top of page

Wenn im Leid kein klarer Sinn zu finden ist

Sinn im Leid finden: Wie auf dem Boden von Leid wertvolle Früchte des Herzens wachsen können. Vom Umgang mit tiefer Trauer und tiefem Leid. Eine Zusammenfassung eines Vortrags von Johannes Hartl.

Sinn im Leid

Inhalt



Einleitung: Auf dem Wasser gehen, für Anfänger

Gott hat mich, durch diesen Vortrag von Johannes Hartl, sehr getröstet, als ich durch eine Zeit des Leides ging. Ich litt sehr unter dieser quälenden Sinnlosigkeit meiner Lebenssituation. Aber dieser Text hat mich persönlich sehr ermutigt, deshalb möchte ich diese kostbaren Weisheiten mit Dir teilen.


Hier geht es darum, wie man mit Trauer und Leid umgeht, wenn man sich in einer dunklen und unsicheren Situation befindet und nicht weiss, wie tief sie ist, oder ob man jemals wieder herauskommt. Johannes Hartl hat sich überlegt, wie er den Vortrag nennen soll, aber er fühlte sich dem Titel "Das Geheimnis des Leidens" nicht angemessen, da er selbst keine schweren persönlichen Erfahrungen mit Kriegen, chronischen Schmerzen oder Chemotherapie hat. Er erkennt, dass er mit, über das Thema Leid zu sprechen, ein heikles Terrain betritt, da es schwer ist, sich in die Lage anderer Menschen zu versetzen, die tatsächlich stark leiden.


Stattdessen wählt er einen bescheideneren Titel, nämlich "Auf dem Wasser gehen". Er vergleicht das Leiden mit einem tiefen Meer, in dem man die Kontrolle verliert und keine Brücke zur Rettung zu sehen ist. Man kann entweder darin versinken oder lernen, auf dem Wasser zu gehen. Sein Ansatz ist bescheiden und richtet sich an "Anfänger", da er selbst nicht glaubt, alles über das Thema zu wissen. Johannes möchte vielmehr teilen, was er von Menschen gelernt hat, die viel gelitten haben, sei es persönlich oder aus Büchern, und wie man trotz des Leidens seinen Weg finden kann.


Leiden ist oft wie ein Anruf aus dem Nichts

Johannes Hartl berichtet von einer Studie, die Überlebende aus Konzentrationslagern miteinander verglichen hat. Es wurde festgestellt, dass es einen Unterschied zwischen denjenigen gibt, die sich immer wieder fragten, warum sie leiden müssen, und denjenigen, die stattdessen nach dem nächsten Schritt suchten. Die Gruppe, die den nächsten Schritt im Fokus hatte, hatte statistisch gesehen eine höhere Überlebensrate.


Es ist schwierig zu erklären, warum es so viel Leiden in der Welt gibt, aber vielleicht helfen diese Gedanken, einen nächsten Schritt im Umgang mit Leid zu finden. Es gibt eine Metapher von Menschen die an einem schönen Ort wohnen, der aber eingezäunt ist. Dann kommt ein Sturm, der diesen Zaun niederreisst und die Menschen dazu zwingt, über ihn hinauszugehen und unbekanntes Land zu erkunden. Leiden kann eine Verwüstung im Leben sein, die Sicherheit und Ordnung zerstört, aber sie kann auch die Möglichkeit bieten, unentdecktes Lebensland zu erkunden.


Leid beginnt manchmal wie mit einem unerwarteten Anruf. Vielleicht hast Du auch persönliche Erfahrungen mit solchen "Anrufen" aus dem Nichts, wo man über tragische Ereignisse informiert wird? Vielleicht soll das Leiden einen Anruf an uns senden? Manchmal ist aber wirklich einfach kein direkter Sinn im Leiden zu finden. Der berühmte Psychologe Viktor Frankl, der im KZ Dachau interniert war, betont, dass es wichtiger ist, auf den Anruf des Leidens zu achten, auf das "Wozu?", als die Frage "Warum?" zu beantworten.



