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"Theorien der Dummheit" - Torheit 1/3

"Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.“ - Albert Einstein

"Die Dummheit der Menschen ist nicht in ihrer Dummheit begründet, sondern in ihrem Unwillen, etwas dazulernen zu wollen." K. Luger-Koch

Teil 1/3 der Serie über Torheit, "Theorien der Dummheit" von Bonhoeffer und Cipolla, mit Ergänzung von Werle

Torheit und Dummheit - der schwierige Mensch

Inhalt:




1. Einleitung zu Theorien der Dummheit bzw. Torheit

Zuerst möchte ich festhalten, dass ich Dummheit nicht abschätzig betrachte, sondern als einen Wesenszug, der mir an uns Menschen, also auch an mir selbst, schon immer sehr suspekt war und mir oft auch Angst machte. In meiner Kindheit ist mir die vernichtenden Frage, wenn ich nicht gerade verstand, was mein Gegenüber von mir wollte oder etwas anders sah als ich, «…bist du eigentlich dumm?!», stark hängen geblieben. Sie kam immer dann, wenn ich meist aus Neugier etwas gemacht hatte, dessen Konsequenzen ich mit meiner kindlichen Naivität (noch) nicht voraussehen konnte.


Ja, auf den ersten Blick waren meine Handlungen wahrscheinlich wirklich dumm. Als Kind entwickelt man logisches Denken erst mit ca. 6 Jahren, so gesehen war ich tatsächlich intellektuell noch nicht so zur Klugheit fähig wie ein Erwachsener. Fragt sich, wie es um die Klugheit des Erwachsenen steht, wenn er von einem Kind reifes Verhalten erwartet? Doch wie das so ist mit dem menschlichen Selbstwert, schlussfolgerte meine Seele, dass sie wirklich dumm sei. Und so kam es, dass ich tatsächlich eine ziemlich lange Zeit meines Lebens damit verbrachte, mir und anderen unbewusst zu beweisen, dass ich nicht dumm bin. Ich dachte ich müsste nicht nur klug, sondern exzellent sein, natürlich im Rahmen meiner Möglichkeiten, um gesellschaftlich mithalten zu können. Ich definierte meinen Selbstwert über intellektuelle Leistung. Ich zwang mich fleissig zu sein, stets nach dem Besten zu streben, gönnte mir selten Pausen und brachte mich oft in Situationen, die mich eigentlich überforderten. Erst als ich begriff und mir eingestand, dass ich wohl meine Ur-Kränkung, die Dumme zu sein, stets versuchte zu kompensieren, konnte ich wirklich lernen Gottes Identität anzunehmen, die er uns anbietet. Mein Wert wird durch ihn bestimmt und durch nichts anderes. Das ist natürlich auch ein Übungsfeld, aber zumindest stimmt nun mein Fundament.


Das Thema begleitete mich noch immer. Dort wo Menschen sind, da wird stets behauptet wie dumm doch andere sind, aber man selbst ist es natürlich nie. In der Bibel können wir viele Weisheiten zu Klugheit finden und auch Warnungen vor Torheit, also vor Dummheit.


Interessant finde ich die Erklärungen von Bonhoeffer, Cipolla und Werle, die sich darin versuchten, dieses Phänomen der Dummheit zu erklären und es vor allem als ein Gruppendynamischen Prozess betrachten. Sie erkannten, dass Dummheit vor allem dann auftritt, wenn der Mensch in Bezug zu einem anderen Menschen steht und es kein interpersonelles Phänomen oder grundsätzliches Wesensmerkmal von einer Person darstellt. Es ist eher ein Ergebnis von unserem Umgang mit anderen, wie wir sie und uns selbst (unbewusst) einschätzen. Womit ich wieder beim Lebensstil bin, dem Charakterkern von uns Menschen und meiner tiefen Überzeugung, wie gut es wäre, wenn wir alle die Selbstcourage hätten uns öfters selber zu reflektieren.


1.1. Individualpsychologische Sicht des Menschen

In meiner Berater-/Seelsorgeausbildung lerne ich die Grundprinzipien der Individualpsychologie nach Alfred Adler kennen. Dabei stelle ich interessante Zusammenhänge aus meiner Praxis zu den «Theorien der Dummheit» fest. Ich werde versuchen, sie wie folgt einige davon aufzuzeigen.


