Ein kleines Körpersprache-Lexikon zur Non-Verbalen Kommunikation. Wir sind "individere" ein unteilbares Ganzes. Unser Lebensstil zeigt sich auch in der Gestik. Aus dem Buch des FBI-Agenten Joe Navarrow.
Inhalt:
1.1. Unser Gehirn
1.2. Wohlbefinden
1.3. Häufige Beruhigungsgesten
4.1. Hände und Finger
5.1. Augen
5.2. Mund
1. Körpersprache
Körpersprache ist ein grosses Thema in unserer Verständigung miteinander und spricht manchmal viel mehr als es Worte tun könnten. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir uns das als Gemeinschaft bewusst sind. Non-Verbales Verhalten oder Körpersprache genannt ist eine Informationsverarbeitung und macht ca. 60-65% der gesamten Kommunikation aus. Der Menschliche Körper ist wie eine Art Schautafel, wo die wahren Gedanken bildlich dargestellt sind, anhand von Mimik, Gestik, Bewegung, Haltung, Kleidungsstil, Frisur, Schmuck, Tattoos, Tonfall, Klangfarbe, Lautstärke, der Stimme etc. Sie sagt uns was Menschen wirklich denken, fühlen und zu tun beabsichtigen. So werden all diese Hinweise auch "Tells" genannt.
Z. B. die Haltung die jemand mir gegenüber einnimmt:
Hochgezogene Augenbrauen: Jemand mag mich, wenn er mich sieht
Zusammengekniffene Augen: Jemand mag mich nicht, wenn er mich sieht
Links "sagen", aber nach rechts "deuten": Lüge?
Wenn Du dich bewusst darauf achten möchtest beobachte deine Umgebung aufmerksam, aber nicht auffällig. D. h. versuche mit allen Sinnen im Jetzt zu sein. "Personen mit mangelnde situative Aufmerksamkeit" bezeichnet man Menschen die zwar sehen, aber nicht wahrnehmen. Diese werden scheinbar aus heiterem Himmel mit Schicksalsschlägen konfrontiert, da sie nie gelernt haben die Welt um sie herum genau zu beobachten bzw. sie Körpersprache der anderen zu lesen.
Damit dir das möglichst nicht passiert, weitere Tipps zur Beobachtung:
Mit allen Sinnen "zuhören"
Kontext bezogen, beachte die Ereignisse
Erkenne und deute universelle Körpersprache (Körpersignale, die alle Menschen aufweisen)
Erkenne und deute idiosynkratische Körpersprache (Körpersignale, die individuell stark ausgeprägt sind)
Ermittle das «Normalverhalten» von Personen
Halte nach multiplen Tells ausschau (Verhaltensweisen, die in Kombination oder Abfolge auftreten)
Halte nach Verhaltensänderung ausschau, die auf Veränderung der Gedanken, Gefühle, Interessen, Absichten hinweisen
Falsche , irreführende non-verbale Signale erkennen
Unterschied zwischen Behagen und Unbehagen erkennen
Diskret beobachten, nicht anstarren
1.1. Unser Gehirn
Unser Gehirn besteht eigentlich aus 3 Gehirnteilen, die im Verbund als unsere Kommandozentrale fungieren (nach Paul McLean). Es steuert all unsere bewussten und unbewussten Reaktionen. Also auch unsere unbewusste Sprache.