1. Dunkle Zeiten gehören dazu

Die erste wichtige Erkenntnis ist, dass dunkle Zeiten ein normaler Bestandteil des Lebens sind und zu jeder gewöhnlichen Lebensgeschichte gehören. Fast jeder macht solche Zeiten durch, aber das Leiden kann dazu verleiten, zu denken, dass man allein damit ist, während andere ein scheinbar glückliches Leben führen. Es besteht besonders im Leid die Gefahr zu glauben, dass man der Einzige ist, der leidet, da gerade unsere Kultur dazu neigt, Leiden zu verbergen, anstatt offen damit umzugehen, es anzuerkennen und zu bewältigen.


Es ist ungesund so zu tun, als ob man nie leidet oder dunkle Zeiten erlebt. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder Selbsttäuschung oder ein krasser Selbstbetrug. Dunkle Zeiten gehören zum Leben dazu und es ist nicht normal, ein Leben zu führen, dass nur von Erfolg zu Erfolg geprägt ist. Der Gedanke an Selbstverbesserung und Potenzialausschöpfung ist tatsächlich sinnlos, wenn man das Leiden nicht als integralen Bestandteil des menschlichen Lebens akzeptiert.


Leiden ist unausweichlich, da wir Menschen fehlbar, verletzlich und sterblich sind und uns von Beginn unseres Lebens an auf den Tod zubewegen, sowohl unser eigener als auch den unserer geliebten Menschen. Dunkle Zeiten und Leiden sind ein natürlicher Teil des Lebens, den jeder von uns akzeptieren und bewältigen muss.



2. Leid ist zeitlich begrenzt

Die zweite wichtige Erkenntnis ist, dass dunkle Zeiten zeitlich begrenzt sind. Oft verliert man diese Wahrheit aus den Augen, wenn man sich mitten in schwierigen Phasen befindet. Es kann sich anfühlen, als ob das Leiden nie enden würde, aber tatsächlich ist selbst unser irdisches Leiden zeitlich begrenzt. Die Schmerzfähigkeit des Menschen hat zwar Grenzen, und es kann ein schrecklich hoher Punkt erreicht werden, wenn mir vor lauter Schmerz in Ohnmacht fallen. Aber es ist kein unendlicher Schmerz. Auch Seelischer Schmerz kommt wie eine Welle und klingt auch wieder ab. Leiden ist ein Teil des Lebens, aber es hat spätestens mit unserer Lebenszeit eine zeitliche Begrenzung.



3. Du bist nicht schuld

Dazu zwei wichtige Punkte:


1. Dunkle Zeiten und Leiden sind nicht die Schuld des Betroffenen. Oft neigt man dazu zu denken, dass man selbst schuld an seinem Leid ist, weil man etwas falsch gemacht hat. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Man kann nicht pauschal diesen einen einfachen Zusammenhang zwischen guten oder schlechten Taten, Schuld und Leid herstellt. Selbst gesunde Lebensführung kann nicht immer vor Krankheit oder Unglück schützen. Es gibt Menschen die ein Leben lang ungesund Leben und uralt werden, und solche, die alles für ihre Gesundheit tun und früh an Krebs sterben. Man sollte sich nicht vorschnell selbst die Schuld geben.


2. Glaube als eine "innere Substanz", im Sinne eines festen Fundamentes, kann helfen, das Leiden zu bewältigen. Johannes Hartl erzählt von einem Buch das er gerade liest. Es heisst "Breaking Point" und da erzählt der Autor Silvester Krčméry seine Geschichte. Er wurde ca. 1951 vom kommunistischen Regime verhaftet, verbrachte sieben Jahre in Einzelhaft und war insgesamt 15 Jahre inhaftiert, mit Folter und Gehirnwäsche. Krčméry überstand die Haft, ohne zu brechen, und wurde später bekannt für seine Rolle bei den Kerzen-Demonstrationen, durch deren Inspiration u. a. auch zum Fall der Berliner Mauer führte.


Während seiner Inhaftierung musste sich Krčméry immer wieder vor Augen halten, dass er nicht schuld an seinem Leiden war, sondern sich einfach gegen das Regime gestellt hatte. Was ihn durchgetragen hat war, dass er u. a. das Johannesevangelium auswendig konnte und es im Kopf, in fünf Sprachen übersetzt hatte. Sein Glaube gab ihm eine innere Struktur und half ihm, diese schwierige Zeit zu überstehen.