  1. Der Mensch ist ganzheitlich, eine Einheit aus Körper, Seele, Geist

  2. Jedes menschliche Handeln ist zielgerichtet

  3. Der Mensch ist v. a. ein Gemeinschaftswesen und hat das Bedürfnis dazuzugehören, sein Verhalten muss immer im sozialen Kontext betrachtet werden


  • Der Lebensstil ist nach der Individualpsychologie der Kern der Persönlichkeit und zeigt sich v. a. darin was für eine Richtung ein Mensch im Leben anstrebt und wie er sich und andere (und die Welt), dabei sieht.

  • Jeder Mensch braucht Sicherheit und Bedeutung. Nur dann sieht er sich gleichwertig und verhält sich normal in der Gesellschaft. Der Selbstwert/persönliche Wert ist seine eigene subjektive Gesamteinschätzung von sich selbst im Hinblick auf Sicherheit und Bedeutung, auf seinen Platz in der Gesellschaft.

  • Durch Kränkungen erfährt der Mensch einen tiefen subjektiven Mangel in diesen zwei Aspekten. Er fällt in den Minderwert (Tiefmut). Doch Minderwert wird sofort durch Macht- und Geltungsstreben, in Form von einer Über-sicherheit und Über-bedeutung, zu kompensieren versucht, meist unbewusst. Nur dann hat er das Gefühl wieder gleichwertig dazuzugehören, obwohl er überkompensiert.


Meine Hypothese dazu:

  • Dieses Über-sicherungs- und Über-bedeutungsstreben, zeigt sich in Hochmut, d. h. Stolz (Wurzelsünde). Hier liegt unsere unbewusste Verführbarkeit.

  • Ein Ausweg davon bietet Demut. Sich selber bewusst werden und so einschätzen zu können wie es der Tatsache entspricht. Selbstcourage ist der Mut den es braucht um sich selber zu reflektieren, Befreiung zu erleben, wieder zur Würde und Selbstachtung zu kommen, persönlich zu wachsen.



Eine Theorie zu der Dummheit der Menschen stellte erstmals der junge Pfarrer Dietrich Bonhoeffer auf. Dazu kam es als er mit einer wahren Torheit der Menschheitsgeschichte konfrontiert wurde. Während den Gräueltaten des zweiten Weltkrieges, begann Bonhoeffer sich öffentlich gegen die Grausamkeiten zu äussern, woraufhin er verhaftet wurde. Im Gefängnis begann er darüber nachzudenken, wie sich «sein Land der Dichter und Denker» in eine Gemeinschaft von Feiglingen, Gaunern und Verbrechern verwandelt hatte. Er kam letztendlich zu dem Schluss, dass die Wurzel der Grausamkeiten nicht «Bosheit», sondern «Dummheit» war.


Also wenn wir bei anderen oder auch bei uns von Bösartigkeit ausgehen, haben wir es oft mit Dummheit zu tun. Dummheit, so Bonhoeffer, sei noch viel gefährlicher als Bösartigkeit, denn das Böse ist zum Scheitern verurteilt, weil es den Kern der Zerstörung selbst in sich trägt. Aber die Dummheit ist nicht zu bremsen.


Leider wurde er wegen seiner Beteiligung an einem Komplott gegen Adolf Hitler, nur zwei Wochen vor der Befreiung des Lagers durch amerikanische Soldaten, im Konzentrationslager hingerichtet.


Viele seiner Briefe und Gedanken sind trotzdem für uns erhalten geblieben. So sagte Bonhoeffer einmal: "Das Handeln entspringt nicht dem Denken, sondern der Bereitschaft zur Verantwortung. Der letzte Test für eine moralische Gesellschaft ist die Art der Welt, die sie ihren Kindern hinterlässt". Dies gilt wohl für immer.


5 Grundgesetze der menschlichen Dummheit

Ein paar Jahre nach Bonhoeffers Tod, leitete Carlo Cipolla, ein Professor für Wirtschaftsgeschichte, 1976 ein soziales Gesetz ab, wonach wir die Menschen in vier Kategorien einteilen können.