Reptilien-/Stammhirn: älteste Teil, primitive Gehirn, regelt Körperempfindungen und Überlebensinstinkte (Urinstinkte)
Mittelhirn/Limbische System: älter, Säugetiergehirn, regelt Gefühle und Gedächtnis, Erfahrungen, unbewusstes bewerten und reflektieren und somit die authentische non-verbale Kommunikation
Neocortex: jüngster Teil, Menschliches Gehirn oder Denkhirn, Sprachzentrum, hier finden die intellektuellen, kreativen, rationalen und komplexen Denkvorgänge statt, bewusstes bewerten und reflektieren
Hierbei ist das Reptilien-/Stammhirn entscheidend für die non-verbale Körpersprache, es reagiert am schnellsten uns ist damit das "ehrlichste". Im Gegensatz zum Neocortex, den nur Menschen besitzen und der bewusst Lügen bzw. Täuschen kann. Das Reptilien-/Stammhirn reagiert (im Verbund mit dem Limbischen System) unmittelbar und reflexartig auf unsere Umgebung, ohne unser Bewusstsein. Ein Teil dieser Reaktionen wurden nie erlernt, sondern sind genetisch (instinktiv) in uns verankert. Es löst also immer eine automatisch aufrichtige, ungefilterte Reaktion aus, denn sie lassen sich nur schwer vermeiden oder verschleiern. Es ist immer aktiv. So können wir die Sprache des Reptilienhirns erkennen lernen.
Nach einem Stressereignis, z. B. Bedrängnis oder Bedrohung, wird unsere bewusste Kontrolle an ein unbewusstes Hirnareal abgegeben, an das limbisches System im Mittelhirn. Es ist unser emotionales Zentrum und eng vernetzt mit Hirnarealen, die unser Verhalten steuern. So regelt es durch das Nervensystem mit dem Reptilien-/Stammhirn die wichtigsten non-verbalen Signale: Die Überlebensreaktionen Flucht, Kampf oder Schockstarre. All die damit einhergehenden Bewegungen sind reaktiv, d. h. wir müssen nicht erst darüber nachdenken.
Die Schockstarre
Bewegungen ziehen Aufmerksamkeit auf sich, das Innehalten, still verharren oder Tod stellen, dient als Schutz nicht gesehen, übersehen zu werden, unsichtbar sein. Die Leute verharren bei Dingen, die ihnen gefährlich werden können in ihrer Position, atmen flach, halten die Luft an. Z. B. regt erst die Bewegung bei Fleischfressern, den Jagt-Instinkt aus. Bei uns Menschen lässt sich dass im Alltag gut beim Bluffen, Diebstahl oder einer Lüge erkennen. Das kann man bei der betreffenden Person, sowie auch bei anderen wahrnehmen, die gar nicht davon betroffen sind.
Die Schrecksekunde ist ein solches Beispiel, wo eine ganze Gruppe durch ein plötzliches Ereignis gleichzeitig inne halten. Nachahmung oder Spiegelung sind also ebenso Überlebensreflexe. Dieses ausharren verschafft unserem Gehirn die Zeit, die Gefahr zu definieren und zu überlegen, wie darauf am besten zu reagieren ist. Dies zeigt sich in plötzlicher Änderung der Fussposition, umschlingen der Füsse um Stuhlbeine (Bedrohung), Klein machen, Bewegung minimieren, gebeugte Haltung (Diebstahl) oder beim Schildkröteneffekt (Schulter hoch, Kopf runter, Arme bewegungslos).
Flucht
Wenn die Schockstarre bei Gefahr nicht hilfreich ist, wird die Flucht ergriffen, wenn eine reale Chance besteht davon zu kommen. Im Alltag zeigt sich Flucht eher darin, einer unangenehmen Situation zu entkommen, in Distanz zu treten. Z. B. Kalte Schulter zeigen, abwenden, Augen schliessen, weglehnen, Dinge auf dem Tisch zwischen einen stellen, Taschen auf dem Schoss, Füsse Richtung Ausgang, etc... Sie zeigen vor allem Unwohlsein.
Kampf
Hier kommt besonders Aggression zum Einsatz. Wir haben die Fähigkeit Angst in Wut zu verwandeln. Da wir diese Form von Konfliktbewältigung in der Regel nicht ausführen können, haben wir Alternativstrategie entwickelt. Ein Streit ist mit Schimpfwörter, Beleidigungen, Anschuldigungen, Verunglimpfungen, Provokationen, Sarkasmus, etc. ein aggressiver Kampf ohne Körpereinsatz. Kampf und Aggression gehört in das Repertoire jedes Menschen, doch er drückt sich auf unterschiedliche Stärke und Weise aus. Körperlich zeigt sich Aggression mit ausgestreckter Brust, fokussierter Blick und unterscheitet die Individualdistanz des anderen (Rückt ihm zu Leibe). Dieses Eindringen in den persönlichen Raum, löst automatisch eine Abwehr beim anderen aus.
