstützen, eine gesunde Selbstbeziehung bzw. Beziehungen zu anderen zu entwickeln und destruktive Muster, den eigenen Anteil an der schädlichen Beziehungsdynamik, den eigenen Lebensstil, zu erkennen und ggf. zu verändern.


    Der Perspektivenwechsel auf den Sinn des Lebens kann auch eine Dankbarkeit erzeugen und bei der Annahme helfen. Was für Stärken und Eigenschaften konnte man durch dieses erlebte Schicksal lernen und kultivieren? Was ist das wenige Positive, dass ich von den Eltern, den eigenen Wurzeln, behalten will? Was für ein schöner Baum könnte daraus wachsen oder hat bereits Blüten erzeugt?

 

Weitere Tipps im direkten Umgang mir den emotional unreifen Eltern

  1. Priorisiere den inneren Frieden, nicht den äusseren: Es ist ein zentraler Punkt, dass erwachsene Kinder lernen müssen, sich aus der "Verantwortungsfalle" zu befreien, in die sie durch die emotionalen und praktischen Anforderungen ihrer Eltern geraten sind. Söhne und Töchter dürfen erkennen, dass sie als Erwachsene mehr Kontrolle über ihre Beziehungen zu den Eltern haben, als sie ursprünglich dachten. Indem sie klare Grenzen setzen und ihre eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen, können sie die Dynamik in den Beziehungen verändern.


    Man darf also den Mut haben, die eigenen Bedürfnisse und Glück an gleichwertige Stelle setzen, ohne Schuldgefühle haben zu müssen. Emotional unreife Eltern könnten natürlich versuchen, einem Schuld und Scham einzureden, wenn man sich gleichwertig für sein Wohl entscheidet. Aber es ist wichtig, Selbstfürsorge zu praktizieren, um die eigene psychische Gesundheit zu schützen.


  2. Übernimm die Kontrolle in Interaktionen: Bei Gesprächen mit den Eltern sollte man die Führung übernehmen, um Manipulationen und emotionale Erpressung zu vermeiden. So können Gespräche in eine positive Richtung gelenkt werden und man wird auch weniger von negativen Bemerkungen beeinflusst.


    Man kann beginnen Besuche und Telefonate mit den eigenen Eltern bewusster zu steuern. Man darf sich z. B. für sich einsetzen und von den Eltern fordern, bestimmte Verhaltensweisen zu ändern, auch solche, die u. a. sogar den eigenen Partner oder die eigenen Kinder bzw. Enkel belasten. Obwohl die emotional unreifen Eltern vermutlich verständnislos reagieren und ihr Verhalten nicht sofort ändern, fühlt man sich stärker, weil man seine eigenen Grenzen und die der eigenen Familie verteidigt.


    Man zieht klare Grenzen, indem man mitteilt, dass man z. B. keine negativen Dinge über andere Verwandte oder Bekannte hören möchte und dass diese Themen besser für einen Freund bzw. eine Freundin geeignet wären. Dadurch entzieht man sich als Tochter oder Sohn der Rolle des emotionalen Ankers, den die eigene Mutter/Vater in einem sieht, und ermöglicht es, dass sich Gespräche auf andere, positivere Themen konzentrieren. Diese Veränderung kann zu einer überraschenden Verbesserung der Kommunikation führen.


  3. Übe emotionale Distanz: Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung erwachsener Kinder ist die innere Ablösung von den Eltern. Diese Ablösung bedeutet, die Eltern nicht mehr aus der Perspektive des Kindes, sondern als gleichberechtigte Erwachsene zu sehen. Dies kann jedoch schmerzhaft sein, da es oft bedeutet, kindliche Wünsche und Hoffnungen loszulassen. Man ist vielleicht enttäuscht, dass die eigenen Eltern wenig auf einen eingehen und sie die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht wahrnehmen. Diese Enttäuschung ist Teil eines Trauerprozesses, der notwendig ist, um die Realität der Beziehung zu akzeptieren und nicht mehr gegen die Unzulänglichkeiten der Eltern anzukämpfen.


    In dieser Phase der Ablösung ordnet sich die Beziehung zu den Eltern neu. Man gibt den eigenen Eltern mehr Mitverantwortung für die Beziehung, wenn man sie loslässt. Und man ist bereit, die Konsequenzen zu tragen, wenn Eltern nicht darauf eingehen, lässt es zu, dass die Beziehung sich möglicherweise verändert oder lockert. Diese Bereitschaft, etwas scheitern zu lassen, ist ein Zeichen dafür, dass man sich erfolgreich von den emotionalen Fesseln der eigenen Eltern löst und die eigene Lebensqualität in den Vordergrund stellt.