  • Die erste nannte er die Hilflosen

  • die zweite sind die Intelligenten (die Klugen)

  • die dritte Gruppe sind die Banditen (die Bösen)

  • und die letzte sind die Dummen


Der dumme Mensch ist nach Cipolla ebenfalls der gefährlichste Menschentyp und in Gruppen viel mächtiger als die Mafia, das Militär oder der Kommunismus. Um seine Schlussfolgerung zu folgen müssen wir seine «5 Grundgesetze der menschlichen Dummheit» verstehen.


  1. jeder unterschätzt immer und zwangsläufig die Zahl der dummen Menschen die im Umlauf sind

  2. die Wahrscheinlichkeit dass eine Person dumm ist, ist unabhängig von allen anderen Merkmalen dieser Person. Bildung, Reichtum oder Status haben damit nichts zu tun

  3. ein dummer Mensch ist jemand der anderen Menschen Schaden zufügt und selbst keinen Nutzen daraus zieht

  4. nicht-dumme Menschen unterschätzen immer die schädliche Kraft dummer Menschen und sie vergessen immer wieder, dass der Umgang mit dummen Menschen sich immer als teurer Fehler erweist

  5. ein dummer Mensch ist die gefährlichste Art von Mensch sogar noch gefährlicher als ein Bandit, also jemand mit Bösartigkeit


Cipolla betrachtete 4 Faktoren menschlichen Verhaltens aufgrund ihres Nutzens oder Schadens für die Gemeinschaft:

  • eine Person kann sich selbst und anderen Nutzen bringen, d. h. wenn A sich selbst nutzt, aber auch B profitiert, ist A intelligent

  • sich selbst Nutzen bringen und anderen Schaden zufügen, d. h. wenn A sich selbst hilft, aber B einen Schaden zufügt, ist A ein Bandit, böse

  • nur sich selbst Schaden zufügen, d. h. wenn A eine Handlung vornimmt und einen Verlust erleidet, ist A hilflos

  • sich selbst Schaden zufügen und anderen, d. h. wenn A etwas tut dass ihm nichts nützt, aber B einen Schaden zufügt, ist A dumm

  • ineffektive Menschen befinden sich in der Mitte




3. Was ist der Unterschied von Bösartigkeit und Dummheit?

Der Unterschied liegt wohl in der Haltung. Die Absicht eines Menschen zeigt sich deutlich darin, wie er sich anderen gegenüber verhält und inwieweit er sich seiner eigenen Handlungen bewusst ist. Das ist meine Schlussfolgerung.


Wenn ein bösartiger Mensch wie beispielsweise ein Lügner oder Dieb handelt, tut er dies im vollen Bewusstsein. Er spinnt Intrigen und fügt anderen Schaden zu. "Banditen" verfolgen egoistische Ziele und bereichern sich auf Kosten der Gesellschaft. Es liegt an den "Hilflosen und Intelligenten", sich diesen Kräften entgegenzustellen. Der Böswillige wird absichtlich Unwahrheiten verbreiten und sie manipulieren, wodurch er seinem asozialen Charakter offenbart, wie es typischerweise Narzissten, Psychopathen oder Machiavellisten tun. Er mag sich einreden, im Recht zu sein, die Realität verzerrt wahrnehmen, aber er weiss, dass seine Handlungen gesellschaftlich moralisch verwerflich sind. Dieses Wissen macht ihn durchschaubar. In einigen Fällen scheut er sich nicht, seine abweichenden Ansichten offen zu äussern. Zudem ist seine Verhaltensweise bei anderen bekannt, wodurch sein Ruf ihm vorausgeht. So erhalten Menschen die Möglichkeit, seine Bösartigkeit anhand seines Verhaltens zu erkennen.


"Hilflose Menschen", gemäß Cipolla, tragen zur Gesellschaft bei, werden jedoch besonders von Banditen oder Bösartigen ausgenutzt. Daher bleibt ihr Beitrag begrenzt. Jedoch können laut Cipolla extreme Altruisten oder Pazifisten aus moralischen Gründen freiwillig in diese Kategorie fallen. "Intelligente Menschen" hingegen leisten einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und erreichen durch ihre Handlungen einen gegenseitigen Nutzen. Ihre Aktionen führen zu einem positiven Ergebnis für die Gesellschaft, daher sollten die "Hilflosen" die "Intelligenten" unterstützen.