1.2. Wohlbefinden
Wir sind durch unser Nervensystem darauf (instinktiv) programmiert Gefahr oder Unbehagen zu vermeiden und Wohlbefinden sowie Sicherheit anzustreben, also unser Überleben zu sichern. Wenn wir uns wohl fühlen strahlen wir das aus, bzw. sendet unsere Körpersprache unbewusst Glücklichkeit und grosses Selbstvertrauen aus. Bei Stress ebenso entsprechende negative Signale und geringes Selbstvertrauen. Unser Hirn speichert alle Ereignisse unter positiven oder negative Gefühle ab. Treffen wir auch nach Jahren wieder auf ein auslösendes Ereignis, durch ein Duft, Bild, Berührung, Situation, Klang, etc., sind wir wieder mit denselben Gefühlen konfrontiert wie zum damaligen Zeitpunkt.
Wenn wir nun mit Flucht, Schockstarre oder Kampf auslösenden Situationen konfrontiert wurden, folgt auf deren non-verbalen "Tells" Beruhigungsgesten, adaptiven Reaktionen, also angepasstes Verhalten auf Umgebungsveränderungen. Viele Stress- oder Verlegenheitsgesten sind eigentlich Beruhigungsgesten. Diese Signale können wir unmittelbar beobachten und kontextbezogen entschlüsseln, wenn jemand angespannt oder negativ auf eine Begebenheit reagiert.
Unbehagen: weglehnen, Stirnrunzeln, verschränkte, angespannte Arme
darauf folgen Beruhigungsgesten: Gehirn sendet die Nachricht nach Stress: bitte beruhige mich jetzt! Berührungen stimuliert die Nervenenden und es werden Endorphine ausgeschüttet. Blutdruck senkt sich, Puls verlangsamt. Streicheln beruhigt!
Varianten: Nackenentspannung, übers Gesicht streichen, mit dem Haar spielen, Hände verselbständigen sich, mit Zunge von innen an Wange oder Lippen entlang fahren, hörbares ausatmen, häufigeres Rauchen oder Erhöhung der Kaufrequenz beim Kaugummi kauen.
1.3. Häufige Beruhigungsgesten
Über den Hals/Nacken streichen/massieren:
Frauen berühren Drosselgrube, Haare, Ohren, Schmuck: unter Druck gesetzt, unwohl, unsicher, nervös, unangenehm, lügt, oder was verbirgt
Männer: ruppiger, streichen über Adamsapfel/ Nacken/Kinn, richten sich Krawatte oder Hemdkragen
Berührungen im Gesicht: Stirn reiben, Lippenlecken, bearbeiten Ohrläppchen, streichen über Kinn/Bart, Wangen, spielen mit Haaren, Wangen aufblasen, hörbar ausatmen
Geräusche machen: Pfeifen, nervöses Plappern, auffälliges Gähnen (Mundbefeuchtung, da Stress Mund trocken macht)
Mit der Hand das Bein entlang fahren: kann auch Hände abtrocknen, oft unter dem Tisch, Nervosität
Sich Luft verschaffen: oberster Hemdknopf öffnen, Luft zufächeln
Selbstumarmung: Arme verschränken und so Schultern reiben, Schutz
Beachte:
Erkenne Beruhigungsgesten, ermittle den Normalzustand
Frage dich, wieso will sich die Person beruhigen? Beruhigungsgesten folgen auf Stresssituationen, wenn sie den Stressauslöser für die Person ermitteln, wirst du sie besser verstehen
Achte dich auf den Körperteil, auf den sich die Beruhigungsgeste bezieht, je grösser der Stress, desto häufiger die Berührung an jener Stelle
2. Körpersprache-Lexikon: Beine und Füsse
Beine sind der ehrlichste Teil unseres Körpers. Das Gesicht ist der Körperteil der am meisten zum Bluffen verwendet wird. Das Bluffen mit unserer Mimik lernen wir schon in jungen Jahren (siehe Kp. 6). Darum arbeiten wir uns bei Beobachtungen von unten nach oben. Das Gehirn dirigiert unsere Füsse dazu wegzurennen, still zu halten oder zu treten. Diese Impulse führen zu folgenden Varianten:
