Die Charakterentwicklung ist ein Prozess, der eng mit der Selbstreflexion verflochten ist, denn sie ermöglicht uns, die Motivationen hinter unseren Entscheidungen zu verstehen. In einer Welt voller Entscheidungen und Einflüssen formen unsere Gedanken, Worte und Handlungen nicht nur unsere Gewohnheiten, sondern auch unser Wesen - unseren Charakter.
Inhalt:
1. Unser Lebensstil - Wozu wir etwas machen
1.1 Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht das gleiche
1.2 Charakterentwicklung psychologisch: Unser Lebensstil, Summe unserer Gewohnheiten
2.1 "Unser Leben ist die Summe unserer Entscheidungen." Albert Camus
2.2. Unsere Verführbarkeit
1. Unser Lebensstil - Wozu wir etwas machen
1.1 Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht das gleiche
Das Konzept des Lebensstils aus der Individualpsychologie ist etwas, dass mir persönlich sehr viel geholfen und verständlich gemacht hat. Zu wissen das ich meinem "Schicksal nicht ausgeliefert bin, sondern auch total viel dazu beitrage, gab mir die Hoffnung, mein Leben zum Guten verändern zu können. Darum hier ein paar Anregungen. :-)
Nur durch unseren freien Willen können wir Entscheidungen treffen. Somit wird Entscheiden zu einer unserer Lebensaufgaben. So wie wir entscheiden zu denken und zu handeln, macht uns aus.
Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
Als Quelle wird der Text auf manchen Zitatseiten auch als Talmud-Zitat ausgewiesen, oder dem amerikanischer Frank Outlaw zugeschrieben. Eine ähnliche Version an Charles Reade, möglicherweise geht es auch auf ein chinesisches Sprichwort zurück. Wie auch immer - es scheint was Wahres dran zu sein.
Unsere Einmaligkeit zeigt sich darin, wie wir etwas deuten und was wir beabsichtigen. So können zwei dasselbe tun und doch werden sie damit eine andere Wirkung erzielen. Es ist individuell welches ganz Ziel in einer Situation unser Handeln bestimmt. Man nennt so Ziel im Bezug zu unserm Tun auch Motivation.
In jedem Gedanke steckt eine Motivation.
Unsere Motivation ist uns meistens nicht bewusst. Und auch wenn wir sie wissen, ist uns nicht immer klar woher sie kommt. Sie ist aber auf jeden Fall selbst gewählt und erlernt. Sie entsteht aus dem, was sich in unserer Vergangenheit ereignet hat und was für Schlüsse wir daraus gezogen haben. Die Deutung eines Ereignisses, war und ist immer unsere Wahl. D. h. diese Deutung könnten wir auch wieder verändern. Wir könnten neue Schlussfolgerungen und damit neue Lebensverändernde Sichtweisen gewinnen. Alles eine Frage der Perspektive, auch das Leben.
Diese meist unbewussten Vorurteile, die wir als Kind über das Leben geschlussfolgert haben, meldet sich bei uns als Bauchgefühle oder Gewissensbisse. Aufgrund dessen, treffen wir aber auch heute als Erwachsene noch Entscheidungen. Und manchmal auch ungünstige, wenn wir uns nie hinterfragen.
Entscheidungen sind Motiv-gesteuert.
Die Summe unserer Entscheidungen
Nun, wir können uns viele Lebensbereiche weniger aussuchen als wir denken, aber in den Bereichen selber, können wir viel mehr beeinflussen, als wir glauben. Mir diese Tatsache einzugestehen, hat mir sehr geholfen.
Vererbung und (soziale) Umwelt haben natürlich einen stark prägenden Einfluss auf unsere Persönlichkeit. Auch wenn wir sie nicht so sehr beeinflussen können, sind wir ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Im Letzten sind sie nicht zwingend entscheiden, denn sie geben uns Möglichkeiten. Z. B. um Fähigkeiten unter den erlebten Umständen zu erlernen und bestimmte Erfahrungen zu machen - im Positiven oder Negativen.
Wir können uns nicht aussuchen in welche Familie, Kultur, Gesellschaft oder Zeit wir hineingeboren, oder mit welcher Genetik wir zur Welt kommen. So können wir nicht jeden Job erlernen oder Partner kriegen, auch wenn die Welt uns gerne Grenzenlosigkeit und Allmacht vermitteln möchte. Aber das brauchen wir auch gar nicht.
Wie wir jedoch im Rahmen unserer Möglichkeiten entscheiden, ist unsere freie Wahl. Immer. In jedem Bereich, in jeder Situation. Wir tun uns damit aber gerne schwer. Bewusst zu Entscheiden ist anstrengend, vor allem für unser Gehirn. Und weil sich unser Gehirn nicht andauernd entscheiden will, behilft es sich mit energiesparenden Automatismen, den Gewohnheiten.