Was geschieht jedoch, wenn ein dummer Mensch lügt oder Fehlverhalten zeigt?

Dumme Menschen tragen stets zu einem Verlust für die Gesellschaft bei. Doch das ist nicht alles, denn sie tun dies oft ohne ersichtlichen Grund. Ihre Handlungen erzeugen Frustration, Ärger und Verwirrung bei anderen. Der Dumme begreift oft nicht, dass sein Handeln negativ ist. Aufgrund dieser Unkenntnis spricht und handelt er ohne schlechtes Gewissen.


Wenn er Versprechungen macht, glaubt er aufrichtig daran, auch wenn die Realität deutlich zeigt, dass er diese Versprechen nicht einhalten kann. Mit fester Überzeugung tritt der Dumme auf, ohne zu zögern oder zu stocken. Er könnte sogar einen Lügendetektortest bestehen, da er so sicher von sich selbst überzeugt ist. Andere Menschen glauben ihm, insbesondere weil er nicht als dumm gilt! Möglicherweise wird er als naiv betrachtet, doch naiven Menschen wird oft besonders vertraut, da ihnen nichts Böses unterstellt wird.


Egal wie aufmerksam man auch sein mag, beim Dummen wird man auf den ersten Blick keine Anzeichen für ein negatives Verhalten finden. Es sei denn, man ist sich bewusst, dass auch vermeintlich nette Menschen von Dummheit beeinflusst sein können. Achten Sie auf die subtilen Anzeichen, durch die sich dumme Menschen verraten.



4. Was kennzeichnet einen dummen Menschen?

Hier einige Inputs von Martin Werle. Er hat 3 Kennzeichen ausgemacht:


  • Selbstüberschätzung durch fehlende Selbstreflexion/Selbstkenntnis

  • Empathielosigkeit und Unverständnis/Arglosigkeit über dessen Konsequenzen/Folgen

  • Ignoranz der Wirklichkeit, getreu dem Motto: «Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden.» (Zitat Bonhoeffer)


Selbstüberschätzung durch fehlende Selbstreflexion/Selbstkenntnis

Das erste deutliche Anzeichen dafür, dass jemand dem Einfluss der Dummheit unterliegt, ist eine übermässige Selbsteinschätzung. Menschen von Reife und Klugheit haben bereits mehrfach einen objektiven Blick auf sich selbst geworfen. Ein weiser Mensch versteht nicht nur seine Fähigkeiten, sondern erkennt auch seine Grenzen und Schwachstellen. Er hat ein Bewusstsein für seine eigenen Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten, und er berücksichtigt diese Aspekte in seinen Entscheidungen.


Stell Dir vor, Du bittest jemanden um Unterstützung. Ein kluger und intelligenter Mensch wird in diesem Moment innehalten und reflektieren:

Hat er tatsächlich die erforderliche Zeit, um zu helfen, oder ist er bereits zu stark in eigene Projekte eingebunden?

• Falls er die Zeit hat, verfügt er über die notwendigen Fähigkeiten, oder würde er sich überfordern?


Diesen bewussten Prozess nennt man Selbstreflexion. Nur jemand, der sich seiner selbst bewusst ist, kann in diesem Punkt eine verlässliche Antwort gegenüber anderen geben. Die Kenntnis über die eigenen Stärken und Schwächen ist eine wertvolle Orientierungshilfe. Man muss zunächst seine aktuelle Position verstehen, um die nächsten Schritte im Leben planen zu können.


Ein dummer Mensch besitzt diese Orientierung nicht in gleicher Weise. Wenn Du ihn um Hilfe bittest, wird er höchstwahrscheinlich sofort zusagen. Seine Antwort signalisiert Verlässlichkeit, und er meint es auch so. Allerdings wird er seine Zustimmung auch geben, selbst wenn es offensichtlich ist, dass er entweder nicht über die Zeit oder die erforderlichen Fähigkeiten verfügt, um Dir wirklich behilflich zu sein. Wenn Du Dich auf die Zusicherung eines weniger klugen Menschen verlässt, könntest Du später enttäuscht werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Menschen um Dich herum sorgfältig zu prüfen. Wenn Du genau hinsiehst, wirst Du viele Hinweise bemerken:


  • Wer überschätzt sich konstant und verspricht stets mehr, als er liefern kann?

