"Ikigai, Den Sinn des Lebens im Alltag finden" von Bettina Lemke ist ein tolles Buch zum Thema Berufung. Da es so viel Wertvolles dazu beiträgt, dass ein Mensch sein Platz in der Welt finden kann, habe ich viele Inputs davon herausgenommen und weiter ergänzt. Viel Spass beim entdecken Deines Ikigais!
Inhalt:
2. Auf der Spur des eigenen Ikigais - Fragen
2.1. Fragen zur Selbstreflexion
3. Zusammenfassung und Auswertung: Lebenskreise
3.1. Wie weiter?
1. Ikigai - Berufung, Sinnerfüllung und langes Leben
Auf der japanischen Insel Okinawa, auch «Land der Unsterblichen» genannt, finden sich die ältesten und noch selbständigsten Menschen bei bester Gesundheit. Diese Menschen sind sich ihres Ikigais besonders bewusst und geniessen das Leben in vollen Zügen. Ikigai ist der japanische Ausdruck für die geistliche Dimension, unabhängig von Religion, was einen Menschen lebendig hält.
In dem kleinen Dorf Okimi auf Okinawa sind sich die Leute ebenso über das Gemeinschaftsgefühl, das «Yuimaru» «die Kraft der Gemeinschaft» oder «Kreis des Zusammenhalts» im Klaren. Es gehört unmittelbar zur Wirkung von Ikigai. Die intensive Kontakte untereinander und Unterstützung gehören für sie zum Alltag. Jeder hilft jedem, doch jeder versucht auch so weit wie möglich alleine klar zu kommen und keinem zur Last zu fallen. Man nütz andere nicht aus, übervorteilt nicht. Man wart seine Selbständigkeit, aber jeder weiss, dass er den anderen auch braucht. Ruhestand gibt es dort nicht, denn wer sein Ikigai lebt, will nicht damit ruhen. Die Bewohner leben wohl das christliche Gebot der Nächstenliebe und die Vorstellung von Gemeinde.
Das Ziel ihrer Gemeinschaft ist stehts dem anderen soweit zu helfen, dass er sich wieder selbst helfen kann. Ihr Ikigai, dass sich besonders im Tun mit oder für andere Menschen zeigt, ist der individuelle Beitrag jedes einzelnen an die Gemeinschaft. Dass das eigene Tun einem grösseren Zweck dient, ist sehr sinnstiftend und laut Glücksforschung sogar eine Vorrausetzung für Glück. So ein Leben schafft und bewahrt, neben ausreichend Bewegung, Ikigai und gesunder Ernährung, eine sehr gute Voraussetzung für Sinnerfüllung und ein langes Leben.
Der japanische Begriff des Ikigai beinhaltet Sinn und Inspiration, Glück, Lebensfreude, Erfüllung, Energie und längeres Leben. «Iki» kann man mit «leben» und «gai» mit «Sinn, Wert, Ergebnis, sich lohnen» übersetzen. Ikigai hat jeder und jeder darf es in sich entdecken. Ikigai ist eine Motivation die uns mit Vorfreude zu etwas antreibt. Sie ist die Antwort wofür wir morgens aufstehen und wofür wir gelebt haben wollen. Ikigai setzt sich aus Selbstverwirklichung und Lebensmotivation zusammen. Sie ist das, was wir mit Leichtigkeit aus ganzem Herzen zu tun gedenken und uns lebendig macht.
Wer also sein Ikigai für sich entdeckt hat, weiss wofür es sich zu leben lohnt. Da überrascht es nicht, dass diese Menschen sich besserer Gesundheit, Optimismus und Widerstandskraft, als ihre Mitmenschen ohne Ikigai-Bewusstsein, erfreuen. Das hat auch die Forschung (Ohsaki-Studie) bereits erkannt, die den Zusammenhang von Ikigai und geringerer Sterblichkeit (Mortalität) nachweisen konnte. Es sollte Pflicht sein unseren Kindern dabei zu helfen ihren Lebenssinn zu finden. Ikigai kann man also auch als Berufung bezeichnen.