Er schreibt wörtlichen in seinem Buch, «in der Folter bist du so reduziert auf das absolute Überleben, dass die Frage ist, hast du Betongrund auf den du am Schluss noch stehst oder nicht?" Forschungen haben gezeigt, dass der Glaube in extremen Situationen wie Einzelhaft und Folter nachweislich eine wichtige Rolle spielt. Krčmérys Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel für Standhaftigkeit und Glauben in Zeiten des Leidens.


Der Glaube ist definitiv kein "Schönwetterding"! Das Alte und Neue Testament wurde in Zeiten geschrieben, wo es noch keine Narkose gab, also wo Menschen ständig mit körperlichen Leiden konfrontiert waren.


Die Geschichte von Silvester Krčméry zeigt, wie ein aufrichtiger Weg und der Glaube dazu beitragen können, Leiden zu überwinden und langfristig sogar positive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben können. Leiden ist ein integraler Bestandteil des Lebens ist, und es ist wichtig einen realistischen und offenen Umgang damit zu haben.




Sinn im Leid, Gott kennt dein Leid, Taufe

4. Gott kennt dein Leid

Johannes Hartl erklärt seine Hypothese, dass nur der Glaube des Judentums und des Christentums dem Leiden eine positive Gestalt geben kann. Im Vergleich dazu können andere spirituelle Traditionen keine positiven Konzepte des Leidens bieten. Der Buddhismus lehrt wesentlich wie du dich aus dem Leiden befreien kannst. Das Leiden kommt durch das Materielle, aber es ist eher ein Ausweichen vor dem Leiden. Der Islam kann von Leid auch nichts Positives ableiten. Der Sünder wird bestraft in der Hölle. Mohammed selber hat nicht gelitten, sondern war ein siegreicher Feldherr, der seine Feinde vernichtet hat. Allah hat sich zu ihm gestellt indem er ihn bewahrt hat u. a. vor Leiden.


Das Christentum hat hier eine einzigartige Stärke, indem es Leiden nicht nur als etwas Radikales und Ernstes ansieht, sondern auch eine innere Bedeutung und Transformation inmitten des Leidens ermöglicht. Eine wichtige Botschaft des Christentums ist, dass Gott das Leid eines jeden Einzelnen kennt, und dies ist nicht einfach nur tröstend, sondern drückt aus, dass Leid subjektiv ist und von aussen schwer verstanden werden kann.


Persönliches Leid wird von anderen oft missverstanden. Wenn Menschen versuchen, es auf objektive Maßstäbe zu reduzieren, wie wenn Du z-. B. mit Schmerzen beim Arzt bist, aber Blutwerte oder äussere Erscheinungen keine Anzeichen für eine Krankheit hergeben, kann es leicht sein, dass man dir dein Leid nicht glaubt oder nachvollziehen kann. Leid ist subjektiv und persönlich, und niemand kann wirklich in das Herz eines anderen schauen oder sein Leid vollständig verstehen. Nur Gott sieht und kennt Dein Schmerz wirklich.


4.1. Jesus sieht dich

Es gibt viele Bibelstellen, die das Leiden und die Empathie Gottes gegenüber den Leidenden zeigen.


Z. B. die Geschichte von Jakob aus dem Buch Genesis, der zwei Frauen hat, die "hübsche Rahel" und die "weniger hübsche Lea". Diese Situation von Lea zeigt uns hier das Leid, welches das Gefühl des Übersehenwerdens verursacht. In Genesis 29, 31 wird berichtet, dass Gott Lea, die zwar weniger von ihrem Mann geliebt wurde, fruchtbarer machte als Rahel, was zeigt, dass Gott das Leid derjenigen erkennt, die sich ungeliebt fühlen.


Diese Beobachtung, dass Gott das Leiden sieht, erstreckt sich durch die gesamte Bibel, auch im Neuen Testament. Jesus sieht das Leiden der Menschen und reagiert darauf. Diese Geschichten zeigen, dass Jesus sich auf das individuelle Leiden und die Bedürfnisse der Menschen einlässt.


Das Christentum bietet eine einzigartige Perspektive auf das Leiden, da es lehrt, dass Jesus als wahrer Mensch und wahrer Gott, sowohl körperlich als auch geistig, gelitten hat. Dies ermöglicht es ihm, das Leiden der Welt aus persönlicher Bekanntschaft zu verstehen.