Gewohnheiten
Entscheiden ist wirklich unglaublich anstrengend. Im Limbischen System vergleicht das Gehirn laufen aktuelle Reize und Erlebnisse mit Erfahrungen aus der Vergangenheit. Jedes Mal müsste es abwägen wie eine momentane Situation einzuschätzen ist. Je nach Bewertung wird der entsprechende Sinnesreiz mit einer Emotion versehen. Denn Emotionen helfen uns zu reagieren. Feuer - Angst - Wegrennen. Oder Eiscreme - Freude - genussvolles Schlemmen. Ungerechtigkeit - Wut - Angriff. So gilt im Umgang mit Gefühlen, der bewusste Umgang mit Gedanken.
Bei Gewohnheiten laufen im Schnelldurchgang also all diese Bewertungen ab, dazu wurden sie ins Unterbewusste verlegt. So haben wir in unserer Entwicklung unzählige davon auch im Zwischenmenschlichen Bereich gebildet. Dort nennen wir sie Vorurteile und / oder Macken.
1.2 Charakterentwicklung psychologisch: Unser Lebensstil, Summe unserer Gewohnheiten
Zusammengefasst ergeben die Summe all unserer Deutungen und Motive unsere Eigenheit, unseren Charakter. Dessen Kern nennt sich in der Individualpsychologie Lebensstil. Er ist eine Art Lebensbewegungsgesetz, unsere ganz persönliche Logik fürs Leben und den Umgang mit unseren Mitmenschen. Wir bilden ihn in unseren prägenden Kindheitsjahren und leben ihn als Erwachsene meist unbewusst weiter. Er definiert sich durch das ganz individuell angestrebte Lebensziel, was wir mit all unsere Deutungen entwickelt haben und wie wir uns und andere dabei sehen - unserer Lebensbrille. Dieser Lebensstil macht uns sehr berechenbar! Halt typisch wir! Denn er ist eine Taktik mit der wir gelernt haben erfolgreich im Leben zu sein und diese wenden wir deshalb auch immer an! Wir finden unser Charaktertypisches Lebensmuster in all unseren Lebensbereichen, sei es Beziehungen, bei der Arbeit, in unserer Freizeitgestaltung und sogar im Glaubensleben. Sind wir reflektiert, erklärt uns unser Lebensstil unser Verhalten, aber er entschuldigt uns nicht!
Wir können ändern was wir - wie - tun, wenn uns unsere bisherige Lebensstil-Wahl bewusst wird. Da ist Verantwortung drin. Das nennt man dann an seinem Charakter arbeiten.
Dabei gibt es selten ein klares richtig oder falsch. Jeder Persönlichkeitsstil hat in manchen Situationen seine Vor- und Nachteile, keiner ist besser oder schlechter. Wir sind einfach verschieden und damit aussergewöhnlich.
Bei Gott dient Dir alles zum Guten
Wir wissen aber, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt. Das sind ja die Menschen, die er nach seinem freien Entschluss berufen hat. (Römer 8, 28)
Alles was Du erlebt hast oder noch erleben wirst, wird Dir zum Guten dienen. Auch Dinge, die Dir im Moment noch nicht gut vorkommen. Besonders Berufungen können aus grossem Leid oder Kummer heraus entstehen. Deshalb, "never give up!" Gerade im Leid können Fähigkeiten, Tugenden und Stärken in uns wachsen, die unter normalen Umständen nicht möglich wären.
Charakterbewusstsein ist auch eine Entscheidung
Du hast natürlich auch hier die Wahl, ob Du Dir über Dein Charakter bewusst sein willst oder nicht. Viele Menschen möchten nicht wirklich wissen wer sie wirklich sind und schimpfen über ihre immergleichen Probleme. Das ist bequem, dann muss man sich nicht verantworten, oder sogar verändern. Man ist halt so wie man ist. Manchmal wünschen wir das in daher gesagten Floskeln sogar anderen: "... Du bist toll und bleib so wie du bist!" Ja, entwickle Dich ja nie weiter, bleib in der Charakterlichen Einbahnstrasse! Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss. Doch das ist schade. Man verpasst damit womöglich ein zufriedeneres Leben.
Es gibt natürlich diverse Tests und Systeme um herauszufinden, was für einem Typus man entspricht. Charaktertests sind nie allumfassend und immer nur der Versuch, den komplexen Menschen besser zu verstehen. Sie können uns aber hilfreiche Aspekte zeigen. Ein Charaktertest, der auf unsere Motivation abzielt, ist jene von R. Ruthe, aus meiner ICL-Ausbildung. Es gibt auch ausführlichere wie z. B. den Myers-Briggs-Test (16 Persönlichkeitstypen), Enneagramm oder Birkmantest. Oder Du machst natürlich eine ganz persönliche Lebensstil-Analyse durch Beratungsgespräche. Interessiert? Dann melde Dich einfach bei mir unter folgendem Link:
2. Unser Mindset entscheidet
2.1 "Unser Leben ist die Summe unserer Entscheidungen." Albert Camus
Wie wir bereits erfahren haben, ist Charakterentwicklung psychologisch gesehen, Entscheidungen zu treffen. Das ist ein zentraler Aspekt unseres Lebens als Menschen, der sowohl unser persönliches Wohlbefinden als auch unsere sozialen Beziehungen beeinflusst. Jeder Mensch hat nun Mal diesen einen freien Willen und die Fähigkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen. Dies bedeutet, dass wir die Verantwortung für unsere Handlungen und Gefühle tragen, sowie die Konsequenzen unserer Entscheidungen akzeptieren müssen. Ob wir wollen oder nicht, unsere Einstellung, unser Mindset im Umgang mit unserer Entscheidungsfähigkeit entscheidet ganz schön viel.