Berufung, die Flow- oder Glücks-Forschung und Ikigai zeichnen wie folgt aus:
Dinge die wir gerne tun
beinhaltet unsere Stärken, das können wir gut oder sogar begabt
dafür könnten wir bezahlt werden oder erhalten eine angemessene Gegenleistung
es ist etwas was die Welt braucht
Ikigai hat also vor allem mit unserem Tun, Beitragen und Motivation zu tun. Beides kann auch anstrengend sein und bei Leidenschaft sogar auch sehr mit Verzicht daher kommen. Doch es ist etwas, das wir so sehr lieben, dass wir auch Mühe und einen gewissen Schmerz auf uns nehmen, um es zu tun.
Anders jedoch, gegen die allg. Annahme, ist Ikigai nicht zwingend eine von aussen sichtbar ausgeprägte Passion. Es kann auch etwas ganz Kleines sein, dass aber für den jeweiligen Menschen durchaus Lebenserfüllend sein kann. Unser Herz neigt dazu Vorstellungen, Überzeugungen und Erwartungen von anderen Menschen zu übernehmen, doch es ist sehr wichtig unsere eigenen Wünsche und Ziele zu kennen und anzustreben. Ikigai ist z. B. das Wissen eines Karate-Lehrers an seine Schüler weiter zu geben, mit einem Instrument zu musizieren, Gartenarbeit verrichten, gutes Essen kochen, Sport machen oder dass eine Grossmutter Zeit mit ihrer Enkelin verbringen kann. Es ist das, was wir als «himmlisch» bezeichnen würden, wenn wir es tun.
Ikigai kann sich im Laufe des Lebens auch leicht verändern. Ein Jugendlicher z. B. findet in seiner Ausbildung sein Ikigai, was seine Berufung zur jeweiligen Berufswahl unterstützt. Berufung kann sich wie ein Weg gestalten, wobei Ikigai die einzelnen Stationen darstellen kann und Flow den Glücksmoment erklärt. Es ist also wichtig sich regelmässig zu vergegenwärtigen, wie es um sein Ikigai steht.
Noch ein paar Grundregeln für sinnerfülltes Leben. Neben dem Bewusstsein für eine gute Work-Life-Balance gibt es noch weitere Punkte, die uns helfen ein schönes Leben zu führen:
Bewusstes Atmen, regelmässiges, bewusstes Ein- und Ausatmet hilft für den Stressabbau und Entspannung
Gesunde Ernährung, Mediterrane Ernährung ist womöglich die beste Ernährungsform, sich Zeit nehmen zum Essen und eine entspannte Haltung dazu haben
Bewegung, gemeint ist nicht Leistungssport, aber regelmässige Bewegung hält uns fit, Stressabbau, stärkt unser Immunsystem, hält jung und fördert ebenso geistige Leistungsfähigkeit
Schlafqualität, ohne Regeneration stirbt der Mensch, Schlaft ist essenziell für unseren Organismus, es ist also sehr selbstschädigend auf Schlaf zu verzichten
Work-Life-Balance, wir schon bekannt ist der Ausgleich zwischen Leistungs- und Ruhephasen sehr wichtig, unsere sozialen Kontakte, Urlaub, Zeiten des Nichts-tun und Freizeit-Spass dürfen im Leben nicht zu kurz kommen
Resilienz, überwinden von Problemen und konstruktiver Umgang mit Herausforderungen bewältigen wir am besten, wenn unser allg. ICH stabil ist, wer Selbständigkeit und Lebenssinn entwickelt hat, weiss auch trotz Schicksalsschlägen seine Balance wieder zu finden
Gemeinschaft, Menschen sind soziale Wesen und können an Einsamkeit sterben. Das Zugehörigkeitsgefühl ist ein Bedürfnis jedes Menschen und gehört zu unserer Sinnerfüllung. Glück ist doppelt so schön wenn man es teilen kann
Hier kommen wir zu einem Fragekatalog zur Ermittlung des eigenen Ikigais. Idealerweise nimmt man sich dafür genügend Zeit, so dass man sich in Ruhe über sich klar werden kann. Stress und Druck sind Kreativitätskiller. Manchmal sind wir uns gar nicht mehr bewusst, dass Anspannung normal in unserem Alltag geworden ist.