Happy feet: wippende, hibbelige Füsse, positiv, grosses Selbstvertrauen, freuen auf etwas, Vorsicht bei restless-leg-syndrom, auf Zunahme achten
Starke Wipp-Bewegung: Nervosität, wegtreten wollen, Unbehagen
Wir stehen in die Richtung, die wir mögen, mit Zehen auf Person zeigen: will bleiben, Oberkörper nicht aussagekräftig, oft andere Richtung
Füsse wegdrehen: will Abstand, will gehen, hat manchmal keine Zeit, auf dem Sprung, Desinteresse
Wer mit Füssen ein L bildet, oder beide Hände Griff ans Knie: möchte gehen
Kleine Luftsprünge, federnder Schritt, auf Fussballen laufen, Zehen hochziehen: Verliebtsein, aufgeregt, sehr zufrieden
Breitbeiniger stabiler Stand: Territoriales Verhalten*, Verteidigung, bei Verbreiterung Unzufriedenheit, will sich Problem stellen, Drohgebärde, Autorität vermitteln *Territorialer Imperativ: Proxemik, individueller, kultureller Raumbedarf, grösser, je höhere Hierarchie, mehr Raum wirkt selbstsicherer, meist mit höherem Status
Enge Füsse: Unterwürfigkeit
Gekreuzte Beine: in Gegenwart andere Wohlbefinden, unsicherer Stand ist ein Vertrauenszeichen, Selbstsicherheit
Im Sitzen gekreuzte Beine: Fuss zeigt in Richtung Gesprächspartner "ich bin einverstanden", weg zeigend "nicht einverstanden", Barriere
Hinlehnen: wir lehnen in die Richtung die wir mögen, Sympathie
Fusse berühren sich, mit Schuh spielen: Aufmerksamkeit erregen, flirten, wohlfühlen
Eindringen in Raum: Stress, auf die Pelle rücken, wenn man Abstand testet, erkennt man Sympathie des anderen
Geh-Stil spiegelt Stimmung wieder: Veränderung = Gefühlsänderung
Erstarrte Füsse: Bedrohung
Verschränkte Füsse, Füsse verstecken, unter Stuhl ziehen: Nervös, unsicher, Stress, besonders bei Männer, Umschlingen um Stuhlbeine
Hervorkommende Füsse: Entspannung
3. Rumpf (Hüfte, Bauch und Schultern)
Unser Gehirn will lebenswichtigen Organe in unserem Oberkörper schützen.
Ventrale Seite zu-, abwenden, steif dasitzen: Sympathie, Distanz oder Harmonie, Zustimmen, Ablehnen
Rumpf schützen mit Gegenständen, Armen, Kleider zuknöpfen: Unbehagen
Auf Magen schlagen: bei Wut wird der Verdauung Blut entzogen
Übergeben: Bei Stress bereitet sich Körper auf Flucht/Kampf vor, keine Zeit für Verdauung
Verbeugung: Respekt, Demut
Kleidung, Schmuck: Kleider machen Leute, Farbe, Stimmung, Status, Blickfang, Persönlichkeit, auf Botschaft achten
Körperpflege: vermindert unter seelischer/körperliche Verfassung, Gehirn setzt Prioritäten
Haltung locker, trotz ernsten Umständen: Territorialverhalten Dominanz, zeigt Respektlosigkeit und Gleichgültigkeit, sollte nicht geduldet werden (Individualdistanz unterschreiten)
Aufplustern, Brust ausstrecken: Territoriale Dominanz, kurz vor Prügelei
Nackte Haut, entblössen: kurz vor Kampf
Atmung sichtbar: Stress, erhöht
Nur leichtes, teilweises Schulterzucken: nicht ehrlich, müssten bei beide Schultern stark sein
Geduckte Haltung: Kopf einziehen, verkriechen wollen
4. Arme
Abwehrverletzungen, Gefühlsindikator, Spieglung.