In Jesaja 53 wird Jesus als den "Mann aller Schmerzen" beschrieben, also der mit Krankheit und Leid vertraut ist. In seiner ersten Predigt, in der Synagoge von Nazareth, wird Jesus ein Schrifttext gereicht und er liest ihn vor. «Der Geist des Herrn ruht auf mir. Er hat mich gesandt, den Elenden frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen.» (Jes 61, 1) Im Markus 2, 17 er sagt er indirekt auch: Ich bin für die Kranken gekommen, nicht für die Gesunden.


Jesus richtet sich daher in erster Linie an leidende und gescheiterte Menschen und bietet Trost und Erlösung für diejenigen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden.



5. Leid ist Teil der Nachfolge Jesu

Es gibt in der Positiven Psychologie und auch in der spirituellen Szene, die Affirmationen. Nun Affirmationen können funktionieren, bei echtem Leid sind sie aber wie Ratschläge, vor allem Schläge.


Auf Instagram gibt es eine lustige Seite, die heisst «Disappointing Affirmations», also "enttäuschende Affirmationen". Dort werden Affirmationen humorvoll vorgestellt, die sarkastisch die herkömmlichen positiven Affirmationen parodieren. z. B. «Hör auf dir so Gedanken zu machen was andere Leute über dich ich denken. Hast du andere Leute mal getroffen? Die sind furchtbar!»


Nun auch die Bibel bietet ein paar Verse, die in unserem heutigen Zeitgeist wie "enttäuschende Affirmationen" klingen, also das Gegenteil von Geistlichen Mut-mach-Sprüchen sind. Die Bibel zeigt uns eine andere Perspektive auf das Leiden, sie sagt sogar, dass Leiden ein Teil der Berufung eines Christen sein kann. Dies wird anhand von Bibelstellen erläutert:


Philipper 1, 29: «Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden.»

Hier wird gesagt, dass das Leiden ein Geschenk ist, das Christen gegeben wurde und nicht als Strafe von Gott. Gott möchte nicht, dass jemand missbraucht, erniedrigt und geschlagen wird, etc. Das Leiden ist nichts Gutes, sondern, dass durch Liebe und dem Glauben durchlebte und durchliebte Leiden, bekommt eine innere Gestalt und einen inneren

Wert, der Jesus verherrlicht, das ist gemeint.


Johannes 5, 18: «Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat.»

Es beeindruckt, aber erschüttert auch, wie klar Jesus sagt, dass Leiden und Widerstand Teil der Nachfolge sind. «Die Welt» ist, nach der Vorstellung von Johannes, so das System dieser Zeit. Also das was jetzt gerade die Herrschaft über die Köpfe und Geister dieses Weltsystems hat, steht in einem Kontrast zu dem, wofür Du stehst, wenn Du Jesus folgst. Weil es in einem Kontrast zu Jesus ist und wofür er steht.


Timotheus 3, 12: «So werden alle, die in der Gemeinschaft mit Christus Jesus ein frommes Leben führen wollen, verfolgt werden.»

Hier wird betont, dass alle, die ein frommes, aufrichtiges Leben führen möchten, verfolgt werden. Es wird ein Preis kosten. Aber es gibt ein Lohn und dieser ist viel besser als das eines weichgewaschenen und an den Applaus der Gegenwart angepassten Pudding-Leben. Ein aufrichtiges Leben kann Widerstand und Leiden mit sich bringen.


Kolosser 1, 24: «Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch, was noch aussteht von den Drangsalen des Christus für seinen Leib, das ist die Gemeinde.»

Dieser Text wirst Du wohl nie in einer Predigt hören, weil das niemand hören will. Paulus spricht davon, dass er in seinem Fleisch das, was noch aussteht von den Drangsalen Christi, für die Gemeinde ergänzt. Dies bedeutet, dass Gott Christen in geheimnisvoller Weise an der Erlösung der Welt mitwirken lässt. Nicht weil er es nicht vollständig getan hat. Sondern, weil es Gottes freie Absicht war die Welt nicht alleine zu erlösen, sondern in Zusammenarbeit mit Menschen die Christus folgen und das in allen Stationen, auch in den dunklen Stationen ihres Lebens.