Um Dein Wesenskern zu ergründen, ist es unerlässlich entspannt zu sein. Mache es Dir bequem, sammle Deine Achtsamkeit und gehe die Fragen am besten der Reihe nach durch, denn sie sind teilweise aufeinander aufgebaut. Mache bei jeder Frage zuerst ein Brainstorming. Also lasse alle Eindrücke und Bilder zu, die Dir in den Sinn kommen. Um an unseren ungefilterten Wesenskern zu kommen, ist es wichtig, dass wir selbst vorurteilsfrei über uns selbst denken. Niemand ausser uns selbst oder Gott, kann wissen was für eine Berufung oder Lebenssinn in uns steckt.
Wenn Du gläubig bist, bitte doch den Heiligen Geist Dich zu unterstützen. Und nun auf geht’s!
2.1. Fragen zur Selbstreflexion
Das Ikigai steckt in den Zwischentönen. Versuche Dir jeweils vorzustellen, was Du besonders gern hast und wieso das so ist. Mache Dir die Mühe und versuche es so ausführlich wie möglich zu beschreiben.
Wir können von ganzem Herzen dabei sein, etwas beherzt oder etwas nur halbherzig tun. Spürbar merken wir, wie das eine in uns unscheinbare Energie freisetzt. Und das andere Dinge, uns regelrecht Kraft kosten. Im Gegensatz zu unserem Verstand, können jene Herzensdinge nicht zwingend Sinn machen oder vom Kopf her lohnenswert erscheinen. Doch wenn unser Herz bei unserem Tun dabei ist, haben wir Zugang zu unserer inneren Lebensquelle. Das Leben macht Spass, auch wenn wir es scheinbar fast vergessen haben. Unser innerster Wesenskern sagt uns wofür unser Herz schlägt. Hör gut hin, es könnte sehr leise sein. Wir können unsere Herzensthemen bei den folgenden Fragen erkennen. Gehe sie in Ruhe durch.
Was macht es aus, dass Du dies oder jenes bevorzugst? Und auch hier, es dürfen ganz kleine unscheinbare Dinge sein. Ist es eine Figur, Atmosphäre, ein Moment, ein Thema, ein Ideal das Dich anspricht?
Meine Lieblingsbücher sind:... Es gefällt mir besonders, weil....
Meine Lieblingsfilme/Theaterstücke sind:... Es gefällt mir besonders, weil....
Und nun mache Dir eine Themenliste. Diese nimmst Du durch alle Fragen mit und sammelst darauf Deine Erkenntnisse. Welche Themen oder Stichworte konntest Du bereits aus den ersten Fragen herauslesen? Achte besonders auf die «Es gefällt mir besonders, weil…». Da steckt deine Motivation drin.
2. Eigene Ressourcen
In unseren Lieblingsfiguren und Vorbildern können wir auch unsere Stärken und Werte erkennen. Achte auf deren Eigenschaften und überlegen Dir, ob diese Merkmale auch auf Dich zutreffen, oder Du diese anstrebst. Wofür kriegst Du Komplimente, oder wofür verteilst Du welche? Welche Entscheidungen waren für Dich die besten? All das sind Aspekte, die u. a. Originalität in Deine Persönlichkeit bringen.
Meine Lieblingsfiguren/Vorbilder/ich wäre gerne wie…
Diese gefallen mir besonders gut weil…
Bei anderen beeindruckt mich am meisten…
Meine Lieblingszitate…
Am wertvollsten ist für mich…
Meine Stärken sind…
Andere haben mich schon für folgendes gelobt, oder Komplimente gemacht…
Freunde und Bekannte wenden sich an mich wenn sie Hilfe in folgendem brauchen…
Zu den besten Projekten meines Lebens gehört, gehörten…, weil…
Zu den besten Entscheidungen meines Lebens gehört, gehörten…, weil…
Zeigen sich Wiederholungen und Übereinstimmungen? Ab auf die Themenliste!
3. Frühere Lieblingsbeschäftigungen und aktuelle Herzensthemen
Erinnern Dich zurück an Deine Vergangenheit. Notiere Dir Hobbies oder Dinge, die Du vielleicht schon als Kind gerne gemacht hast und wieso Du so Freude daran hattest. Sammle Deine Erkenntnisse auf Deiner Themenliste. Was wiederholt sich, was sind Schlüsselbegriffe?
Lieblingsbeschäftigung: Daran hat mir daran gefallen?
als Kind / als Jugendlicher / als junger Erwachsener
Diese Themen, Filme, Bücher, Blogs, Dokumentationen, etc. interessieren mich brennend...