  • Wer gibt unrealistische Versprechungen?

  • Wer sagt heute zu, um dann morgen festzustellen, dass er sein Wort nicht halten kann?

  • Betrifft es Dich selbst?


Empathielosigkeit und Unverständnis/Arglosigkeit über dessen Konsequenzen/Folgen

Ein dummer Mensch zeigt weder die Fähigkeit noch die Bereitschaft, sich in die Gefühlswelt anderer hineinzuversetzen. Er betrachtet die Welt stets aus seiner engen Perspektive, ohne die Sichtweise anderer zu berücksichtigen.


Wenn Du einem weniger klugen Menschen beispielsweise von einem persönlichen Schicksalsschlag erzählen, wird er nicht darüber nachdenken, wie es sich für die betroffene Person anfühlt. Stattdessen fragt er sich, wie diese Situation sich auf ihn auswirken könnte. Es ist möglich, dass er nach Deiner Mitteilung und einer kurzen Beileidsbekundung sofort darüber nachdenkt, wie sich diese Neuigkeit auf seine eigenen Pläne und Vorhaben auswirkt. Kleinigkeiten, die ihn selbst betreffen, scheinen ihm wichtiger zu sein als die gravierendsten Probleme, die andere gerade durchleben.


Es mangelt solchen Menschen oft an Empathie. Sie sind nicht in der Lage, über den eigenen Horizont hinauszuschauen. Dadurch entsteht ein bedeutendes Problem:


Wann immer ein weniger kluger Mensch Dir durch sein Verhalten schadet, ist er sich dessen oft nicht bewusst!


Er kann Dich im Stich lassen, Gerüchte verbreiten oder verletzende Äußerungen machen, ohne die möglichen Konsequenzen für Dich zu bedenken. Ihm fehlt die Fähigkeit, die negativen Auswirkungen seines Handelns vorherzusehen. Daher verursachen dumme Menschen häufig erheblichen Schaden. Sie ähneln Kindern, die aus Neugier und Arglosigkeit einen Käfer zertreten, ohne böse Absicht. Doch der Schaden für den Käfer ist unabhängig von der Absicht derselbe. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, welcher Mensch in Ihrer Umgebung nicht in der Lage ist, die Folgen seines Handelns vorauszusehen.

  • Wer handelt leichtfertig und unbedacht?

  • Wer wirft unverschämte Bemerkungen hin, ohne mit der Wimper zu zucken oder ein schlechtes Gewissen zu haben?

  • Wer verletzt andere, ohne selbst darunter zu leiden?

  • Betrifft es Dich selbst?


Ignoranz der Wirklichkeit

Dumme Menschen können erstaunlich hartnäckig die Realität ausblenden, wenn sie nicht in ihr Weltbild passt. Bonhoeffer formulierte es so: "Fakten, die den eigenen Vorurteilen widersprechen, müssen einfach nicht akzeptiert werden."


Wir alle müssen uns ein Bild von der Realität machen und sind anfangs immer ahnungslos. Durch Information und Vertrauen bilden wir unsere Meinungen. Wenn wir demütig sind, revidieren wir unsere Meinungen, wenn wir erkennen, dass uns eine wichtige Information gefehlt hat, oder eine vielleicht sogar falsch war.


Doch legst Du einem weniger klugen Menschen einen Beweis für etwas vor, wird er diesen Beweis möglicherweise nicht annehmen, weil er seine eigenen Vorurteile höher gewichtet. Das bedeutet, dass Fakten, die im Gegensatz zu seinen Vorannahmen stehen, unbeachtet bleiben, selbst wenn sie unwiderlegbar sind. Sie werden als unwichtig oder nebensächlich abgetan.