    Es ist wichtig, eine emotionale Distanz zu wahren, um sich vor dem Schmerz zu schützen, den Eltern verursachen können, so wie es nur den eigenen Eltern möglich ist. Indem man ihre verletzenden Muster erkennt und nicht zulässt, dass sie die eigenen Emotionen kontrollieren, kann man sich von ihrem negativen Einfluss befreien. Für unsere Gefühle sind wir selber verantwortlich, wie die Eltern für ihre verantwortlich sind.

 

4.1. Anmerkung zu «Ehre Vater und Mutter»

«Ehre deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der HERR, dein Gott, dir gebe.»

2. Mose 20,12


Die Gewissensfrage, ist eine, die viele erwachsene Kinder schwieriger Eltern beschäftigt: Wie kann man den biblischen Auftrag, die Eltern zu ehren, mit dem eigenen Bedürfnis nach emotionalem Schutz und Selbstfürsorge in Einklang bringen? Dieses Gebot wird häufig als kulturelle Prägung gesehen, die Kinder in die Pflicht nimmt und sie wehrlos gegenüber den Ansprüchen der Eltern macht.


Das 5. Gebot ist wirklich eine Herausforderung für Töchter und Söhne von emotional unreifen Eltern. Besonders missbräuchliche oder kontrollierende Eltern nutzen dieses Gebot, um ihre erwachsenen Kinder zu manipulieren und deren Gehorsam zu erzwingen. Doch Gott kennt die Kinder von emotional unreifen Eltern und würde nicht etwas von ihnen verlangen, dass unmöglich ist. Man kann sehr viel zu diesem Gebot sagen, hier möchte ich jedoch nur den Begriff der Ehre in diesem Vers eingehen.


Das Gebot "Du sollst Vater und Mutter ehren" wird oft missverstanden, denn es fordert nicht, dass wir unsere Eltern unbedingt mögen müssen. Natürlich gibt es das Gebot «Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst» (Lukas 10, 27). Liebe ist aber auch eine tief emotionale Angelegenheit, die nicht erzwungen werden kann. Stattdessen geht es beim Ehren darum, Respekt und Anerkennung für die Rolle unserer Eltern in unserem Leben zu zeigen.


Das hebräische Wort für «Ehre», das hier im Originaltext verwendet wird, bedeutet "schwer sein" oder "Gewicht haben". Es drückt aus, dass Vater und Mutter eine bedeutende Rolle in unserem Leben spielen, eine Schwere, ein Gewicht haben, das wir anerkennen und wertschätzen dürfen. Diese Anerkennung ist der erste entscheidende Schritt.


Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Akzeptanz der Vergangenheit. Es bringt nichts, sich über eine schwierige Kindheit zu ärgern oder darüber nachzudenken, wie das Leben unter anderen Umständen verlaufen wäre. Solche Gedanken führen zu nichts. Stattdessen geht es darum, die Vergangenheit anzunehmen und zu erkennen, dass es viele Wege gibt, sich von den Einflüssen der Eltern zu lösen und den eigenen Weg zu finden.


Man muss sich also nicht für oder gegen die Eltern, sondern darf sich bei dem Gebot auch für das eigene Wohl und das eigene Leben entscheiden. Ein heilsamer Abstand zu schwierigen Eltern ist nicht nur erlaubt, sondern notwendig, um das eigene Leben nicht zu gefährden. Auch wenn ein solcher Abstand notwendig ist, können die erwachsenen Kinder ihren Eltern dennoch dieses «Gewicht», die Wertschätzung und Ehre entgegenbringen – jedoch zu Bedingungen, die auch ihrer eigenen Gesundheit und ihrem Wohlbefinden dienen.


Gott unterstützt uns auf diesem Weg, indem er uns durch sein Wort und seinen Geist leitet. Wir sind nicht schutzlos, sondern in der Beziehung zum himmlischen Vater erhalten wir immer wieder neue Impulse und Kräfte, um unsere Zukunft positiv zu gestalten und unseren eigenen Weg zu finden.


Das Gebot, «Vater und Mutter zu ehren», bedeutet also, ihnen eine wichtige Rolle in unserem Leben zuzuschreiben, was auch unserem eigenen Leben mehr Gewicht und Bedeutung verleiht. Es soll uns nicht egal sein was mit ihnen ist oder mit ihnen passiert. Aber, da bin ich überzeugt, wir müssen uns ihnen nicht unterordnen oder ihnen in einem ungesunden Mass dienen. Gott weiss um die komplizierte Beziehung, die man zur eigenen Familie haben kann. Er ist da sehr barmherzig und hilft uns, die Vergangenheit zu akzeptieren, Eltern in eine gesunden Weise anzunehmen, zu würdigen, ihnen ihren Platz in unserem Leben zu geben, der ihnen zusteht, denn sie haben uns das Leben geschenkt. Aber mehr ist damit vermutlich erst mal gar nicht gemeint.