Ich besuche gerne Veranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen mit folgenden Themen: 1., 2.,.
In diesen Zeitschriften würde ich einen Artikel zu folgendem Thema spontan lesen...
Generell weckt meine Neugier...
Nächtelang könnte ich über folgendes reden und diskutieren...
Das begeistert mich / zieht mich in den Bann...
Das motiviert mich...
Und wieder darfst Du Deine Kernbotschaften auf Deiner Themenliste sammeln.
4. Dankbarkeit
Menschen die Dankbarkeit als eine bewusste Haltung in ihrem Leben verankern, sind nach wissenschaftlichen Studien zufriedener, hilfsbereiter, haben mehr lohnende soziale Beziehungen, können besser mit Problemen umgehen und sind seltener gestresst und depressiv. Dankbarkeit und Lebensglück gehören eng zusammen. Wer für etwas Dankbar ist, kann sich nicht gleichzeitig Sorgen machen oder darüber ärgern. Dieses unscheinbare Gefühl schenkt Sicherheit und Geborgenheit. Dank ist stehts auf jemand oder etwas gerichtet und verbindet uns so mit der Welt oder mit Gott. Das macht es so erfüllend, es ist nie auf einen selbst gerichtet.
Erstelle eine Dankbarkeitsrubrik auf Deiner Themenliste und schreibe Dir pro Tag je 3 schöne Dinge auf und überlegen Dir wie es dazu kam. Diese müssen nicht gross sein. Je öfter Du das tust, desto mehr Erkenntnisse kannst Du über Dich sammeln.
Drei schöne Dinge heute:
Wie kam es dazu?
Welche Bedeutungen haben diese für sie?
Wie können sie können sie künftig weitere Erlebnisse dieser Art haben?
Im vergangenen Jahr haben mich folgende Dinge glücklich gemacht…
Diese Menschen machen mich glücklich…
5. Passion und Lebendigkeit
Ein häufig gehörtes Credo lautet:
Finde und lebe deine Passion und du wirst erfolgreich, zufrieden und glücklich!
Oder: Mache deine Leidenschaft zum Beruf und du musst nie mehr arbeiten!
Ja, zweifellos ist da was Wahres dran und wer das Glück hat, dass seine Passion ein anerkannter Beruf ist, für den treffen diese Aussagen mit Sicherheit zu. Es passt hervorragend in unsere leistungsorientierte Gesellschaft der Selbstoptimierer. Doch was, wenn das bei jemandem nicht der Fall ist? Hat der einfach Pech gehabt? Nein, dass denke ich nicht. Berufung oder Passion muss nicht zwingend Beruf sein. Für viele Berufungen gibt es nicht mal einen Beruf!
Wir können Lebensglück auf zwei Arten ausleben:
als "Spezialisten" mit nur einer grossen Passion für ein bestimmtes Thema
oder als "Scanner" mit einem breiten Interessengebiet, neuen Themen und Abenteuer
Während der Spezialist dieses eine Thema hat, dass ihn völlig fasziniert, tun sich Scanner schwer sich nur auf etwas festzulegen, weil sie u. a. anderes nicht verpassen wollen. Sie können sich aber durchaus mit Dingen beschäftigen, die ihnen tiefen Sinn geben, nur wird es nicht bei diesem einen bleiben. Sie sind vielseitiger und wechselhafter, aber deshalb nicht minder passioniert.
Der Grossteil der Menschen befindet sich innerhalb des Spektrums zwischen Spezialist und Scanner. Sie haben vielleicht 2-3 Themen wo sie sich voll reinhängen oder geniessen den Sinn des spontan alltäglich Zwischenmenschlichem, keines ist minderwertiger. An Deiner Themenliste kannst Du bereits Tendenzen sehen zu welchem Pol Du eher neigst und das ist super so! Jeder von uns ist einzigartig und daher auch unsere Lebendigkeit. Ich hoffe der Mythos der einen Passion konnte ein wenig gelichtet werden.
Lebendig fühlen wir uns, wenn wir Dinge tun, die uns Energie verleihen, wofür unser Herz schlägt. Wir versuchen nun unsere Herzensthemen nicht aus der Lieblings-Perspektive, sondern aus der Energie-Perspektive zu ermitteln. Du kannst z. B. etwas sehr gerne tun, aber es kostet Dich mehr Energie, als in Dir frei wird. Schauen wir also nach Deinen Energiespender.
