Was hilft mir wirklich? Ein kurzer, sehr ehrlicher Text bezüglich Therapie, Lebensberatung & Seelsorge. Es zeigt das Dilemma von Therapeuten, Beratern, Coaches und Seelsorger verpackt in ein Dialog zwischen zwei Romanfiguren.

Inhalt
1. Leben bedeutet Verlust und Veränderung
2. Was hilft mir wirklich?
Das Ruder herumzudrehenden, liegt bei uns selbst
1. Leben bedeutet Verlust und Veränderung
…»Er vertritt die Ansicht, dass Leben Verlust bedeutet.» … «Verlust der Eltern, Verlust geliebter Menschen, Verlust der Arbeit. Deshalb müssen wir etwas finden, dass eine grössere Bedeutung in unserem Leben hat, als Dinge und Menschen. Sonst verlieren wir uns selbst.»
«Was halten Sie davon?»
«Ich glaube, dass er recht hat. Ich habe in Montréal als Therapeutin gearbeitet, bevor ich vor ein paar Jahren hier her gezogen bin. Die meisten meiner Patienten kamen zu mir, weil sie in einer Krise steckten. Und die meisten dieser Krisen hatten letztlich etwas mit Verlust zu tun. Eine Ehe oder eine Beziehung, die in die Brüche gegangen war. Der Verlust von Sicherheit, des Arbeitsplatzes, des Zu Hauses, eines Elternteils, irgendetwas brachte sie dazu um Hilfe zu bitten und tief in ihr Inneres zu blicken. Und das auslösende Moment, war häufig Veränderung und Verlust.»
«Ist das dasselbe?»
«Für jemanden der Adaptionsschwierigkeiten hat (Anpassungsschwierigkeiten), kann es das sein.»
«Kontrollverlust?»
«Das spielt natürlich eine grosse Rolle. Die meisten von uns kommen gut mit Veränderungen zurecht, wenn wir sie selbst herbeigeführt haben. Aber eine von aussen aufgezwungene Veränderung, kann einen Menschen völlig aus der Bahn werfen.» …»Leben bedeutet Verlust. Aber das bringt auch Freiheit mit sich…» «Wenn wir akzeptieren können, dass nichts von Dauer ist, dass Veränderungen unvermeidlich sind und damit umzugehen lernen, dann haben wir die Möglichkeit ein glückliches Leben zu führen.»
2. Was hilft mir wirklich?
Das Ruder herumzudrehenden, liegt bei uns selbst
…»Ich konnte für viele meiner Patienten kein Mitgefühl mehr aufbringen. Nachdem ich mir 25 Jahre lang ihre Klagen angehört hatte, war das Mass voll. Eines Morgens wachte ich mit einer Stinkwut auf einer meiner Patienten auf, der 43 Jahre war und sich wie 16 benahm. Jede Woche jammerte er mir die Ohren voll: Der und der hat mich verletzt, das Leben ist ungerecht, es ist nicht meine Schuld, etc. 3 Jahre lang hatte ich ihm Ratschläge gegeben und er hat 3 Jahre lang nichts getan. Und als ich ihm an diesem Tag zuhörte, fiel plötzlich der Groschen bei mir - Er änderte sich nicht, weil er es nicht wollte! Er hatte überhaupt nicht die Absicht sich zu ändern. Dieses Spielchen würde noch 20 Jahre so weiter gehen. Und im gleichen Moment wurde mir klar, dass die meisten meiner Patienten so waren wie er.»
«Aber manche haben sich doch bestimmt bemüht?»
«Ja, natürlich. Und das waren auch die, denen es rasch besser ging, weil sie hart an sich arbeiteten und weil sie es wirklich wollten. Die anderen behaupteten zwar immer, dass sie wollten, dass es ihnen besser ging. Aber ich glaube, und diese Ansicht ist bei Psychologen nicht besonders populär» … «Ich glaube viele Leute lieben ihre Probleme. Dadurch haben sie alle erdenklichen Ausreden um nicht erwachsen zu werden und ihr Leben in den Griff zu bekommen.» … «Leben bedeutet Veränderung. Wenn man sich nicht verändert und weiter entwickelt, steht man still und der Rest der Welt rast an einem vorbei. Die meisten dieser Leute sind sehr unreif, verharren in Bewegungslosigkeit und warten.»
«Worauf?»
«Auf jemanden der sie rettet. Sie erwarten, dass sie jemand rettet oder zumindest vor der grossen, bösen Welt beschützt. Der springende Punkt dabei ist jedoch, dass sie niemand anders retten wird, weil nur sie selbst ihr Problem lösen können. Nur sie selbst können sich davon befreien.»
«Nicht nur durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, durch eigene Schuld nur sind wir sind Schwächlinge.» (William Shakespeare, Julius Cäsar und Brutus)
»Genau, die Schuld liegt ganz alleine bei uns. Das hat nichts mit Schicksal zu tun, nichts mit unseren Genen, nichts mit Pech und ganz bestimmt nichts mit unseren Eltern. Es liegt an uns und den Entscheidungen, die wir treffen.»
… «Aber das Tolle daran ist, dass die Lösung ebenfalls bei uns liegt. Wir sind die einzigen die unser Leben ändern, das Ruder herumreissen können. Deshalb sind all die Jahre in denen wir darauf warten, dass ein anderer es für uns tut, vergeudete Zeit.»
…»Die meisten Leute, die in Schwierigkeiten stecken, kapieren das leider nicht. Das Problem und die Lösung liegen ganz nahe beieinander. Das ist das Wunderbare daran. Aber dann müssten die Leute ja zugeben, dass mit ihnen etwas nicht stimmt.»
«Geben nicht die meisten unglücklichen Menschen einem anderen die Schuld an ihrer Misere? Das macht gerade die Stelle in Julius Cäsar ja so düster, so unheimlich. Wer von uns will schon zugeben, dass er selbst das Problem ist?!»
«Genau.»
Gerne ergänze ich, dass Jesus, der ist, der uns wirklich retten kann, wenn wir ihn annehmen. Aber tatsächlich müssen wir selbst das Ruder herum reissen und uns von ihm retten lassen. «Willst du gesund werden?» fragt auch Jesus in Johannes 5, 6. Vielleicht auch Dich.
Quelle: Abschrift ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aus dem Hörbuch «Das Dorf in den roten Wäldern, Kapitel 7, von Louise Penny
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