Entscheidungen aus Individualpsychologischer Sicht
Die Individualpsychologie (IP) bzw. der Lebensstil bietet Einblicke in die Art und Weise, wie wir etwas sehen und interpretieren, was für Einstellungen und Haltungen wir haben und wie dies unser individuelles Verhalten und Entscheiden prägt. Gleichzeitig sind wir oft verführbar für allerlei äussere, sowie emotionale Faktoren und Prägungen, die unsere Beurteilungen und Meinungen beeinflussen können. Durch unseren Lebensstil berücksichtigen wir in der Entscheidungsfindung oft, ob eine Option uns, bewusst oder unbewusst, Fortschritte in Richtung unserer Lebensziele verschafft. U. a. kann die Wahl eines bestimmten Berufs oder Partners dazu dienen, unsere Lebensziele zu unterstützen oder zu behindern.
Zudem berücksichtigen wir meist unbewusst, wie eine Entscheidung die Menschen um uns herum beeinflusst. Dies spielt eine grosse Rolle, wenn wir unsere Gefühle verstehen möchten.
2.2. Unsere Verführbarkeit
"Wer ein Bewusstsein für seine eigene Würde entwickelt hat, ist nicht mehr verführbar."
Gerald Hüther, Neurobiologe
Nach der Theorie des Gemeinschaftsgefühls aus der IP kann gerade der Sozialer Druck durch
Erwartungen in unserer Umgebung unsere Verführbarkeit erhöhen. Dies kann in harmlosen Lebensbereichen auftreten, wie etwa Gesellschaftliche Anlässe die zum Konsum von ungesunden Lebensmitteln veranlassen, bis zu finanziellen Entscheidungen oder moralischen Dilemmas, die weitreichender sind. Sich z. B. für die Harmonie anzupassen, kann dazu führen, dass wir Entscheidungen treffen, die in unguten Kompromissen enden. Oder wir rebellieren und sind auf Konfrontation aus. Beides kann aber unseren eigenen Werten und Zielen widersprechen, auf Kosten unserer Würde gehen, Stress und gravierenden Probleme erzeugen.
Passiert das immer wieder, sprechen wir von einem negativen Lebensstilmuster, das nach unserer Achtsamkeit ruft. Bleiben diese Alarmsignale ungehört, können sich u. a. sogar in körperlichen Beschwerden zeigen. Gerne neigen wir jedoch dazu uns in seelischen Belangen wahnsinnig zu verhalten, so Alber Einstein, denn: "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert."
Gesinnungsänderung - "U-Turn"
Gesinnungsänderung, auch als Umkehr oder Meinungswandel bezeichnet, ist der Prozess, bei dem eine Person ihre Ansichten, Einstellungen oder Überzeugungen zu einem bestimmten Thema grundlegend ändert. Dies kann auf verschiedene Weisen erfolgen, wie zum Beispiel durch neue Informationen, persönliche Erfahrungen oder Selbstreflexion.
Wenn jemand seine eigenen Überzeugungen kritisch hinterfragt und feststellt, dass sie nicht (mehr) seinen Werten oder Prinzipien entsprechen, kann dies zu einer Umkehr führen und er kann sich neu entscheiden. Es ist hilfreich sein Lebensstil zu verstehen und somit sich seiner Würde bewusst zu werden. Solche Denk-Veränderungen können längerfristig ein besseres Verständnis, Lösungen in Konflikten, mehr Selbstdistanz und Gelassenheit bringen.
Entscheidungen aus Seelsorgerlicher Sicht
"Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand; auf all deinen Wegen denke an ihn, und er wird deine Pfade ebnen."
Sprüche 3:5-6
Dieses Bibelzitat ermutigt dazu, Gott in all unseren Wegen und Entscheidungen zu berücksichtigen und darauf zu vertrauen, dass er uns den richtigen Weg weisen wird, wenn wir nach Ihm fragen. Es unterstreicht, dass unser Verstand allein nicht ausreicht und dass Gottes Führung und Weisheit bei unseren Entscheidungen von grosser Bedeutung sind. Menschliche Vernunft, unser Gewissen, ist formbar und manipulierbar - verführbar. Aber Gott ist die Wahrheit und das Leben. Interessanterweise bestätigt u. a. der bekannte Neuropsychologe Prof. Dr. Lutz Jäncke in seinem Buch "Ist das Hirn vernünftig?" ebenso den Zweifel an unserer menschlichen Vernunft. Da ich von mir denke ein starker Kopfmensch zu sein, hat mich das zuerst sehr überrascht. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto eher lehrte es mir die Demut von Sokrates, das ich vor allem weiss, dass ich nichts weiss.
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