Bewegung von eingeschränkt bis ausholend: glücklich, Bewegung freien Lauf, schwingend
Bewegungseinschränkung, sinken, herabhängen: Mutlosigkeit, Traurigkeit, runter ziehen
Hände in der Luft: Freude, Hurra
Zurückziehen, verschränken: aufgebracht, ängstlich, verletzt, besorgt, bedroht, schlecht behandelt, Überlebenstaktik, bei Streit, wirkt bedrohlich
Stocksteif: Verdacht auf Misshandlung, besonders bei Kinder
Kommunikation mit Handzeichen:
Hinter Rücken verschränken: Abwehr, keinen Kontakt haben wollen, habe höheren Status, reserviert
Spitze Finger: Ekel, Distanzverhalten, Unbehagen
Einladende, abwehrende Bewegung: Schutz, Ausdruck, Meinungsverdeutlichung
Kampf um Armlehne, Platz: Territorialverhalten, breit machen, Macht, bei Platz, Selbstbewusstsein
Arm um Schulter des Partners, Stuhllehne: Beanspruchung, Zugehörigkeit
Angelegte Arme, Hände im Schoss: Schwäche, unterlegen
Hände in der Hüfte, Daumen hinten: Revierverhalten, Autorität, selbstbewusst, Standpunkt verteidigen
Daumen vorne: neugierig, aber sorgenvoll
Kobra-Effekt, Hände hinter dem Kopf: vermittelt Dominanz, Hierarchie abhängig, hoher Status
Ausladendes abstützen, Arme: Dominanz, grosses Selbstvertrauen, Überzeugung
Nähe der Arme bei Paare: Aufschluss über Beziehungsstatus
Schmuck, Tattoos: Wohlstandstatus, Armreife, Uhren, Ringe
Umarmung, arme leicht nach aussen, Berührung am Oberarm: Zuneigung (Abrazo, Respekt), Wohlgesinnung
4.1. Hände und Finger
Hände sind Blickfänge, Rhetorik, versteckte Hände machen misstrauisch.
Handschlag: löst Gefühl für Person aus
Mormonen Handschlag (lang und fest): wirkt dominant, negativ
Politiker Handschlag (mit beiden Händen schütteln): wollen umgänglicher wirken, wirkt aber eher negativ
Fingerzeigen: anstössig
Herumzupfen: Intimität bei jemand anderem, unangebracht bei ernster Situation
Nägelkauen, Handschwitzen: Nervosität, Hyperhidrose
Nervöse Hände, zittern: Aufregung, Befürchtung über Konsequenzen
Dach (gespreizte Finger beider Hände) oder L-Form mit Daumen und Zeigefinger: Grosses Selbstvertrauen, entspannt, zufrieden, überzeugt, oft bei höherem Status
Verschränkten Hände: Selbstbewusstsein eingebrochen, Unsicherheit, ausser Daumen sind oben!
Daumen nach oben, bei Jackentaschen, Kragen: Zuversicht, Selbstvertrauen, hoher Status, souverän, scharfsinniger, bewussteres Denken, Beobachter
Verborgene Daumen, restl. Finger sichtbar in Hosentaschen: Unsicherheit, niedriger Status, Beschämung
Mit Hände Genitalien einrahmen: Dominanzverhalten, zeigt Potenz bei Männer
Erstarrte Hände: Unwahrheit, fehlende Überzeugung
Händeringen, verschränken (beten): Stress, Unsicherheit
Hände reiben (wenn es nicht kalt ist): Stress, Zweifel
Stinkefinger zeigen, um Brille hochzuschieben: Abneigung
Zurückziehen von Händen: Beziehungsproblem
Mikrogesten: je reflexartiger und kürzer, desto ehrlicher
5. Mimik
Lügen mit Gesicht: Schauspieler mit Vorsicht beobachten.