Wir sollten Leiden nicht als Strafe sehen, sondern zurückkommen auf diesen Satz von Viktor Frankl, der quasi fragt, nicht «warum trifft das Leiden mich?», sondern fragte "wozu?" Wozu dient es mir? Welche inneren Früchte kann es in einem wachsen lassen, besonders wenn man in diesem Zerbruch eine neue Begegnung mit Gott erfährt?




Sinn im Leid sind oft Früchte des Herzens, die daraus wachsen

6. Sinn im Leid: Die Früchte des Herzens

Kennst Du einen solchen Menschen, der sich nicht immer gleich aufregt, wenn nicht alles nach seinem Kopf geht? Der sich selber nicht zu wichtig nimmt. Ein Mensch der bereitwillig auch mal Fehler von anderen übersieht oder vergibt? Ein Mensch, der sich eine innere Lebensfreude nicht rauben lässt, egal was kommt? Ein Mensch der nicht gleich wegläuft, wenn es schwierig wird. So jemand könnte man einen Menschen nennen, der ein schönes Herz hat.


Die Bedeutung von innerer Schönheit und Herzensqualitäten kann leider oft erst in schwierigen Zeiten zum Vorschein kommen. Wie wird man denn auf Herzen-Ebene schön und wie können innere Qualitäten wachsen? Womöglich nur auf dem besonderen Terrain des Leidens. Es sind tatsächlich gerade die schwierigen Zeiten und Herausforderungen, die Gelegenheit bieten, diese erstrebenswerten Tugenden zu entwickeln. Diese Herzensqualitäten können in Krisenzeiten wachsen und tragen massgeblich zur inneren Schönheit eines Menschen bei.


1. auf dem Boden des Leids wächst Geduld

Das Leiden an sich ist zwar keine positive Erfahrung, jedoch kann aus solchen schmerzlichen Situationen die Tugend der Geduld entstehen. Geduld ist eine bedeutende Charaktereigenschaft, die Durchhaltevermögen in schwierigen Zeiten erfordert. Sie ist keine Fähigkeit, die man einfach erlernen, sondern etwas, das in einem selbst heranwachsen kann.


2. auf dem Boden der Demütigung wächst Demut

Nachdem Du gedemütigt wurdest, gibt es verschiedene Strategien, wie Du damit umgehen kannst. Du könntest nachgeben und Dein Selbstwertgefühl mindern, zurückschlagen und andere demütigen, um dich besser zu fühlen, oder kämpferisch für dein Recht eintreten. Allerdings kann Demütigung auch dazu führen, dass Du mit Demut reagierst. Wenn du hart kritisiert wirst, könntest du innerlich zu dem Schluss kommen, dass es nicht das Wichtigste ist, gut dazustehen. Dadurch entwickelt sich Demut in Dir.


3. auf dem Boden des Unrechts wächst Vergebung

Wie reagierst du auf Unrecht? Die natürliche Reaktion wäre, rebellisch, bitter und zornig zu sein. Alternativ könntest Du jedoch auf Unrecht mit Vergebung reagieren. Vergebung ist ein schönes Konzept, aber, wie C. S. Lewis sagt, finden es die meisten Menschen toll, bis sie selbst etwas zu vergeben haben. Du musst nur dann vergeben, wenn Dir jemand Unrecht getan hat. Das Normale wäre, an deinem Groll festzuhalten und Dir alles Unheil der Welt für diese Person zu wünschen. Vergebung kann man aber nur lernen, wenn Dir jemand Unrecht zugefügt hat.


4. auf dem Boden der Wut wächst Sanftmut

Wie reagierst du auf emotionale Ausbrüche in deiner Umgebung? Die normale Reaktion wäre, mit gleicher Münze zurückzuschlagen – "Was du kannst, kann ich auch!" Doch inmitten von Wut oder emotionalen Ausbrüchen kannst du auch Sanftmut lernen. Sanftmut bedeutet, in einem Umfeld, das von negativen Emotionen aufgeladen ist, ruhig, kontrolliert und liebevoll zu reagieren. Das ist die Essenz von Sanftmut.