Obwohl der weniger kluge Mensch hartnäckig in seiner Haltung ist, soll das nicht darüber hinwegtäuschen, dass er nicht wirklich autonom handelt. Wenn Du mit solch einer Person sprichst, mag es zeitweise den Anschein haben, als würdest Du nicht mit ihm als individuelle Person kommunizieren, sondern mit Parolen, Schlagworten und ähnlichem, die von ihm übernommen wurden. Er oder sie scheint von aussen wie verzaubert, "gehirngewaschen", in seinem Denken begrenzt und wird von seiner Einstellung missbraucht. Er spricht einfach nach, was er gehört hat und glauben will. Trotz all dem wirkt er selbstgefällig, ist von seiner subjektiven Meinung überzeugt, als sei sie eine unumstössliche Wahrheit. Aber die absolute Wahrheit kennt nur Gott.


Der dumme Mensch ist leicht gereizt und kann gefährlich werden, wenn er sich durch die Infragestellung seiner Ansichten bedroht fühlt. Er kann persönlich angreifen, denn aus seiner Sicht bedeuten scheinbar unterschiedliche Meinungen oder Sichtweisen eine Bedrohung. Daher erfordert es im Umgang mit dummen Menschen oft mehr Vorsicht, als mit bösartigen. Der scheinbar willenlose Dumme ist als eingesetztes "Werkzeug" dazu fähig, zu schlechtem Verhalten verleitet zu werden – und er erkennt nicht einmal, dass es schlecht ist. Daher stelle Dir die Fragen:


  • Wer in meinem Umfeld hält an seinen Vorurteilen fest, obwohl Fakten dagegensprechen?

  • Wer ist unflexibel in seiner Meinung? Wer beharrt auf seinem Standpunkt, selbst wenn dieser offensichtlich widerlegt ist?

  • Wer ist nicht bereit, zuzugeben, dass er sich geirrt hat? Wer ist von sich überzeugt, die absolute Wahrheit zu besitzen?

  • Betrifft es Dich selbst?


Meine Gedanken zu diesen Kennzeichen

«Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Selbstzweifel.»

Bertrand Arthur William Russel


Aus unserer Weltsicht ziehen wir unseren Lebensmut, so die Individualpsychologie. Dieser Lebensmut ist leider leicht empfänglich für Angst. Über Angst sagt man sie sei ein Schlüssel in der ganzen Krankheitspsychologie.


Ich denke, dass der Mensch sich in Angstsituationen unbewusst an ein Weltbild klammert, wenn auch an ein «unvollständiges», dass aber in seinen Lebensstil passt. Alles was nicht unserer Lebensrichtung bzw. der Angstvermeidung dient, wird bzw. darf nicht wahrgenommen werden, denn unser Selbstwert hängt daran*. Eine Infragestellung dessen, wäre eine Infragestellung unseres Selbstwertes und das wird mit aller (neurotischer) Kraft und Zwang durch Geltungsstreben überkompensiert. Quasi «Ich darf mich nicht irren, nur dann habe ich Frieden mit mir bzw. mit meinem (aktuellen) Weltbild und Selbstbild. Wer bin ich, welchen Platz habe ich, welche Bedeutung und Sicherheit habe ich, wenn die Welt nicht die ist, wie ich sie bisher sah?».

*Im Teil 2 geht es u. a. um Apperzeption. Apperzeption ist der Blinde Fleck unserer Wahrnehmung. Es ist tatsächlich so, dass wir die Wirklichkeit nur insofern wahrnehmen können, wie sie in unseren Lebenstil passt. Alles was nicht mit unseren Haltungen und Absichten vereinbar ist, nehmen wir nur schwer wahr.


Im Beratungs- und Seelsorgealltag spricht man dabei von Wiederstand (neurotisches Beharrungsvermögen). Wiederstand entsteht, wenn der Ratsuchende scheinbar den Beratungsablauf sabotiert, bzw. nicht einsichtig werden können will.


Umgang mit Wiederstand, ist immer auch Umgang mit Angst. Der Wiederständige beharrt auf seinen Lebensgrundüberzeugungen (Lebensstil), die oft auch Lebenslügen sind, da sie subjektiv aus Lebenserfahrungen gebildet wurden. Unbewusst schützt die Seele den Menschen vor der Infragestellung seines Selbstwertes. Sie fragt sich eben genau das: Wenn meine Sicht der Welt nicht stimmt, wer bin ich dann? Wenn der Mensch erkennen würde das er selbst Anteil, ja Mitverantwortung, an seinem derzeitigen Sichtweise hat, was würde das für ihn bedeuten?