Das stärkt mich, verleiht mir Energie…
Am lebendigsten habe ich mich gefühlt als…
Besonders frei habe ich mich gefühlt als…
Am meisten befriedigt, erfüllt hat mich…
Notieren Dir wieder Deine Erkenntnisse mit dem bekannten Vorgehen auf der Themenliste.
6. Wunschträume
Wünsche und Visionen sind wie ferne Ziele auf die wir zusteuern. Wer kein Ziel vor Augen hat schippert ziellos durch die Welt und kann darum auch nie im Leben ankommen. Jeder von uns hat Wünsche und sind sie noch so klein. Sie sind Hinweise für unsere Herzensanliegen, für das wofür unser Herz höher schlägt, folglich unser Leben pulsiert. Wo unser Herz ist, da sind Gefühle, da ist Lebendigkeit.
Wer keine Wünsche mehr hat, ist nicht wunschlos glücklich, sondern hat vielleicht aufgegeben Wünsche in seinem Herzen zuzulassen. Sein Herz ist wie tod, es darf für nichts mehr schlagen. Gar nicht selten haben wir selbst diesen kleinen Funken Hoffnung in uns erloschen. Ich möchte Dich aber ermutigen, Dich an Deine Träume zurück zu erinnern.
Als Kind habe ich davon geträumt…
Als Jugendlicher habe ich davon geträumt…
Als junger Erwachsener habe ich davon geträumt…
Im Moment träume ich davon…
Gehe Deine Notizen in Ruhe durch. Welche Träume sind noch immer stimmig für Dich? Haben sich welche erfüllt? Welche nicht, sind aber immer noch erstrebenswert oder haben sich sogar über mehr als eine Phase gehalten? Unbedingt festhalten!
Manche Träume waren vielleicht in früheren Jahren sehr gross für Dich, doch jetzt haben sich Deine Lebensumstände geändert und diese Träume sind auch nicht mehr so wichtig. Diese kannst Du streichen.
Wenn Du am Schluss Deine Träume nochmals durchgehst, frage Dich: Für welche Wünsche würde ich auch echte Opfer bringen und mich mit ganzem Herzen einsetzen? Diese halte auf Deiner Themenliste fest!
7. Ziele
Ziele sind eng mit Motivation und Bedürfnissen verknüpft. Wenn uns ein Ziel sehr erstrebenswert erscheint, haben wir eine grosse Motivation und Bedürfnis dieses umzusetzen. Körperliche und seelische Bedürfnisse sind also grosse Motivatoren.
Wenn Menschen keine Motivation haben, liegt das mehr an ihrer Zielbewertung als an mangelnder Disziplin. Man kann Ziele in intrinsische und extrinsische unterteilen. Intrinsische Ziele, die also von uns selbst kommen, schenken uns eine grössere Lebenszufriedenheit, als solche, die von aussen sind (extrinsisch), wie z. B. finanzieller Erfolg, Ansehen oder Materialismus. Wenn wir etwas aus eigenem Antrieb tun haben wir grössere Begeisterung, mehr Antrieb und erhalten eine unbezahlbare Befriedigung durch individuelle intrinsische Belohnung. Natürlich hat ein finanzieller Ausgleich für unsere Arbeitsleistung seine Berechtigung. Doch dieses Wohlbefinden im Einklang mit unseren Herzenszielen zu handeln ist die wahre Lebensmotivation.
Setzen sie sich konkrete Ziele. Nur so können sie auch etwas Grösseres umsetzen.
Wenn ich spontan einen freien Tag hätte, würde ich …
Wenn ich spontan eine freie Woche hätte, würde ich …
Mit 500 CHF würde ich…
Mit einer Million würde ich…
Diesen Wunsch würde ich mir heute noch erfüllen, wenn morgen die Welt untergeht…
Meine Träume und Ziele sind erstrebenswert weil…
Diese Ziele oder Projekte würde ich umsetzen, wenn ich wüsste, dass die Umsetzung gut funktioniert…
Welche Sache wäre es Wert?
Gehe auch hier Deine Antworten nochmals durch. Erkennst Du Schlüsselbegriffe, Übereinstimmungen und Themen? Notiere diese wieder auf Deiner Themenliste.