5. auf dem Boden der Enttäuschung wächst Gelassenheit

Niemand mag Enttäuschungen. Gerade auch als kontrollierter Mensch mit klaren Plänen neigt man dazu, wenn man nie enttäuscht wird, zum Kontrollfreak zu werden und zu glauben, dass alles genauso verläuft, wie man es sich vorgestellt hat. Deshalb ist es wichtig, Kindern nicht immer alles zu geben, was sie wollen, da sie sonst denken könnten, die Welt drehe sich nur um sie. In Wirklichkeit tanzt die Welt oft nicht nach unserer Nase. Sich mit dieser Tatsache zu versöhnen, dass wir nicht im Mittelpunkt stehen, ist der Schlüssel zur Gelassenheit, einer wunderbaren Herzenstugend. Gelassenheit bedeutet, innerlich auch dann im Frieden zu bleiben, wenn die Dinge nicht nach unseren Vorstellungen verlaufen. Wenn wir enttäuscht werden, ist es entscheidend, wie wir damit umgehen. Das Festhalten an Groll und Bosheit gegenüber der Welt oder Gott, weil die Realität nicht unseren Erwartungen entspricht, führt zu Bitterkeit. Gelassenheit hingegen lädt uns dazu ein, die Dinge etwas lockerer zu sehen.


6. auf dem Boden der Verrats wächst die Liebe

Enttäuschung und Verrat sind herausfordernde Erfahrungen im Leben. Doch Enttäuschung kann auch eine positive Seite haben, da sie uns aus der Täuschung herausholt. Man kann nur enttäuscht werden, wenn man zuvor eine Täuschung oder falsche Erwartungen hatte. Jeder Mensch wird dich früher oder später enttäuschen, wenn du ihn nahe genug an dich heranlässt, da jeder Mensch letztendlich nur ein Mensch ist. Es ist sogar wahrscheinlich, dass dich manche Menschen irgendwann verraten werden, denn das liegt in der menschlichen Natur. Der entscheidende Unterschied liegt darin, ob du weiterhin einem Illusionsbild nachhängst oder, ob du diesen Menschen trotz ihrer Fehler wirklich liebst. Verrat ist somit eine Einladung zur bedingungslosen Liebe. Denn Liebe wird erst dort benötigt, wo ein Mensch nicht den Erwartungen entspricht. Wenn jemand ständig nett zu dir ist und dich lobt, brauchst du keine bedingungslose Liebe, denn Liebe zeigt sich erst, wenn jemand nicht so ist, wie du es erwartet hast.


7. auf dem Boden des Scheiterns wächst Bescheidenheit

Scheitern ist wie eine Enttäuschung über sich selbst: Man ist nicht so wie man selbst von sich gedacht hat oder sich eingeschätzt hat. Man kann es entweder auf andere schieben oder in ein tiefes Loch fallen, aber beides bringt nicht viel. Stattdessen ist Scheitern eine Einladung, Selbsttäuschungen loszulassen und Bescheidenheit zu finden, zu akzeptieren, wo die eigenen Grenzen liegen. Bescheidene Menschen sind bewundernswert, da sie sich nicht überheblich oder stolz verhalten, sondern akzeptieren, wer sie sind, ohne sich aufzublasen.


8. auf dem Boden der Glaubenskrise wächst Ehrfurcht

Eine Glaubenskrise kann entstehen, wenn Gott die eigenen Erwartungen enttäuscht, die Bibel uns verwirrt und theologische Konzepte nicht mehr in unser Verständnis passen. In solchen Momenten zeigt sich, ob man Gott, in seiner Grösse, über das eigene Denken stellt oder versucht, Gott in das eigene Konzept zu zwängen. Eine Glaubenskrise kann eine Einladung zur Ehrfurcht sein, nicht aus Angst, sondern aus der Anerkennung, dass wir als Menschen im Angesicht des riesigen Universums und seines Schöpfers begrenzt sind. Es ist klug zu akzeptieren, dass Gott uns keine Erklärungen schuldet. Dies zeigt Weisheit und Vertrauen in Gottes Grösse über unser eigenes Verständnis hinaus.


9. auf dem Boden der Angst wächst Mut

Angst ist eine Einladung zum Mut. Nur wenn Du Angst hast kannst Du überhaupt mutig sein! Obwohl Leiden nicht gut ist, bietet es die Möglichkeit, auf der Erde zu wachsen und einen glaubensvollen Umgang mit diesen Herausforderungen zu finden, ohne daran innerlich zu zerbrechen.