Negative Gefühle, Anspannung: Ekel, Unbehagen, Wut, Abneigung, Angst: Verkrampfter Kiefermuskeln, Nasenflügelbeben, Augenblinzeln, zusammenpressen von Lippen, starrer Blick, steifer Nacken, Kopf gerade, Stirn in Falten
Positive Gefühle, Entspannung: entspanntes Gesicht, volle Lippen, Kopfneigung, Hals zeigen
Verkneiftes Lächeln: unverhohlene Freude
Stirn runzeln: konzentriert, nervös, traurig, besorgt, befremdet, Wut, unangenehme Situation
Nasenflügelbeben: Erregung, körperlich aktiv, aufraffen
Nägelkauen: Stress, Unsicherheit, Unbehagen
Erröten/Erblassen: ertappt, Zuneigung verheimlichen, Schock, Stress
Böser Blick, streng, verdriesslich: Missbilligung, Ablehnung, unhöflich, geh weg damit
Gesenkter Kopf, Kinn, Nase: niedergeschlagen, traurig
Nase und Kinn nach oben: grosses Selbstvertrauen, Hochnäsigkeit, Zurechtweisung
Kinn einziehen: Trübsal blasen
Auf Uhr oder Ausgang blicken: keine Zeit mehr, würde gerne gehen
Gemischte Signale: gemischte Gefühle, negative sind eher die ehrlichen
5.1. Augen
Weit aufreissen, gross machen, Brauen angehoben, Pupillen weiten sich: Gefallen, Behagen, Interesse
Blitzartig aufreissen: Betonung, Überraschung, grosse Augen machen
Einfallen: Veränderung
Direktes ansehen: Gefallen oder Bedrohen wollen
Wegsehen während Gespräch, Blick schweifen lassen: Gedanken besser fassen, Wohlbefinden, Status
Blick nach unten, gesenkt: äusseren Eindruck verarbeiten, innerer Monolog, Unterwürfigkeit demonstrieren, höflich abwenden
Verkleinern, verengte Pupillen: Abneigung
Blick ausweichen, abwenden, Augen bedecken: wenn wir uns unwohl fühlen, missfallen, Blickvermeidung
Zusammenkneifen, schliessen, zuhalten: Schutz vor Anblick unerwünschter Dinge, Ausdruck von Geringschätzung
Lidflattern, blinzeln: Missfallen, um Worte ringen, Missstimmung, Stress
Schiefe Blick, Augenrollen, Seitenblick: Argwohn, ungläubig, fast sarkastisch, Skepsis, Neugier
5.2. Mund
Lippen zusammenpressen, heruntergezogene Mundwinkel: Beunruhigung, etwas stimmt nicht, Stress
Geschürzte Lippen: Unbehagen, stimmt nicht zu
Falsches Lächeln, Mundwinkel zum Ohr: Lachen ohne Augenpartie, nur Höflichkeit
Echtes Lächeln, Mundwinkel nach oben: Freunde, echte Zusage
Abfälliges Grinsen: Verachtung, geringer Respekt und Mitgefühl, bei Paaren Trennung (bald) vorhanden, Überlegenheitsgefühl
Auf etwas kauen: Unsicherheit
Lippenlecken: Stress, Beruhigungsgeste, Abscheu
Zunge hervorblitzen, ohne Lippenberührung: auf frischer Tat ertappt, Schadenfroh, bin davon gekommen, Unartigkeit, über den Tisch ziehen
6. Versuchte Täuschungen
Vorsätzliche Täuschung, Betrug und Falschaussagen sind sehr schwer zu ergründen. Auch Lügendetektoren stimmen nur zu ca. 60-80%. Haltlose Anschuldigungen und Laien der Non-verbalen Kommunikation können auch viel Schaden anrichten, wenn sie Signale falsch deuten.