Die so scheinbar berechenbare Welt wird plötzlich relativ. Das kann tiefe Verunsicherung bringen und letztlich moralische Konsequenzen, wenn ich daraus Verantwortung für mein Leben übernehmen will. Und ob ich das kann, entscheidet mein Lebensmut. Woher ziehst Du Deinen? Ich denke, er entscheidet massgeblich, was Du in Deinem Leben erkennen kannst und was nicht.



5. Wie können wir das Wesen der Dummheit besser verstehen?

Anders als die vorherrschenden kulturellen Strömungen inmitten seiner intellektuellen Kollegen, war Cipolla überzeugt, dass Menschen nicht gleich sind. Er glaubte fest daran, dass einige Menschen dumm sind und andere nicht, und dass dieser Unterschied auf die Natur selbst zurückzuführen ist. Er verglich die Existenz von Dummen mit der von Rot-, Blond- oder Braunhaarigen, indem er betonte, dass genauso wie manche Menschen von Natur aus rotes Haar haben, es auch solche gibt, die von Natur aus als dumm gelten könnten.


Cipolla warnte, dass das Schadenspotential einer dummen Person von zwei Faktoren abhängt:

  • dem Ausmass der angeborenen Dummheit

  • ihre Position innerhalb der Gesellschaft, besonders in Bezug auf Macht und Einfluss


Bonhoeffer hingegen argumentierte, dass "Dummheit" grundsätzlich kein "intellektueller", sondern ein "moralischer" Defekt ist. Er erkannte, dass es Menschen gibt, die intellektuell bemerkenswert offen und lernwillig sind, jedoch moralisch betrachtet dumm handeln. Andererseits gibt es Menschen, die nicht über diese intellektuellen Fähigkeiten verfügen, aber moralisch klug agieren. Vielleicht ist Dummheit weniger eine angeborene Schwäche, sondern vielmehr eine Tendenz, die Menschen unter bestimmten Umständen zulassen, oft motiviert durch Vermeidungsverhalten oder Ängste?


Ein weiteres Merkmal der Dummheit zeigt sich als ein soziologisches Phänomen. Dies wird offensichtlich, da Menschen, die in Abgeschiedenheit leben, weniger anfällig dafür zu sein scheinen als jene, die in Gruppen agieren.


Bezüglich der Macht teilen Cipolla und Bonhoeffer eine ähnliche Auffassung. Es ist klar erkennbar, dass jeglicher starke Machtzuwachs, ob politisch oder religiös, eine signifikante Anzahl von Menschen mit Dummheit "infiziert". Innerhalb der Bürokratie, der Gesellschaft im Allgemeinen und unter Politikern gibt es zahlreiche Beispiele von Personen, die grundsätzlich als dumm gelten könnten und deren schädliches Potenzial durch die ihnen zugewiesene Machtposition drastisch erhöht wird.


Es scheint fast, als ob es ein soziologisches und psychologisches Gesetz gibt, demzufolge die Macht eines Dummen die Zustimmung eines anderen benötigt. Der Prozess, der hier am Werk ist, zeigt sich nicht darin, dass bestimmte Fähigkeiten, wie etwa der Intellekt, plötzlich versagen. Vielmehr scheint es, dass eine Person unter dem überwältigenden Einfluss der zunehmenden Macht einer anderen (dummen) Person oder einer Gruppe (von Dummen), also einem Kollektiv (von weniger klugen Menschen), ihre innere Unabhängigkeit verliert und mehr oder weniger bewusst ihre autonome Position "aufgibt" und sich auf eine dumme Weise verhält.


Bonhoeffer, Cipolla und Werle konnten das, also das Verständnis über dieses Phänomen Dummheit, nicht abschliessend klären. Mir hat sich aber der Verdacht aufgetan, dass zwischen Angst und Dummheit ein signifikanter Zusammenhang besteht. Diesem Gedanken möchte ich in dieser Themen-Serie über Torheit weiter nachgehen.