10. auf dem Boden des Kontrollverlusts wächst Vertrauen

Kontrollverlust ist eines der schrecklichsten Erfahrungen im Leiden, aber es lädt Dich zur Hingabe und zum Vertrauen ein. In den dunklen und tränenreichen Zeiten, in denen Deine Seele leidet, kämpfen zwei Stimmen um deine Aufmerksamkeit. Die Stimme der Bitterkeit drängt Dich zur Anklage und zum Zynismus, während die liebevolle Stimme Gottes Dir sagt, dass sie nicht alles erklären kann, aber bei Dir bleibt. In diesen zerbrechlichen Momenten bist du empfindlich für beide Stimmen. Wenn Du auf Gottes Stimme hörst, wirst Du erleben, wie etwas in Dir wächst und zu einem Segen für Dich und andere wird.


Diese Tugenden sind wie Blumen im Garten des Herzens und zeigen wahre Herzensgrösse.



7. Lerne dich zu bergen bei Gott

Die schwierigsten Zeiten in unserem Leben sind nicht zwangsläufig die schlechtesten, sondern oft die fruchtbarsten. Selbst die grossen biblischen Helden wie Paulus verschwiegen nicht ihre Not.


2. Kor 1, 8: «Wir wollen euch die Not nicht verschweigen, Brüder, die in der Provinz Asien über uns kam und uns über alles Maß bedrückte; unsere Kraft war erschöpft, so sehr, dass wir am Leben verzweifelten.»

Paulus ermutigen uns dazu, unsere Leiden auszusprechen, Hilfe zu suchen und uns mitzuteilen. Paulus, trotz seiner Grossartigkeit, gestand, dass er einmal fast die Hoffnung aufgab und das Bedürfnis hatte, seine Not zu teilen.


Paulus betont auch, dass das Leiden uns die Fähigkeit verleiht, andere zu trösten. 2. Kor, 3-5: «Gepriesen sei Gott, der Vater des Erbarmens. der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in der Not sind, durch den Trost mit dem auch wir von Gott getröstet werden. Wie uns nämlich die Leiden Christi überreich zuteil geworden sind, so wird uns durch Christus auch überreicher Trost zuteil.»

Nur durch das Durchleben von dem speziellen Leiden, das uns persönlich widerfahren ist, können wir andere wirklich verstehen und trösten. Nur jemand der z. B. süchtig war, versteht die unbändige Lust der Sucht. Das Leiden schafft eine einzigartige Verbundenheit zwischen Menschen, die das selbe Leid erfahren haben.


Darüber hinaus zeigt Paulus auf, dass das Leiden auch einen überreichen Trost bringen kann, der uns näher zu Jesus Christus führt. Menschen, die grosse Leiden erfahren haben, berichten von einer speziellen Nähe zur Liebe Gottes, die sich nur im Leiden zeigt. Diese Nähe zu Jesus wird nur durch das Durchleben von Leiden erfahren. Krčméry und auch Richard Wurmbrand und andere großen Zeugen in der Verfolgung, haben gesagt, sie hatten ganze Tage während der Folter und in der Einzelhaft, wo sie wie in inneren Räumen im Himmel waren und dort in der Herrlichkeit einer Liebe von Gott eingehüllt, während ihr Körper äußerlich gefoltert wurde. So etwas hatten sie ausserhalb nie wieder erlebt.


Nun, wie können wir diese besondere Nähe zu Gott im Leiden erreichen?


7.1. Gott ist unsere Burg

«So wird der Herr für den Bedrückten zur Burg, zur Burg in Zeiten der Not.»

Im Psalm 9, 10 des Alten Testaments wird Gott oft als eine Zuflucht in Zeiten der Not dargestellt. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir jedoch selbst dafür verantwortlich sind, uns in dieser Zuflucht zu bergen. Wir sollten uns fragen, wohin wir uns flüchten, wenn unsere Seele weint und wir in Zeiten der Not sind? Gott möchte unsere Zuflucht sein, aber wir neigen oft dazu, uns anderswohin zu wenden. Wir haben unsere eigenen Fluchtmechanismen, wie die Arbeit, Ablenkung oder andere Dinge. Jesus ermutigt uns jedoch, zu ihm zu kommen und Ruhe zu finden, wenn wir geplagt sind und schwere Lasten tragen. Matthäus 11, 28: «kommen alle zu mir, die euch plagt und schwere lassen zu tragen hat. ich werde euch Ruhe verschaffen.»