Erwachsene Kinder schwieriger Eltern haben das Recht und die Pflicht, sich aus belastenden und kräftezehrenden Beziehungen zu befreien. Durch das Setzen von Grenzen, die innere Ablösung und eine Neuordnung der Beziehung kann man einen eigenen Weg finden, ohne sich den übermässigen Anforderungen und Erwartungen der Eltern zu beugen. Letztlich geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen familiärer Verpflichtung und der eigenen psychischen Gesundheit zu finden, um das eigene Leben in Freiheit und Selbstbestimmung gestalten zu können.


Wir dürfen uns also von der Anklagebank erheben, den Schmerz loslassen, in die Eigenverantwortung gehen, ins Reine kommen, uns weiterentwickeln und unseren Weg mit Zuversicht und Entschlossenheit gehen. Es gibt psychologisch ein grosses Potential der Ahnen, Ressourcen, Stärken und Kräfte auch hinter der elterlichen Linie, vielleicht in der 3. oder 4. Generationen davor. Es kann auch Verständnis für die Eltern geschaffen werden und Mitgefühl, wenn man erkennt, was sie für eine Geschichte mitbringen. Wenn man da ins Reine kommt mit seinen Wurzeln und seine Traumen oder Verletzungen aufarbeitet, kann daraus ein grosser familiärer Schatz, unabhängig von den direkten Beziehung zu den Eltern, gewonnen werden.


Gott hatte einen guten Gedanken, als er uns in unsere Familie hineingestellt hat und diesen wird er jedem von uns zeigen, wenn wir ihn darum bitten, das glaube ich ganz fest. Da liegt auch eine Berufung auf uns für unsere Familie. Vielleicht sind wir die ersten von mehreren Generationen, die endlich einen Familienfluch brechen und eine neue Segenslinie starten könnten, genau an diesem Platz, in dieser Zeit, in die uns Gott gesetzt hat. Sei offen und gespannt, was Jesus mit Dir und Deiner Familie vor hat und frage ihn nach seinen Plänen.


Im Gegensatz zu irdischen Eltern liebt Jesus uns bedingungslos und gibt uns die Kraft, jeden neuen Tag anzugehen. So können wir die Zukunft mit Hoffnung und Tatkraft gestalten.

 

"Den Erschöpften gibt er neue Kraft, und die Schwachen macht er stark. Selbst junge Menschen ermüden und werden kraftlos, starke Männer stolpern und brechen zusammen. Aber alle, die ihre Hoffnung auf den HERRN setzen, bekommen neue Kraft. Sie sind wie Adler, denen mächtige Schwingen wachsen. Sie gehen und werden nicht müde, sie laufen und sind nicht erschöpft."

Jesaja 40:29-31 Hoffnung für alle (HFA)


 


Quellen: Zugriff 06.08.2024

https://starke-gedanken.de/emotional-unreife-eltern-7-zeichen-dass-du-mit-ihnen-aufgewachsen-bist/; Fünf Anzeichen, dass eure Eltern emotional unreif sind, laut einer Psychologin, Julia Pugachevsky, 22 Sep 202, https://www.businessinsider.de/leben/psychologin-verraet-5-anzeichen-dass-eure-eltern-emotional-unreif-sind/ bzw. https://www.businessinsider.com/emotionally-immature-parent-signs-psychologist-2023-9; Von Kindern emotional unreifer Eltern: eine verlorene Kindheit, 08. Juli 2017, https://gedankenwelt.de/von-kindern-emotional-unreifer-eltern-eine-verlorene-kindheit/; SeelenVerwandte, LIEBE OHNE LIMIT, 7 Anzeichen für emotional unreife Eltern und wie erwachsene Kinder heilen können, Published by Jaca, https://seelenverwandter24.de/emotional-unreife-eltern/; SeelenVerwandte, LIEBE OHNE LIMIT, 3 Anzeichen dafür, dass Sie laut Experten einen emotional unreifen Elternteil haben, Published by Jaca, https://seelenverwandter24.de/3-anzeichen-dafur-dass-sie-laut-experten-einen-emotional-unreifen-elternteil-haben/; youtube.ch, Nicht immer einfach... Eltern ehren?, Thomas Nach-Gedanken, 04.06.2021, https://youtu.be/QuKidM8UUEg?si=aPZshfGtVOLTEEoI, zugriff 08.08.2024; Narzisstische Familiensysteme, diese Rollen musst du kennen, https://mutterwunde.com/narzisstische-familiensysteme/, zugriff 08.08.2024; Focus online, Focus Familie, Wenn Eltern zu viel Kraft rauben: Wann es Zeit ist, auf Abstand zu gehen, Jörg Berger, 26.01.2023, https://www.focus.de/familie/erziehung/paartherapeut-klaert-auf-wenn-eltern-zu-viel-kraft-rauben-wann-es-zeit-ist-abstand-zu-nehmen_id_183564146.html, zugriff 12.08.2024

 

 


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