Unsere Gesellschaft funktioniert deshalb, weil man davon ausgeht das die Menschen zu ihrem Wort stehen. Wir wollen glauben, dass die Wahrheit über die Lüge siegt, ausgenommen die kleinen Notlügen. Genau zu diesen Notlügen werden wir schon früh in der Kindheit trainiert. Wir spüren wann Wahrheit unser Gemeinschaftsgefühl gefährdet oder wann Lügen scheinbar die soziale Harmonie rettet. Notlügen sind für uns wichtig um in unserem sozialen Umfeld bestehen zu können, weil zwar niemand angelogen, aber auch nicht immer die Wahrheit hören will.
Lügen ist schon eine grosse intellektuelle Leistung. Während jemand ohne gross nachzudenken eine ehrliche Antwort geben kann, muss ein Lügner unbemerkt in der selben Zeit seine Lüge ausdenken und glaubhaft rüberbringen. Aber genau diesen Stress lässt sich beobachten, wenn sich der Lügner nicht über die eigenen Körperreaktion bewusst ist. Ist er es jedoch, kann es tatsächlich sehr schwierig werden.
Je wohler sich jemand in einem Gespräch fühlt, desto eindeutiger wird ein plötzlicher Wechsel zu Unbehagen sein. Man erkennt das daran, dass sich wohlfühlende Personen Dinge auf dem Tisch zur Seite schieben, so dass dem Gespräch "nichts im Wege steht". Sie rücken näher zusammen, zeigt offene Gesten, v. a. die Vorderseite des Rumpfes, die Innenseite der Arme und Beine. Zudem beginnen sich Gesten in Haltung, Stimmtonlage und Gestik zu spiegeln, wenn zwei sich wohl fühlen.
Wenn du dich also bewusst darauf achtest synchron zu spiegeln, wird das Gegenüber sich bei dir unbewusst wohler fühlen und sich öffnen. Asynchronie, wenn du quasi nicht mit deinen Gegenüber mitziehst, kann das ein lockeres, sympathisches Gespräch erheblich behindern.
Unbehagen tritt auf wenn uns nicht gefällt, wie sich eine Situation oder Zustand verändert. Typische Stressindikatoren sind: steigender Herzschlag, aufgestellte Haare (Gänsehaut), schwitzen, höhere Atemfrequenz, Distanz, Gegenstände als Schutzschild, nervöses fuchteln, wippen, rutschen oder trommeln.
Es ist also von Vorteil, wenn sich die betreffende Person in deiner Gegenwart sicher und wohl fühlt, wenn du sie einer Lüge überführen möchtest. Es reicht meist schon, wenn der betreffende seine Aussagen ausführlicher formulieren muss um sich zu verraten.
Entscheidend ist also dein Einfluss auf das Gegenüber:
Wie du die Fragen stellst. Bist du anklagend? Fühlt es sich bei dir behaglich?
Wie du da sitzt. Achtest du dich auf die Individualdistanz?
Wie du ihn oder sie anschaust. Schaust du argwöhnisch?
Beruhigungsgesten beobachten können:
Verschaffen dir freie Sicht ohne Gegenstände oder Möbel dazwischen
Rechne mit normaler Anzahl Beruhigungsgesten, ermittle das Normalverhalten und ob sie sich häufen
Rechne zu Beginn mit Nervosität (Kontextabhängig) und helfe dem anderen sich zu entspannen und das er oder sie konzentriert bleibt, Anzeichen von Stress ist nicht gleich Unwahrheit
Stelle eine Frage, warte und beobachte, bedränge den anderen nicht, nutze die Denkpausen um das Verhalten des anderen zu studieren, je präziser die Frage, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten einer Non-verbalen Reaktion
Geschwätz oder Gesprächigkeit ist nicht gleich Wahrheit, Reserviertheit ist nicht gleich Lüge
Bei einer Lüge zeigt sich meist ein Stress-, also ein Unbehagen-Tell, darauf folgen Beruhigungsgesten
Quelle: Menschen lesen: Ein FBI-Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt, Joe Navarrow, Hörbuch, Riva Verlag, 01.0
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