Das Schlimme am Leiden ist nicht das Leiden selbst, sondern das einsame und sinnlose Leiden. Gott hat uns nicht versprochen, dass wir ohne Leiden durchs Leben gehen werden, aber er hat versprochen, dass wir nie sinnlos und einsam leiden müssen. Wir können uns bei ihm bergen und Trost finden, selbst in den schwersten Zeiten.


Im Leiden brauchen wir auch nicht unbedingt Antworten auf alle Fragen. Wichtiger ist der Frieden mit Gott. Trauern und Klagen sind erlaubt und können zu einem heilsamen Prozess führen, wenn wir sie im Dialog mit Gott und anderen Menschen teilen.


Eine ermutigende Bibelstelle aus Offenbarung 2, 10 besagt, dass wir uns nicht vor dem fürchten sollen, was wir erleiden werden. «Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst!» Was soll das bedeuten? Da kannst Du leben und sterben mit diesem Satz. Da kannst Du in alles reingehen, mit diesem Satz, weil es aus dem Mund des Auferstandenen kommt. Dann sagt er noch weiter: «Siehe der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet und ihr werdet Drangsal haben.» Und noch so ein Satz, mit den du Leben und Sterben kannst: «Sei treu bis zum Tod, und ich werde dir den Siegeskranz des Lebens geben.» Also trotz möglicher Prüfungen und Drangsal können wir treu sein und den Siegeskranz des Lebens von Jesus erhalten.


Leid kann in Gottes Plan eine wichtige Rolle spielen und Segen hervorbringen, wie ja auch die Geschichte von Lea zeigte, die von ihrem Mann nicht geliebt wurde. Nach ein paar Söhnen hat sie sich so gefreut, dass sie einen Sohn «Juda», sprich «Lobpreis», nannte. Und aus Juda wurde der Erlöser der Welt Jesus geboren.


Jeder von uns hat seine eigene Geschichte des Leidens und seine eigene Geschichte mit Gott, und es ist wichtig, sich auf diese persönliche Reise zu konzentrieren.



8. Fazit

Wie gehst du denn übers Wasser? Wir können eine Geschichte von Petrus lesen, wo er versucht übers Wasser zu gehen. Er sah Jesus, mitten im Sturm, wie er auf dem Wasser läuft und will zu ihm. Und solange Petrus sein Blick auf Jesus richtet, so lang kann er auf dem Wasser gehen. Aber als er sieht wie gross die Wellen sind, bekommt er Angst und geht unter. Da ruft er: «Herr, rette mich!» und Jesus nimmt ihn und zieht ihn wieder raus.


Auch wir gehen übers Wasser unser ganzes Leben lang. Und ob das Wasser trägt, dass kannst Du nur selber rausfinden. So wie Churchill gesagt hat: «If you have to go to hell, keep going!» «Wenn du durch die Hölle gehen musst, geh weiter!» und Johannes fügt an: …mit dem Blick auf Jesus, Schritt für Schritt und Tag für Tag.


Zusammengefasst: Auf dem Wasser gehen für Anfänger


  1. Dunkle Zeiten gehören dazu

  2. Leid ist zeitlich begrenzt

  3. Du bist nicht schuld

  4. Gott kennt dein Leid

  5. Leid ist Teil der Nachfolge Jesu

  6. Die Früchte des Herzens wachsen in dunklen Zeiten

  • Geduld durch Leid

  • Demut durch Demütigung

  • Vergebung durch Unrecht

  • Sanftmut durch Wut

  • Gelassenheit durch Enttäuschung

  • Liebe durch Verrat

  • Bescheidenheit durch Scheitern

  • Ehrfurcht durch Glaubenskrise

  • Mut durch Angst

  • Vertrauen durch Kontrollverlust

  1. Lerne Dich bei Gott zu bergen



Quellen: Auf dem Wasser gehen für Anfänger, Dr. Johannes Hartl, Youtube.com, https://youtu.be/jAyWPLIclvQ, zugriff 23.8.






Comentários


bottom of page