Nexting
Ziele lassen sich auch über «Nexting» visualisieren. Gefühle sind Ausdruck unserer Bewertungen und Haltungen. Unsere Bewertungen ergeben sich u. a. aus unbewussten und bewussten Werten, Ängsten und Zielen. Wir können bewusst schöne oder positive Gefühle hervorrufen, wenn wir uns innere Bilder vorstellen, die uns beflügeln. Doch es hilft nicht nur dafür. Wenn wir also unsere Herzensziele visualisieren ergeben sich unmittelbar Gefühle, die vieles über unsere Bewertung verraten. Sind sie positiv, sind wir mit ganzem Herzen dabei. Ist da eher ein dumpfes Gefühl, stimmt etwas mit unserer inneren Haltung nicht überein. Prüfen wir das nicht bewusst, könnte es sein, dass wir uns danach selbst sabotieren und gar nicht verstehen, wieso wir etwas nicht umsetzen, obwohl wir es uns vorgenommen haben.
Wenn wir also unsere Ziele ganz konkret visualisieren, uns vorstellen wie es sich leibhaftig anfühlt dieses Ziel umzusetzen oder zu leben, springt unser Motivationsmotor an und unser Leben bekommt eine Richtung. Es ist nicht der Schlüssel zur absoluten Garantie für Erfolg, aber es ist eine grosse Hilfe für die Lebenssteuerung, wenn man sich bewusst ist, wohin man will. Probiere es aus!
In diesem Jahr möchte ich folgendes umsetzen...
Und so werde ich es umsetzen...
3. Zusammenfassung und Auswertung: Lebenskreise
Bei der folgenden Aufgaben geht es darum die Punkte auf der Themenliste zu sortieren und zwar so, dass wir schlussendlich folgende Aufstellung haben: (Entschuldigung für die Bildqualität!)
Was jetzt folgt, kann sehr aufwändig erscheinen. Ich möchte Dich aber ermutigen Dir auch hier alle Zeit der Welt zu nehmen und Dir die Mühe zu machen. Je sauberer Du die Punkte für Dich herausgearbeitet hast, desto klarer wird Dein Bild.
1. Versuche zuerst die Themenliste zu unterteilen in:
Folgende Dinge mache ich gerne / begeistern mich
Das kann ich gut / Stärken
Dafür könnte (werde) ich bezahlt werden, oder eine Gegenleistung erwarten
Das braucht die Welt
Das ist bei manchen Punkten nicht so einfach. Wenn Du Dich nicht entscheiden kannst, schreibe sie auf mehrere der 4 Listen.
2. Unterstreiche oder markiere Dir davon die Dinge, die für Dich die grösste Bedeutung haben.
3. Nehme Dir die Listen einzeln vor:
a. Folgende Dinge mache ich gerne / begeistern mich. Was davon passt zur Liste Das kann ich gut / Stärken? So finden sie ihre passion / Passion, Leidenschaft
b. Folgende Dinge mache ich gerne / begeistern mich. Was davon passt zur Liste Was die Welt braucht? So finden sie ihre mission / Mission / your contribution (Gemeinschaftsbeitrag)
c. Das kann ich gut / Stärken. Was davon passt zur Liste Dafür könnte ich bezahlt werden? So finden sie ihren profession / Beruf / good job (gute Arbeit)
d. Was die Welt braucht. Was davon passt zur Liste Dafür könnte ich bezahlt werden? So finden sie ihre your calling / Berufung
4. Ein Blick auf die Schnittstellen, die dem Ikigai sehr nah kommen, aber dennoch etwas fehlt:
a. Ergeben Zufriedenheit, eine Möglichkeit zu Dienen oder zu arbeiten, mitzuwirken aber vielleicht auch das Gefühl nicht wirklich notwendig gebraucht zu werden:
Wenn Du nun die Punkte von Passion und Beruf in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen? Wo in der Welt würde das einen entscheidenden Mehrwert bringen?
2. Bild: Oder man könnte auch fragen: Wenn Du nun die Punkte von profession, your passion und good job in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen?
opportunity for service (= Möglichkeit zu Dienen oder zu arbeiten, mitzuwirken) Wo in der Welt würde das einen entscheidenden Mehrwert bringen?
b. Ergeben Begeisterung, eine Möglichkeit zu Wachsen oder einem Wachstum beisteuern zu können, aber kann gleichzeitig Unklarheit und Unsicherheit erzeugen:
Wenn Du nun die Punkte von Mission und Berufung in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen? Wie könntest Du da Deine Stärken noch mehr einbringen, damit du Sicherheit hast?