6. Drei Tipps im Umgang mit der Menschlichen Dummheit

Hier sind 3 Ratschläge in Bezug auf Dumme Menschen für Dich von Werle:


1. Denke immer daran, dass dumme Menschen oft eine falsche Selbsteinschätzung haben und Dir das Dir auch passieren könnte. Dumme sind oft sehr von sich selbst überzeugt. Betrachte den Umgang mit einen dummen Menschen so, wie Du es bei einem Kind tun würdest. Wenn Du einen dummen Menschen um Unterstützung bittest, solltest Du im Voraus Folgendes klären:

  • Besitzt er die erforderlichen Fähigkeiten und hat er genügend Zeit?

  • Reduziere seine Zusagen ein wenig, um realistische Erwartungen zu haben.

  • Berücksichtige seine Naivität. Teile ihm beispielsweise keine vertraulichen Informationen mit, da er sie möglicherweise unbedacht weitergibt.


2. Verzichte darauf, einen dummen Menschen bekehren oder belehren zu wollen und achte Dich auf Deine eigene Kritikfähigkeit. Die Überwindung der Dummheit erfordert eine Art "Befreiung" statt einer Belehrung. Manche fühlen sich regelrecht erleuchtet, wenn sie eine Erkenntnis haben. Nicht selten verhindert der eigene Lebensstil oder Selbstwert, das Eingestehen eines Irrtums.


Prüfe auch Du Dich regelmässig darauf. Beachte dabei, dass echte innere Befreiung in den meisten Fällen erst nach äusserer Befreiung möglich wird. Bis dahin solltest du jeden Versuch aufgeben, den unklugen Menschen zu überzeugen. Denke an das Zitat von Christian Morgenstern:


"Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist."


Du kannst nur diejenigen bekehren oder belehren, die es zulassen. Gib auch Du Dir die Erlaubnis, dass Dein Geist offen bleibt. Diese Voraussetzung, sprich Demut, fehlt bei weniger klugen Menschen oft. Wenn ein dummer Mensch etwas Falsches behauptet, reagiere am besten mit einem Satz: "Ich sehe das anders und habe meine Gründe dafür. Aber wenn Du das so sehen möchtest, ist das Deine Wahl oder Entscheidung."


Damit hast Du das Beste getan, was Du konntest. Du hast Deine Sichtweise geäussert, um zu verhindern, dass die Sichtweise des Dummen sich durchsetzt. Gleichzeitig hast du ihm ehrliches Feedback gegeben, dass er glaubt, was er glauben möchte. Denn das ist es ja, Wissen bedeutet für den Laien vor allem glauben und vertrauen.


Wenn Du wirklich auf den "Widerstand" einer Person eingehen möchtest, sprich ihre möglichen Ängste an: "Was beunruhigt Dich gerade? Ich würde gerne besser verstehen, was Du denkst."


3. Suche generell den Umgang mit klugen und emotional zuverlässigen Menschen, statt Dich mit weniger klugen abzugeben. Dein soziales Umfeld beeinflusst dich. Verbringst Du zu viel Zeit mit Dummen, könntest du selbst zu Dummheiten neigen. Umgekehrt macht der Kontakt mit klugen Menschen dich klüger. Entscheide Dich für Beziehungen, in denen Du wachsen kannst, denn das wird sich mit Sicherheit positiv auf Dein Leben auswirken.


Weiter geht' mit Teil 2!



Quellen:

  • Bild von karrierebibel.de/dummheit

  • Bonhoeffers Theorie der Dummheit, youtubevideo Sprouts Deutschland, zugriff 21.06.2023, Ursprungsquelle: https://sumsinagro.de/nach_zehn_jahren

  • Cipollas 5 Gesetze der Dummheit, youtubevideo Sprouts Deutschland, zugriff 21.06.2023, Ursprungsquelle: Carlo M. Cipolla - Wikipedia.org Zanini, A. (2023, 16. Januar). Die 5 Grundgesetze der menschlichen Dummheit Abgerufen von Mind Cafe. Medium. https://medium.com/mind-cafe/the-5-ba... Cipolla, C. M. (1988). Die Grundgesetze der menschlichen Dummheit. Abgerufen von Pdfcoffee.com https://pdfcoffee.com/the-basic-laws-...;

  • ICL Seminare u. a. Grundbegriffe der Individualpsychologie, Rudolf Dreikurs, Klett-Cotta, Stuttgart, 14. Auflage, 2014







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