2. Bild: Oder man könnte auch fragen: Wenn Du nun die Punkte von good job und mission und your calling in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen?
opportunity for growth (= Möglichkeit für ein Wachsen oder einem Wachstum beisteuern zu können) Wie könntest Du da Deine Stärken noch mehr einbringen, damit du Sicherheit hast?
c. Ergeben Erfüllung, eine Kampfbereitschaft, dafür würdest Du kämpfen, Dich bemühen, aber es könnte sein, dass kein genügenden Wohlstand bzw. Geld zum Leben erzeugt wird:
Wenn Du nun die Punkte von Passion und Mission in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen? Wie könntest Du damit besser wirtschaften, damit es zum Leben reicht?
2. Bild: Oder man könnte auch fragen: Wenn Du nun die Punkte von your passion und your contribution in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen?
struggling (= Kampfbereitschaft, dafür würde ich kämpfen, mich bemühen) Wie könntest Du damit besser wirtschaften, damit es zum Leben reicht?
d. Ergeben eine Bequemlichkeit oder Leichtigkeit, etwas erstrebenswertes, danach würdest Du suchen oder streben, aber vielleicht erzeigt es auch ein Gefühl von Leere:
Wenn Du nun die Punkte von Beruf und Berufung in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen? Was fehlt noch entscheidend an Liebe und Freude?
2. Bild: Oder man könnte auch fragen: Wenn Du nun die Punkte von your contribution und your calling in einem Verbinden müsstest, was würde da heraus kommen?
seeking (= erstrebenswert, danach würde ich suchen, streben)
5. Jetzt sind wir Deinem Ikigai ganz nah! Versuche nun herauszukristallisieren was die Essenz aus den letzten 4 Punkten ist! Das ist Dein Ikigai (Bestimmung, Traumjob, wahre Berufung)!
opportunity for service = Möglichkeit zu Dienen oder zu arbeiten, mitzuwirken
opportunity for growth = Möglichkeit für ein Wachsen oder einem Wachstum beisteuern zu können
struggling = Kampfbereitschaft, dafür würde ich kämpfen, mich bemühen
seeking = erstrebenswert, danach würde ich suchen, streben
Dafür stehst Du morgens auf! Das mach Dein Leben lohnenswert! Das verleiht Dir Sinn!
3.1. Wie weiter?
Nun da Du nun hoffentlich sehr vieles über Dich selbst erfahren hast und Du Dir Deinem Ikigai bewusst wurdest, wirst Du vielleicht die eine oder andere Änderung in Deinem Leben vornehmen wollen. Da Ikigai ja auch ein Lebenskonzept ist, kann es auch einfach in Deinen Alltag integriert werden.
Beherzige dazu folgende Punkte aus dem Ikigai-Praxisbuch von Bettina Lemke:
Zeit nehmen zum Träumen
stets aktiv bleiben
auf Selbstführsorge achten
Stressfallen meiden
Dankbarkeit praktizieren
in einer Gemeinschaft leben
auf sein Herz achten
Wert von kleinen Dingen schätzen
neugierig bleiben
Mit dem Ikigai-Kurztest kannst Du prüfen, ob Du noch auf Kurs mit Deinem Ikigai bist:
verleiht Dein Tun Dir Energie?
macht Dein Tun Dich wacher und lebendiger?
fördert es Deine Motivation?
ist es ein Grund wieso Du morgens aufstehst?
fühlt es sich in Deinem Herz richtig an?
hast Du das Gefühl dabei Dich selbst zu sein?
ist Dein Leben dadurch erfüllter, bunter, lohnender?
hat es eine positive Wirkung auf Deine Mitmenschen?
kannst Du davon begeistert erzählen und andere damit sogar anstecken oder inspirieren?
Vielleicht kann nicht jeder Punkt mit Ja beantwortet werden. Doch je mehr Punkte zutreffen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine Übereinstimmung mit Deinem Ikigai.
Quelle: Ikigai, Den Sinn des Lebens im Alltag finden, Das Praxisbuch, Bettina Lemke, 2017 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
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